"In the Blood" ist ein Film von Lou Peterson (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2006 und kurz gesagt - ziemlicher Quark. Aber der Reihe nach.
Der Film handelt von den Geschwistern Cassidy (Tyler Hanes) und Jessica (Katharine Flynn), die auf demselben College sind. Jessica ist noch neu dort und ihr älterer Bruder kümmert sich um sie, seit ihre Eltern vor vielen Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Auf dem Campus herrscht Aufregung, da erst kürzlich zwei Studentinnen ermordet wurden. Der Täter scheint auf jungfräuliche blonde Frauen zu stehen und Jessica passt genau in dieses Profil.
Cassidy hat zwar eine Freundin - auch wenn nicht ganz klar wird, was da läuft - aber er fühlt sich ganz deutlich von anderen Männern angezogen, kann sich das aber selbst noch nicht eingestehen. In letzter Zeit bekommt er immer öfter Nasenbluten, wenn er sexuell erregt ist, so zum Beispiel beim Betrachten seines Freundes Michael (Robert Dionne) oder beim Anblick junger nackter Männer unter der Dusche. Dabei hat er Visionen, in denen er seine Schwester blutüberströmt sieht. Um sich über seine Gefühle klar zu werden, verabredet er sich mit dem Stricher Victor (Carlos Alberto Valencia), kneift dann aber in letzter Sekunde, weil er sein Schwulsein noch nicht akzeptieren kann.
Eine merkwürdige Frau verfolgt ihn, die sich als seine Tante Helen (Alison Fraser) zu erkennen gibt und ihm ein Familiengeheimnis offenbart. Bei sexueller Erregung hätten sie die Gabe, Dinge die in der näheren Zukunft passieren vorauszusehen. Cassidy will ihr zwar erst nicht glauben, aber dann testet er das aus. Er hat Sex mit seiner Freundin, aber nichts passiert. Daraufhin geht er wieder zu Victor, hat seinen ersten schwulen Sex und sieht in seiner Vision, dass Jessica mit Michael zusammen ist und in großer Gefahr schwebt. Er stiehlt Victor eine Waffe und macht sich auf, Jessica und Michael zu suchen. Das ganze endet in einer Tragödie.
Die Geschichte an sich ist ja gar nicht mal so dumm, aber leider ist die Umsetzung komplett blödsinnig und krankt an mehreren wichtigen Stellen. Der Film wirkt wie eine billige TV-Produktion, ist mit effektheischender Musik unterlegt und nimmt sich wichtiger, als er eigentlich ist. Die schauspielerischen Leistungen sind sehr überschaubar, um nicht zu sagen, eher nicht existent und grauenvoll. Besonders schlimm ist hier die Figur der Helen, die nicht nur keinen einzigen Satz verständlich herausbringt und dann auch noch Dialoge zum Besten geben muss wie "Ich sehe die Zukunft, wenn ich Sex habe". Au weia! Dafür müsste der Autor eigentlich bestraft werden.
Insgesamt gesehen natürlich ein Film, für den ich keine Empfehlung abgeben kann. Mit ein bisschen mehr Mühe und Sorgfalt hätte das eigentlich ganz gut werden können, aber so ist es leider nur missraten und unterirdisch. Wer der tatsächliche Serientäter in diesem Fall ist, wird übrigens nur ganz am Rande und eher nebenbei erwähnt.
Sonntag, 27. Februar 2011
Gay Sex in the 70s
"Gay Sex in the 70s" ist ein Dokumentarfilm von Joseph Lovett aus dem Jahr 2005.
Der Film beschäftigt sich mit dem schwulen Leben in New York in der Zeit nach Stonewall (Juni 1969) bis zum - offiziellen - Ausbruch von Aids im Jahr 1981. Innerhalb dieser Zeitspanne war für schwule Männer, zumindest in New York, scheinbar alles möglich. Es gab Sex, Drogen und Parties ohne Ende. Nachdem die Zeit des Versteckens endlich vorbei war, nutzten viele ihre Freiheiten auch aus. Was damals niemand ahnen konnte, diese Zeit der freien Liebe war begrenzt, denn mit Beginn der Achtziger Jahre hielt Aids Einzug in das Leben der Menschen und forderte viele Opfer. Die Party war schlagartig vorbei und so etwas wie in den Siebzigern wird sich nicht mehr wiederholen.
Diese fabelhafte Dokumentation zeigt Fotos und Filmausschnitte aus dieser Zeit, die einen tollen Einblick in die Szene geben. Unterlegt ist das alles mit einem sehr gelungenen Soundtrack, der das Zeitgefühl noch unterstreicht. Außerdem gibt es Interviews mit Männern, die diese Zeit aktiv miterlebt haben und von ihren Erfahrungen und Erlebnissen berichten. Darunter sind unter anderem Rodger McFarlane, Tom Bianchi, Ken Unger, Larry Kramer und noch einige mehr. Sie erzählen ganz frei von den damaligen Treffpunkten zum Cruisen, von den Bars, den Discos, den Hinterzimmern, den Piers und von den Ausflügen nach Fire Island.
Insgesamt gesehen ein tolles Zeitdokument, leider nur ca. 70 Minuten lang, das hätte gerne noch ausführlicher sein können, aber trotzdem sehr gelungen. Wem dieser Film gefällt, dem möchte ich auch noch "That Man: Peter Berlin" ans Herz legen, der ebenfalls 2005 entstanden ist und sich mit der Schwulen-Ikone Peter Berlin befasst. Beide Filme sind auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
In diesem Zusammenhang kann ich auch noch allen, die sich für diese Zeit und Thematik interessieren, das beim Verlag Bruno Gmünder veröffentlichte Buch von Kevin Clarke "Porn - From Warhol to X-Tube" ans Herz legen, das sich mit der Geschichte des schwulen Pornos befasst. Das ist ein 260 Seiten umfassender, großformatiger Prachtband mit sehr schönen Bildern. Lohnt sich ebenfalls, genau wie Larry Kramers Roman "Schwuchteln", der endlich auf Deutsch erschienen ist und diese Zeit sehr gut einfängt. Nicht verpassen.
