"L. A. Zombie" ist ein Film von Bruce LaBruce (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.
Kleine Warnung vorweg: Besonders empfindsame Gemüter sollten hier lieber nicht weiterlesen oder sich wenigstens anschließend nicht beschweren.
Den viel diskutierten Film von Bruce LaBruce gibt es in einer geschnittenen Softcore-Version (ca. 63 Minuten) und in einer Hardcore-Version (ca. 103 Minuten), die vom Berliner Porno-Label "Wurstfilm" vertrieben werden. Ich habe mich für die Hardcore-Version entschieden und war angenehm überrascht, dass mein DVD-Verleih den überhaupt im Angebot hat, was ich sehr lobenswert finde.
Also ran an die Handlung, wobei "Handlung" hier schwer zu definieren ist, immerhin handelt es sich hierbei um einen Gay-Porno. Ein merkwürdiger Zombie (Francois Sagat) läuft durch Los Angeles und begegnet dabei diversen Unfall- und Mordopfern, die er auf ebenso merkwürdige Weise mit seinem schwarzen Ejakulat und Sex zurück ins Leben befördert. Gezeigt wird dabei viel Blut, Dreck und nackte Haut, aber wie immer bei LaBruce eben auch viel Ironie und Satire. Der Film kommt ohne nennenswerte Dialoge aus, ist aber durchgehend mit Musik unterlegt.
Francois Sagat wechselt hier mehrfach die Erscheinungsform. Ist er jetzt wirklich ein Zombie oder doch nur ein extrem gut gebauter Obdachloser mit Knackarsch und zerrissenen Klamotten? Wenn er die Toten durch Penetration zurück ins Leben holt, egal in welche Körperöffnung, dann ist das schon fast zärtlich dargestellt. Ist er vielleicht ein Retter der Menschheit? In seiner Darstellung ist er jedenfalls schon beinahe rührend, das gibt dem Film noch eine besondere Note. Gegen Ende gibt es noch eine nette kleine Orgie mit ein paar muskelbepackten und tätowierten Kerlen, die dann von Drogendealern niedergemetzelt werden und anschließend von unserem Zombie gerettet werden müssen. Ja, er hat viel zu tun.
Zum Schluss landet unser Freund auf einem Friedhof - mit Friedhöfen hat es LaBruce nun mal - und schaufelt sich ein Grab, während blutige Tränen aus seinen Augen laufen. Es scheint, als würde die Gewalt auf den Straßen ihn ohnmächtig machen und er würde deswegen kapitulieren. Das kann natürlich jeder sehen wie er will, ich habe es jedenfalls so empfunden.
Meiner Meinung nach ist dieser Film mal wieder ein schöner Arschtritt für den guten Geschmack und ich fand ihn ziemlich lustig. Warum auch nicht, schließlich werden hier keine Köpfe abgeschlagen, keine Frauen verprügelt und auch keine Kinder misshandelt. Hier haben ein paar Männer Sex miteinander, mehr ist nicht, na und? Kein Grund zu verspannen, ich glaube die hatten alle viel Spaß dabei und das sollte der Zuschauer auch haben, wo ist denn da das Problem? Den großen Skandal sehe ich nämlich nicht und die Szenen sind viel weniger eklig, als ich erwartet habe, trotzdem wird der Film wohl hauptsächlich für Fans von Bruce LaBruce interessant sein, die schon wissen werden, was sie damit anfangen können. Nebenbei bemerkt, ich habe mir kürzlich "Eat, Pray, Love" mit Julia Roberts angesehen und den fand ich weitaus gruseliger als diesen Film. Geschmäcker sind halt verschieden.
Auf jeden Fall kann ich "L. A. Zombie" allen Fans von Bruce LaBruce uneingeschränkt ans Herz legen, schon allein wegen Francois Sagat, der wirklich sehenswert ist und reichlich Gelegenheit hat sich nackt zu zeigen, aber auch sonst ist dieser Film durchaus empfehlenswert. Man muss sich nur trauen und die endlosen drögen Diskussionen einfach ignorieren. Bruce LaBruce hat hier einen gewohnt schrägen und schwulen Zombie-Porno geschaffen, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Wie schon in "Otto; or, Up with Dead People" ist der Hauptdarsteller auch hier sehr ambivalent gezeichnet und lässt sich nicht entschlüsseln, was ich aber eher reizvoll finde. Muss denn immer alles erklärt werden? Ich hatte jedenfalls Spaß an dem Film und finde ihn gut gelungen. Ein echter LaBruce eben.
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