Der Film beschäftigt sich mit dem schwulen Leben in New York in der Zeit nach Stonewall (Juni 1969) bis zum - offiziellen - Ausbruch von Aids im Jahr 1981. Innerhalb dieser Zeitspanne war für schwule Männer, zumindest in New York, scheinbar alles möglich. Es gab Sex, Drogen und Parties ohne Ende. Nachdem die Zeit des Versteckens endlich vorbei war, nutzten viele ihre Freiheiten auch aus. Was damals niemand ahnen konnte, diese Zeit der freien Liebe war begrenzt, denn mit Beginn der Achtziger Jahre hielt Aids Einzug in das Leben der Menschen und forderte viele Opfer. Die Party war schlagartig vorbei und so etwas wie in den Siebzigern wird sich nicht mehr wiederholen.
Diese fabelhafte Dokumentation zeigt Fotos und Filmausschnitte aus dieser Zeit, die einen tollen Einblick in die Szene geben. Unterlegt ist das alles mit einem sehr gelungenen Soundtrack, der das Zeitgefühl noch unterstreicht. Außerdem gibt es Interviews mit Männern, die diese Zeit aktiv miterlebt haben und von ihren Erfahrungen und Erlebnissen berichten. Darunter sind unter anderem Rodger McFarlane, Tom Bianchi, Ken Unger, Larry Kramer und noch einige mehr. Sie erzählen ganz frei von den damaligen Treffpunkten zum Cruisen, von den Bars, den Discos, den Hinterzimmern, den Piers und von den Ausflügen nach Fire Island.
Insgesamt gesehen ein tolles Zeitdokument, leider nur ca. 70 Minuten lang, das hätte gerne noch ausführlicher sein können, aber trotzdem sehr gelungen. Wem dieser Film gefällt, dem möchte ich auch noch "That Man: Peter Berlin" ans Herz legen, der ebenfalls 2005 entstanden ist und sich mit der Schwulen-Ikone Peter Berlin befasst. Beide Filme sind auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
In diesem Zusammenhang kann ich auch noch allen, die sich für diese Zeit und Thematik interessieren, das beim Verlag Bruno Gmünder veröffentlichte Buch von Kevin Clarke "Porn - From Warhol to X-Tube" ans Herz legen, das sich mit der Geschichte des schwulen Pornos befasst. Das ist ein 260 Seiten umfassender, großformatiger Prachtband mit sehr schönen Bildern. Lohnt sich ebenfalls, genau wie Larry Kramers Roman "Schwuchteln", der endlich auf Deutsch erschienen ist und diese Zeit sehr gut einfängt. Nicht verpassen.
Samstag, 26. Februar 2011
I am Love
"I am Love" - "Io sono l'amore" ist ein Film von Luca Guadagnino (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.
Der Film handelt von der Mailänder Familie Recchi, die eine erfolgreiche Textilfirma betreibt und in großem Luxus lebt. Sie leben in einer herrschaftlichen Villa, mit vielen Bediensteten und strengen Regeln. Die Hauptfigur des Films ist Emma (Tilda Swinton), die Ehefrau von Tancredi, der die Geschäfte seines Vaters weiterführen soll, als sich dieser zur Ruhe setzt. Emma ist gebürtige Russin und wurde von Tancredi, einem Kunstsammler, einst aus Russland nach Mailand gebracht und bekam von ihm ihren neuen Namen "Emma". Ihren ursprünglichen Namen hat sie inzwischen vergessen, wie sie später ihrem Liebhaber Antonio anvertrauen wird.
Damit wären wir auch schon am Punkt der Geschichte. Emma ist festgefahren in einer lieblos gewordenen Ehe, sie hat drei erwachsene Kinder und die alltägliche Routine von höflichen Besuchen und der Ausstattung von Feierlichkeiten jeder Art. Ihr Mann rechnet nur nach, was die Feste gekostet haben. Durch ihren Sohn Edoardo lernt Emma den ambitionierten Koch Antonio kennen und lieben. Zuerst lassen seine Speisen sie in Verzückung geraten und später tut Antonio das selbst. Sie beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit Antonio.
Durch Zufall erfährt Emma, dass ihre Tochter eine andere Frau liebt und damit beginnt ein Prozess der Veränderungen innerhalb der Familie, der sich nicht mehr aufhalten lässt, auch wenn längst noch nicht alle das bemerkt haben. Emma lässt sich von Antonio die Haare abschneiden, was man hier locker als Metapher auf alte Zöpfe deuten kann. Schließlich kommt es bei einem großen Familienessen zu einem Unglück, das alles in Frage stellt. Emma muss sich jetzt ihrem neuen Leben stellen.
"I am Love" ist ein spröder Film und macht es wahrscheinlich eher unaufgeschlossenen Zuschauern leicht, ihn nicht zu mögen. Wenn man sich allerdings darauf einlässt - und geht es beim Film nicht immer auch darum? - dann kann man eine kleine Perle entdecken, die sich nur nach und nach richtig zeigt. Der Regisseur Luca Guadagnino, der mit Tilda Swinton befreundet ist, hatte zusammen mit ihr schon einige Jahre ein Projekt dieser Art geplant, bis sie es dann endlich umgesetzt haben.
Zugegeben, der Anfang ist sehr schwerfällig, aber dann entwickelt sich eine Geschichte, die sehr sinnlich ist. Es gibt tolle Bilder zu sehen von wunderbarem Essen und in der großartigen Natur. Und man sieht Emma, die bisher eingesperrt war in ihrem Leben wie in einem goldenen Käfig und nun ihre Freiheit genießt. Überhaupt ist die wundervolle Tilda Swinton der beste Grund, sich diesen Film anzuschauen, wer kann sich ihrer Ausstrahlung schon entziehen, diese Frau ist einfach umwerfend.
Empfehlenswert sind noch die Interviews mit Tilda Swinton und Luca Guadagnino, die sich in den Extras auf der DVD befinden. Insgesamt gesehen ein Film für Liebhaber außergewöhnlicher Filme. Mit zwei Stunden Laufzeit ist er meiner Meinung nach ein bisschen zu lang geraten, aber trotzdem sehenswert.
Der Film handelt von der Mailänder Familie Recchi, die eine erfolgreiche Textilfirma betreibt und in großem Luxus lebt. Sie leben in einer herrschaftlichen Villa, mit vielen Bediensteten und strengen Regeln. Die Hauptfigur des Films ist Emma (Tilda Swinton), die Ehefrau von Tancredi, der die Geschäfte seines Vaters weiterführen soll, als sich dieser zur Ruhe setzt. Emma ist gebürtige Russin und wurde von Tancredi, einem Kunstsammler, einst aus Russland nach Mailand gebracht und bekam von ihm ihren neuen Namen "Emma". Ihren ursprünglichen Namen hat sie inzwischen vergessen, wie sie später ihrem Liebhaber Antonio anvertrauen wird.
Damit wären wir auch schon am Punkt der Geschichte. Emma ist festgefahren in einer lieblos gewordenen Ehe, sie hat drei erwachsene Kinder und die alltägliche Routine von höflichen Besuchen und der Ausstattung von Feierlichkeiten jeder Art. Ihr Mann rechnet nur nach, was die Feste gekostet haben. Durch ihren Sohn Edoardo lernt Emma den ambitionierten Koch Antonio kennen und lieben. Zuerst lassen seine Speisen sie in Verzückung geraten und später tut Antonio das selbst. Sie beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit Antonio.
Durch Zufall erfährt Emma, dass ihre Tochter eine andere Frau liebt und damit beginnt ein Prozess der Veränderungen innerhalb der Familie, der sich nicht mehr aufhalten lässt, auch wenn längst noch nicht alle das bemerkt haben. Emma lässt sich von Antonio die Haare abschneiden, was man hier locker als Metapher auf alte Zöpfe deuten kann. Schließlich kommt es bei einem großen Familienessen zu einem Unglück, das alles in Frage stellt. Emma muss sich jetzt ihrem neuen Leben stellen.
"I am Love" ist ein spröder Film und macht es wahrscheinlich eher unaufgeschlossenen Zuschauern leicht, ihn nicht zu mögen. Wenn man sich allerdings darauf einlässt - und geht es beim Film nicht immer auch darum? - dann kann man eine kleine Perle entdecken, die sich nur nach und nach richtig zeigt. Der Regisseur Luca Guadagnino, der mit Tilda Swinton befreundet ist, hatte zusammen mit ihr schon einige Jahre ein Projekt dieser Art geplant, bis sie es dann endlich umgesetzt haben.
Zugegeben, der Anfang ist sehr schwerfällig, aber dann entwickelt sich eine Geschichte, die sehr sinnlich ist. Es gibt tolle Bilder zu sehen von wunderbarem Essen und in der großartigen Natur. Und man sieht Emma, die bisher eingesperrt war in ihrem Leben wie in einem goldenen Käfig und nun ihre Freiheit genießt. Überhaupt ist die wundervolle Tilda Swinton der beste Grund, sich diesen Film anzuschauen, wer kann sich ihrer Ausstrahlung schon entziehen, diese Frau ist einfach umwerfend.
Empfehlenswert sind noch die Interviews mit Tilda Swinton und Luca Guadagnino, die sich in den Extras auf der DVD befinden. Insgesamt gesehen ein Film für Liebhaber außergewöhnlicher Filme. Mit zwei Stunden Laufzeit ist er meiner Meinung nach ein bisschen zu lang geraten, aber trotzdem sehenswert.
Ondine
"Ondine" ist ein Film von Neil Jordan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009. Kameramann war hier Christopher Doyle.
Der irische Fischer Syracuse (Colin Farrell) zieht eines Tages in seinem Netz eine junge Frau (Alicja Bachleda) aus dem Meer. Diese ist sehr verängstigt und möchte von niemandem gesehen werden, also bietet ihr Syracuse Unterschlupf in der Hütte seiner verstorbenen Mutter an. Die Frau, die sich Ondine nennt, geht auf das Angebot ein und zieht in das kleine Haus.
Syracuse wird von den übrigen Dorfbewohnern gerne mal verspottet und sie nennen ihn "Circus, den Clown". Er ist trockener Alkoholiker und hat eine nierenkranke Tochter namens Annie (Alison Barry), die im Rollstuhl sitzt und regelmäßig zur Dialyse muss. Annie wohnt seit der Scheidung ihrer Eltern bei ihrer Mutter, die ebenfalls Alkoholikerin ist, aber immer noch trinkt.
Syracuse erzählt Annie eine Geschichte von einem Fischer, der eine Frau aus dem Wasser gezogen hat und Annie glaubt, dass es ein Selkie, eine Robbenfrau ist. Ondine begleitet Syracuse auf seinem Fischerboot und während sie eine fremde Melodie singt, füllen sich die Fangkörbe und Netze scheinbar wie von selbst. Ist Ondine vielleicht tatsächlich ein Fabelwesen? Hat sie etwa magische Kräfte?
Spätestens als ein geheimnisvoller Fremder im Dorf auftaucht und nach der jungen Frau fragt, ahnt man schon, dass die Geschichte eben doch nicht so märchenhaft sein kann, denn Ondine hat auch ein Vorleben, das sie nun einzuholen scheint. Wie wird die Geschichte wohl ausgehen?
Ich hatte erst Bedenken, mir diesen Film anzuschauen, denn von der Beschreibung her lässt das auf ziemlichen Kitsch schließen. Doch dann dachte ich mir, wenn dieser Film von Neil Jordan ist, dann kann es kein zuckersüßes Märchen sein, der Mann dreht einfach ganz andere Filme. Und was soll ich sagen, es lohnt sich tatsächlich einen Blick zu riskieren, denn Christopher Doyle hat ganz wunderbare Landschaftsaufnahmen eingefangen, die man nicht verpassen sollte. Bereits mit der überaus stimmigen Anfangssequenz, die über die Inseln und das Meer fährt und mit sehr schöner Musik unterlegt ist, hatte er mich auf seiner Seite.
Dass die Geschichte hier und da ein bisschen am Kitsch vorbeischrammt, ist durchaus zu verschmerzen, denn Neil Jordan erzählt dieses kleine Märchen sehr augenzwinkernd. Allzu ernst darf man das alles nicht nehmen und es ist eben auch ein wenig versponnen, aber die Bilder reißen es wirklich heraus. Wenn dann noch jemand wie Stephen Rea den Dorfpfarrer spielt, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Kleine Anmerkung noch an die Herrschaften, die für die Kostüme zuständig sind: Es wäre schön gewesen, wenn die Klamotten von Ondine etwas weniger nuttig ausgesehen hätten.
Insgesamt gesehen ein netter kleiner Film, der zwischen Märchen, Kitsch und Drama pendelt. Wer die Filme von Neil Jordan mag, der wird sicher auch diesen mögen, auch wenn er ein bisschen anders ist. Sehenswert ist er trotzdem, was vor allem an Colin Farrell liegt, der hier wirklich eine tolle Leistung zeigt und sehr überzeugend ist.
Der irische Fischer Syracuse (Colin Farrell) zieht eines Tages in seinem Netz eine junge Frau (Alicja Bachleda) aus dem Meer. Diese ist sehr verängstigt und möchte von niemandem gesehen werden, also bietet ihr Syracuse Unterschlupf in der Hütte seiner verstorbenen Mutter an. Die Frau, die sich Ondine nennt, geht auf das Angebot ein und zieht in das kleine Haus.
Syracuse wird von den übrigen Dorfbewohnern gerne mal verspottet und sie nennen ihn "Circus, den Clown". Er ist trockener Alkoholiker und hat eine nierenkranke Tochter namens Annie (Alison Barry), die im Rollstuhl sitzt und regelmäßig zur Dialyse muss. Annie wohnt seit der Scheidung ihrer Eltern bei ihrer Mutter, die ebenfalls Alkoholikerin ist, aber immer noch trinkt.
Syracuse erzählt Annie eine Geschichte von einem Fischer, der eine Frau aus dem Wasser gezogen hat und Annie glaubt, dass es ein Selkie, eine Robbenfrau ist. Ondine begleitet Syracuse auf seinem Fischerboot und während sie eine fremde Melodie singt, füllen sich die Fangkörbe und Netze scheinbar wie von selbst. Ist Ondine vielleicht tatsächlich ein Fabelwesen? Hat sie etwa magische Kräfte?
Spätestens als ein geheimnisvoller Fremder im Dorf auftaucht und nach der jungen Frau fragt, ahnt man schon, dass die Geschichte eben doch nicht so märchenhaft sein kann, denn Ondine hat auch ein Vorleben, das sie nun einzuholen scheint. Wie wird die Geschichte wohl ausgehen?
Ich hatte erst Bedenken, mir diesen Film anzuschauen, denn von der Beschreibung her lässt das auf ziemlichen Kitsch schließen. Doch dann dachte ich mir, wenn dieser Film von Neil Jordan ist, dann kann es kein zuckersüßes Märchen sein, der Mann dreht einfach ganz andere Filme. Und was soll ich sagen, es lohnt sich tatsächlich einen Blick zu riskieren, denn Christopher Doyle hat ganz wunderbare Landschaftsaufnahmen eingefangen, die man nicht verpassen sollte. Bereits mit der überaus stimmigen Anfangssequenz, die über die Inseln und das Meer fährt und mit sehr schöner Musik unterlegt ist, hatte er mich auf seiner Seite.
Dass die Geschichte hier und da ein bisschen am Kitsch vorbeischrammt, ist durchaus zu verschmerzen, denn Neil Jordan erzählt dieses kleine Märchen sehr augenzwinkernd. Allzu ernst darf man das alles nicht nehmen und es ist eben auch ein wenig versponnen, aber die Bilder reißen es wirklich heraus. Wenn dann noch jemand wie Stephen Rea den Dorfpfarrer spielt, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Kleine Anmerkung noch an die Herrschaften, die für die Kostüme zuständig sind: Es wäre schön gewesen, wenn die Klamotten von Ondine etwas weniger nuttig ausgesehen hätten.
Insgesamt gesehen ein netter kleiner Film, der zwischen Märchen, Kitsch und Drama pendelt. Wer die Filme von Neil Jordan mag, der wird sicher auch diesen mögen, auch wenn er ein bisschen anders ist. Sehenswert ist er trotzdem, was vor allem an Colin Farrell liegt, der hier wirklich eine tolle Leistung zeigt und sehr überzeugend ist.
Freitag, 25. Februar 2011
Rückkehr ans Meer - Le Refuge
"Rückkehr ans Meer" - "Le Refuge" ist ein Film von Francois Ozon, der hier zusammen mit Mathieu Hippeau auch das Drehbuch geschrieben hat, aus dem Jahr 2009.
Mousse (Isabelle Carré) und Louis (Melvil Poupaud) sind ein drogensüchtiges Liebespaar. Sie leben bzw. hausen in einer großen Altbauwohnung in Paris, die der Familie von Louis gehört. Ein junger Dealer kommt vorbei und bringt den so dringend benötigten Stoff. Beide setzen sich ihren Schuss und schlafen friedlich ein, scheinbar, denn das Heroin war mit Valium geschnitten und die Überdosis bringt Louis um und lässt Mousse nur knapp überleben. Im Krankenhaus erfährt sie vom Tod ihres Geliebten und man teilt ihr außerdem mit, dass sie schwanger ist.
Mousse geht zur Beerdigung von Louis, wo sie dessen schwulen Bruder Paul (Louis-Ronan Choisy) kennenlernt und danach eine Aussprache mit Louis' Mutter (Claire Vernet) hat, die ihr nur kalt mitteilt, dass die Familie an dem Kind nicht interessiert ist und ihr zu einem Abbruch der Schwangerschaft rät.
Daraufhin verlässt Mousse Paris und fährt ans Meer, in das kleine Haus eines Freundes. Sie braucht Ruhe und will Frieden und zu sich selbst finden. Einige Monate später kommt Paul für ein paar Tage vorbei. Er ist auf dem Weg nach Spanien und möchte Mousse, die inzwischen hochschwanger ist, besuchen. Die ist zunächst nicht besonders erfreut über ihren Gast, aber aus der anfänglichen Zurückhaltung wird doch bald echte Zuneigung. Paul fängt ein Verhältnis mit Serge (Pierre Louis-Calixte) an, was von Mousse beinahe eifersüchtig verfolgt wird. Als Paul wieder abreist ist viel geschehen mit ihm und Mousse, mit ihnen und zwischen ihnen. Mousse spürt den Schmerz seiner Abwesenheit und kann auch endlich die Trauer um Louis zulassen, was ihr zuvor nicht möglich war.
Im letzten Teil, der wieder in Paris spielt, besucht Paul Mousse nach der Geburt ihrer Tochter, die sie Louise nennt, im Krankenhaus. Als sie sieht, wie Paul das Baby voller Liebe anschaut, weiß sie was sie zu tun hat. Sie verlässt das Krankenhaus und übergibt ihre Tochter in die Hände von Paul. Mousse schreibt ihm einen Brief, in dem sie ihm ihre Gründe erklärt. Sie muss erst wieder lieben und leben lernen und fühlt sich für die Mutterrolle noch nicht bereit.
Francois Ozon hat mal wieder das gemacht, was er immer macht, nämlich genau den Film zu drehen, der ihm am Herzen liegt, egal was die Kritiker auch sagen mögen. Wer immer auch versuchen will, diesen Regisseur in irgendeine Schublade zu stecken, der wird mit Bravour scheitern, gottseidank. Wenn es einen roten Faden in seinen Werken gibt, dann ist es vielleicht das Thema Familie, das er aber gerne auf seine Art thematisiert, so auch hier. Die üblichen Konventionen gelten bei ihm nichts und das ist sehr begrüßenswert.
Der Film entlässt einen mit dem schönen Gefühl, dass die Geschichte nicht zu Ende ist und dass es so wie es ist wunderbar funktionieren wird. Das soll ihm erstmal einer nachmachen. Bei der Besetzung hat sich Francois Ozon mal wieder selbst übertroffen. Neben der wunderbaren Isabelle Carré und dem wie immer herausragenden Melvil Poupaud, ist ihm mit Louis-Ronan Choisy ein weiterer Glücksgriff gelungen. Der junge Musiker und Sänger hatte noch keine Schauspielerfahrung und agiert trotzdem ganz unverkrampft und glaubhaft. Er verleiht seiner Rolle einen ganz besonderen Zauber und er ist - nebenbei bemerkt - einfach bildschön. Gleichzeitig ist er auch für den besonders schönen Soundtrack zuständig, der den Film begleitet. Sein Album "Rivière de plumes" kann ich in diesem Zusammenhang nur sehr empfehlen.
Isabelle Carré ist in ihrer spröden Schönheit ein echtes Erlebnis als Mousse. Man kann sie nicht richtig einschätzen, erfährt nichts über ihre Vergangenheit, sie kapselt sich ab und öffnet sich nur sehr langsam. Was immer auch in ihr vorgehen mag, sie zeigt es nicht. Melvil Poupaud hat leider nur einen sehr kurzen Auftritt, aber sein charismatisches Wesen bleibt für den Rest des Films im Gedächtnis. Genau das hat Francois Ozon so gewollt, der mit ihm schon den großartigen Film "Die Zeit die bleibt" gedreht hat. Ozon hatte erst leichte Bedenken ihm diese Rolle anzubieten, weil er ihn hier schon wieder sterben lässt und das auch noch nach nur wenigen Filmminuten, doch Melvil Poupaud war sofort dabei. Louis-Ronan Choisy schließlich macht den Film mit seiner Darstellung komplett. Ebenso wie Mousse macht auch sein Charakter eine große Wandlung durch und ist am Ende des Films bei sich angekommen.
Insgesamt gesehen ist das ein sehr intensiver und zu Herzen gehender Film, der einfach berührend und manchmal fast zum Heulen schön ist. Eingefangen ist das alles in wunderschönen und sehr ruhigen Bildern, auf die man sich schon einlassen sollte, so wie auch auf den ganzen Film, aber das sollte bei einer Arbeit von Francois Ozon eigentlich keine Schwierigkeit sein. Ich persönlich liebe seine Filme und kann sie nur sehr empfehlen, denn für mich ist Francois Ozon einer der besten und innovativsten Regisseure, die es gibt und jeder seiner Filme ist eine Entdeckung für sich. Ganz große Empfehlung auf jeden Fall von mir für diesen absolut zauberhaften und gefühlvollen Film.
Mousse (Isabelle Carré) und Louis (Melvil Poupaud) sind ein drogensüchtiges Liebespaar. Sie leben bzw. hausen in einer großen Altbauwohnung in Paris, die der Familie von Louis gehört. Ein junger Dealer kommt vorbei und bringt den so dringend benötigten Stoff. Beide setzen sich ihren Schuss und schlafen friedlich ein, scheinbar, denn das Heroin war mit Valium geschnitten und die Überdosis bringt Louis um und lässt Mousse nur knapp überleben. Im Krankenhaus erfährt sie vom Tod ihres Geliebten und man teilt ihr außerdem mit, dass sie schwanger ist.
Mousse geht zur Beerdigung von Louis, wo sie dessen schwulen Bruder Paul (Louis-Ronan Choisy) kennenlernt und danach eine Aussprache mit Louis' Mutter (Claire Vernet) hat, die ihr nur kalt mitteilt, dass die Familie an dem Kind nicht interessiert ist und ihr zu einem Abbruch der Schwangerschaft rät.
Daraufhin verlässt Mousse Paris und fährt ans Meer, in das kleine Haus eines Freundes. Sie braucht Ruhe und will Frieden und zu sich selbst finden. Einige Monate später kommt Paul für ein paar Tage vorbei. Er ist auf dem Weg nach Spanien und möchte Mousse, die inzwischen hochschwanger ist, besuchen. Die ist zunächst nicht besonders erfreut über ihren Gast, aber aus der anfänglichen Zurückhaltung wird doch bald echte Zuneigung. Paul fängt ein Verhältnis mit Serge (Pierre Louis-Calixte) an, was von Mousse beinahe eifersüchtig verfolgt wird. Als Paul wieder abreist ist viel geschehen mit ihm und Mousse, mit ihnen und zwischen ihnen. Mousse spürt den Schmerz seiner Abwesenheit und kann auch endlich die Trauer um Louis zulassen, was ihr zuvor nicht möglich war.
Im letzten Teil, der wieder in Paris spielt, besucht Paul Mousse nach der Geburt ihrer Tochter, die sie Louise nennt, im Krankenhaus. Als sie sieht, wie Paul das Baby voller Liebe anschaut, weiß sie was sie zu tun hat. Sie verlässt das Krankenhaus und übergibt ihre Tochter in die Hände von Paul. Mousse schreibt ihm einen Brief, in dem sie ihm ihre Gründe erklärt. Sie muss erst wieder lieben und leben lernen und fühlt sich für die Mutterrolle noch nicht bereit.
Francois Ozon hat mal wieder das gemacht, was er immer macht, nämlich genau den Film zu drehen, der ihm am Herzen liegt, egal was die Kritiker auch sagen mögen. Wer immer auch versuchen will, diesen Regisseur in irgendeine Schublade zu stecken, der wird mit Bravour scheitern, gottseidank. Wenn es einen roten Faden in seinen Werken gibt, dann ist es vielleicht das Thema Familie, das er aber gerne auf seine Art thematisiert, so auch hier. Die üblichen Konventionen gelten bei ihm nichts und das ist sehr begrüßenswert.
Der Film entlässt einen mit dem schönen Gefühl, dass die Geschichte nicht zu Ende ist und dass es so wie es ist wunderbar funktionieren wird. Das soll ihm erstmal einer nachmachen. Bei der Besetzung hat sich Francois Ozon mal wieder selbst übertroffen. Neben der wunderbaren Isabelle Carré und dem wie immer herausragenden Melvil Poupaud, ist ihm mit Louis-Ronan Choisy ein weiterer Glücksgriff gelungen. Der junge Musiker und Sänger hatte noch keine Schauspielerfahrung und agiert trotzdem ganz unverkrampft und glaubhaft. Er verleiht seiner Rolle einen ganz besonderen Zauber und er ist - nebenbei bemerkt - einfach bildschön. Gleichzeitig ist er auch für den besonders schönen Soundtrack zuständig, der den Film begleitet. Sein Album "Rivière de plumes" kann ich in diesem Zusammenhang nur sehr empfehlen.
Isabelle Carré ist in ihrer spröden Schönheit ein echtes Erlebnis als Mousse. Man kann sie nicht richtig einschätzen, erfährt nichts über ihre Vergangenheit, sie kapselt sich ab und öffnet sich nur sehr langsam. Was immer auch in ihr vorgehen mag, sie zeigt es nicht. Melvil Poupaud hat leider nur einen sehr kurzen Auftritt, aber sein charismatisches Wesen bleibt für den Rest des Films im Gedächtnis. Genau das hat Francois Ozon so gewollt, der mit ihm schon den großartigen Film "Die Zeit die bleibt" gedreht hat. Ozon hatte erst leichte Bedenken ihm diese Rolle anzubieten, weil er ihn hier schon wieder sterben lässt und das auch noch nach nur wenigen Filmminuten, doch Melvil Poupaud war sofort dabei. Louis-Ronan Choisy schließlich macht den Film mit seiner Darstellung komplett. Ebenso wie Mousse macht auch sein Charakter eine große Wandlung durch und ist am Ende des Films bei sich angekommen.
Insgesamt gesehen ist das ein sehr intensiver und zu Herzen gehender Film, der einfach berührend und manchmal fast zum Heulen schön ist. Eingefangen ist das alles in wunderschönen und sehr ruhigen Bildern, auf die man sich schon einlassen sollte, so wie auch auf den ganzen Film, aber das sollte bei einer Arbeit von Francois Ozon eigentlich keine Schwierigkeit sein. Ich persönlich liebe seine Filme und kann sie nur sehr empfehlen, denn für mich ist Francois Ozon einer der besten und innovativsten Regisseure, die es gibt und jeder seiner Filme ist eine Entdeckung für sich. Ganz große Empfehlung auf jeden Fall von mir für diesen absolut zauberhaften und gefühlvollen Film.
Sonntag, 20. Februar 2011
The 24th Day
"The 24th Day" ist ein Film von Tony Piccirillo aus dem Jahr 2004 und beruht auf seinem eigenen Theaterstück.
In einer Bar gabelt Tom (Scott Speedman) den hübschen Dan (James Marsden) auf und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Beide sind scheinbar etwas angetrunken und Dan ist auf ein kleines Abenteuer aus, aber der Abend verläuft ganz anders, als er es sich gedacht hat. Tatsächlich stellt sich heraus, dass die beiden sich schon einmal vor fünf Jahren begegnet sind und damals Sex hatten. Für Tom war das der einzige homosexuelle Kontakt bisher und deshalb hat er es speziell auf Dan abgesehen.
In Toms Wohnung angekommen, wird Dan von diesem mit Fragen zu seinem Sex-Leben konfrontiert, was ihn zunächst nicht weiter beunruhigt. Erst nach und nach wird ihm die Sache zu bunt und er will gehen, weil aus der Nummer mit Tom anscheinend auch nichts mehr wird. Doch da dreht Tom den Spieß um und fesselt Dan, um endlich die Katze aus dem Sack zu lassen. Seit 24 Tagen weiß Tom, dass er HIV-Positiv ist und er glaubt fest daran, von Dan angesteckt worden zu sein. Er nimmt ihm Blut ab und schickt das über eine Freundin ins Labor, wo es getestet werden soll.
Sollte der Test positiv ausfallen, dann würde Tom Dan töten, weil er ihm die Schuld am Tod seiner Frau gibt, die sich nach ihrem positiven Testergebnis umgebracht hat. Dan beteuert verzweifelt seine Unschuld und gibt an, bereits mehrere Tests gemacht zu haben und alle seien negativ gewesen. Die Zeit läuft, wie wird das Testergebnis ausfallen?
Das ist ein kleines und ziemlich gemeines Kammerspiel, das von den hervorragenden Darstellern exzellent gemeistert wird und mit einem unerwarteten Ende aufwartet. Auch wenn es zwischendurch einige Längen gibt, kann der Film doch insgesamt überzeugen. Sehr empfehlenswert, aber sicher nicht für jeden Geschmack, wie üblich. Mehr muss ich nicht sagen.
In einer Bar gabelt Tom (Scott Speedman) den hübschen Dan (James Marsden) auf und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Beide sind scheinbar etwas angetrunken und Dan ist auf ein kleines Abenteuer aus, aber der Abend verläuft ganz anders, als er es sich gedacht hat. Tatsächlich stellt sich heraus, dass die beiden sich schon einmal vor fünf Jahren begegnet sind und damals Sex hatten. Für Tom war das der einzige homosexuelle Kontakt bisher und deshalb hat er es speziell auf Dan abgesehen.
In Toms Wohnung angekommen, wird Dan von diesem mit Fragen zu seinem Sex-Leben konfrontiert, was ihn zunächst nicht weiter beunruhigt. Erst nach und nach wird ihm die Sache zu bunt und er will gehen, weil aus der Nummer mit Tom anscheinend auch nichts mehr wird. Doch da dreht Tom den Spieß um und fesselt Dan, um endlich die Katze aus dem Sack zu lassen. Seit 24 Tagen weiß Tom, dass er HIV-Positiv ist und er glaubt fest daran, von Dan angesteckt worden zu sein. Er nimmt ihm Blut ab und schickt das über eine Freundin ins Labor, wo es getestet werden soll.
Sollte der Test positiv ausfallen, dann würde Tom Dan töten, weil er ihm die Schuld am Tod seiner Frau gibt, die sich nach ihrem positiven Testergebnis umgebracht hat. Dan beteuert verzweifelt seine Unschuld und gibt an, bereits mehrere Tests gemacht zu haben und alle seien negativ gewesen. Die Zeit läuft, wie wird das Testergebnis ausfallen?
Das ist ein kleines und ziemlich gemeines Kammerspiel, das von den hervorragenden Darstellern exzellent gemeistert wird und mit einem unerwarteten Ende aufwartet. Auch wenn es zwischendurch einige Längen gibt, kann der Film doch insgesamt überzeugen. Sehr empfehlenswert, aber sicher nicht für jeden Geschmack, wie üblich. Mehr muss ich nicht sagen.
The Art Of Being Straight
"The Art Of Being Straight" ist ein Film von Jesse Rosen (Regie, Drehbuch und Produzent) aus dem Jahr 2008.
Die Geschichte handelt von Jon (ebenfalls Jesse Rosen), einem jungen Mann Anfang Zwanzig, der gerade von New York nach Los Angeles gezogen ist. Er kommt bei einem Collegefreund unter und das Leben besteht für ihn und seine Kumpel hauptsächlich aus Spaß und Parties.
Jon fängt einen Job in einer Werbeagentur an und sein Boss Paul (Johnny Ray), ein attraktiver Mittvierziger, scheint sich für Jons Steckenpferd, das Fotografieren zu interessieren. Er lädt Jon zu sich nach Hause ein, um sich dessen Fotos anzuschauen. Tja, die Fotos sind dann aber nicht das eigentliche Ziel von Paul, der Jon mit reichlich Wein versorgt, um dann ein bisschen an dem hübschen jungen Mann herumzufummeln. Auch der wiederholte Einwand von Jon, er sei schließlich hetero, macht auf Paul keinen bleibenden Eindruck und es kommt letztendlich doch zum Sex.
Jon weiß danach nicht mehr so recht, wie ihm geschieht, seine Gefühle spielen verrückt und er traut sich nicht, mit seinen Freunden darüber zu reden. Ist er etwa schwul? Um sich darüber Gewissheit zu verschaffen, schläft er mit einer Frau, nur um dann wiederum bei Paul zu landen. Nach langem Zögern erzählt er schließlich seiner besten Freundin Maddy (Rachel Castillo) von seinem Erlebnis. Die steckt allerdings gerade in einer ähnlichen Situation, denn obwohl sie selbst lesbisch ist und mit ihrer neuen Freundin zusammenziehen will, ist sie beinahe kurz davor, mit einem Mann zu schlafen. Wer soll sich da noch auskennen und überhaupt, warum aus allem ein Drama machen?
Das ist ein sehr netter kleiner Low-Budget-Film, gerade mal ca. 70 Minuten lang, mit durchweg sympathischen und glaubwürdigen Darstellern und einer hübschen Geschichte über die Gefühlswelt von ehemaligen Collegefreunden, an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Der junge Filmemacher Jesse Rosen - der hier in wahrer Barbra Streisand-Manier alle wichtigen Jobs gleich selbst übernommen hat - hinterlässt einen sehr guten Eindruck mit seiner Arbeit und es wäre schön, in Zukunft wieder von ihm zu hören. Absolut empfehlenswert, aber leider ist die DVD nur in der UK-Version zu haben, also ohne deutsche Untertitel.
Die Geschichte handelt von Jon (ebenfalls Jesse Rosen), einem jungen Mann Anfang Zwanzig, der gerade von New York nach Los Angeles gezogen ist. Er kommt bei einem Collegefreund unter und das Leben besteht für ihn und seine Kumpel hauptsächlich aus Spaß und Parties.
Jon fängt einen Job in einer Werbeagentur an und sein Boss Paul (Johnny Ray), ein attraktiver Mittvierziger, scheint sich für Jons Steckenpferd, das Fotografieren zu interessieren. Er lädt Jon zu sich nach Hause ein, um sich dessen Fotos anzuschauen. Tja, die Fotos sind dann aber nicht das eigentliche Ziel von Paul, der Jon mit reichlich Wein versorgt, um dann ein bisschen an dem hübschen jungen Mann herumzufummeln. Auch der wiederholte Einwand von Jon, er sei schließlich hetero, macht auf Paul keinen bleibenden Eindruck und es kommt letztendlich doch zum Sex.
Jon weiß danach nicht mehr so recht, wie ihm geschieht, seine Gefühle spielen verrückt und er traut sich nicht, mit seinen Freunden darüber zu reden. Ist er etwa schwul? Um sich darüber Gewissheit zu verschaffen, schläft er mit einer Frau, nur um dann wiederum bei Paul zu landen. Nach langem Zögern erzählt er schließlich seiner besten Freundin Maddy (Rachel Castillo) von seinem Erlebnis. Die steckt allerdings gerade in einer ähnlichen Situation, denn obwohl sie selbst lesbisch ist und mit ihrer neuen Freundin zusammenziehen will, ist sie beinahe kurz davor, mit einem Mann zu schlafen. Wer soll sich da noch auskennen und überhaupt, warum aus allem ein Drama machen?
Das ist ein sehr netter kleiner Low-Budget-Film, gerade mal ca. 70 Minuten lang, mit durchweg sympathischen und glaubwürdigen Darstellern und einer hübschen Geschichte über die Gefühlswelt von ehemaligen Collegefreunden, an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Der junge Filmemacher Jesse Rosen - der hier in wahrer Barbra Streisand-Manier alle wichtigen Jobs gleich selbst übernommen hat - hinterlässt einen sehr guten Eindruck mit seiner Arbeit und es wäre schön, in Zukunft wieder von ihm zu hören. Absolut empfehlenswert, aber leider ist die DVD nur in der UK-Version zu haben, also ohne deutsche Untertitel.
Samstag, 19. Februar 2011
Elena Undone
"Elena Undone" ist ein Film von Nicole Conn (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.
Der Film erzählt die Geschichte von Elena (Necar Zadegan) und Peyton (Traci Dinwiddie), die sich auf einer Veranstaltung zufällig begegnen und sich gleich sympathisch sind. Die Autorin Peyton ist offen lesbisch, während Elena in einer lieblosen Ehe mit dem homophoben Pastor Barry (Gary Weeks) steckt und einen Sohn im Teenageralter hat. Die beiden Frauen freunden sich an und obwohl beide sich über ihre Situation bewusst sind, lässt sich das Knistern zwischen ihnen bald nicht mehr leugnen.
Elenas bester Freund Tyler (Sam Harris) befasst sich mit dem Thema Seelenverwandschaft und bestärkt Elena darin, ihren Gefühlen nachzugeben. Ist Peyton vielleicht ihre Seelenverwandte, die Person, die zu einem gehört? Es kommt, wie es kommen muss, die Frauen verlieben sich ineinander, auch wenn scheinbar alles dagegen spricht. Elenas Sohn Nash (Connor Kramme) findet Peytons Briefe und kommt so hinter das Verhältnis seiner Mutter, doch seine ebenso hübsche wie kluge Freundin Tori (Sabrina Fuster) kann ihn davon abhalten, es seinem Vater zu sagen. Das erledigt dann jemand anderes und die Sache wird publik. Wird es für Elena und Peyton eine gemeinsame Zukunft geben?
Zugegeben, das Ende ist etwas versponnen, aber da hatte ich tatsächlich schon schlimmeres erwartet und war gespannt, wie es wohl ausgeht. Das ganze beruht übrigens auf einer wahren Geschichte und zwar auf der von Nicole Conn und ihrer Partnerin, also weiß die Regisseurin genau, wovon sie hier erzählt. Die Umsetzung ist sehr gelungen, der Film ist gefühlvoll inszeniert und sehr berührend. Liebe lässt sich eben nicht in Schubladen pressen, man verliebt sich schließlich in einen anderen Menschen, ganz egal ob das nun ein Mann oder eine Frau ist.
Insgesamt gesehen ein sehr empfehlenswerter Film, der mit zwei wunderschönen und absolut hinreißenden Hauptdarstellerinnen aufwarten kann. Und, ja, es gibt den längsten Kuss der Filmgeschichte zu sehen, aber es wäre fatal, den Film allein darauf zu reduzieren. Die Geschichte bietet so viel mehr und ist einfach ein schönes Plädoyer für die Liebe, für Toleranz und für gegenseitigen Respekt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Der Film erzählt die Geschichte von Elena (Necar Zadegan) und Peyton (Traci Dinwiddie), die sich auf einer Veranstaltung zufällig begegnen und sich gleich sympathisch sind. Die Autorin Peyton ist offen lesbisch, während Elena in einer lieblosen Ehe mit dem homophoben Pastor Barry (Gary Weeks) steckt und einen Sohn im Teenageralter hat. Die beiden Frauen freunden sich an und obwohl beide sich über ihre Situation bewusst sind, lässt sich das Knistern zwischen ihnen bald nicht mehr leugnen.
Elenas bester Freund Tyler (Sam Harris) befasst sich mit dem Thema Seelenverwandschaft und bestärkt Elena darin, ihren Gefühlen nachzugeben. Ist Peyton vielleicht ihre Seelenverwandte, die Person, die zu einem gehört? Es kommt, wie es kommen muss, die Frauen verlieben sich ineinander, auch wenn scheinbar alles dagegen spricht. Elenas Sohn Nash (Connor Kramme) findet Peytons Briefe und kommt so hinter das Verhältnis seiner Mutter, doch seine ebenso hübsche wie kluge Freundin Tori (Sabrina Fuster) kann ihn davon abhalten, es seinem Vater zu sagen. Das erledigt dann jemand anderes und die Sache wird publik. Wird es für Elena und Peyton eine gemeinsame Zukunft geben?
Zugegeben, das Ende ist etwas versponnen, aber da hatte ich tatsächlich schon schlimmeres erwartet und war gespannt, wie es wohl ausgeht. Das ganze beruht übrigens auf einer wahren Geschichte und zwar auf der von Nicole Conn und ihrer Partnerin, also weiß die Regisseurin genau, wovon sie hier erzählt. Die Umsetzung ist sehr gelungen, der Film ist gefühlvoll inszeniert und sehr berührend. Liebe lässt sich eben nicht in Schubladen pressen, man verliebt sich schließlich in einen anderen Menschen, ganz egal ob das nun ein Mann oder eine Frau ist.
Insgesamt gesehen ein sehr empfehlenswerter Film, der mit zwei wunderschönen und absolut hinreißenden Hauptdarstellerinnen aufwarten kann. Und, ja, es gibt den längsten Kuss der Filmgeschichte zu sehen, aber es wäre fatal, den Film allein darauf zu reduzieren. Die Geschichte bietet so viel mehr und ist einfach ein schönes Plädoyer für die Liebe, für Toleranz und für gegenseitigen Respekt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Role/Play
"Role/Play" ist ein Film von Rob Williams (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.
Es geht um den beliebten Soap-Darsteller Graham Windsor (Steve Callahan), der durch ein Sex-Video im Internet unfreiwillig geoutet wurde. Daraufhin verlor er seine Rolle, die er zwanzig Jahre lang gespielt hatte. Nun hat er sich in einem kleinen, aber feinen Hotel in Palm Springs verkrochen und wartet darauf, dass der Sturm der Entrüstung sich legt. Der berühmte Schwulen-Aktivist Trey Reed (Matthew Montgomery), der sich stark für die Homo-Ehe eingesetzt hat, checkt ebenfalls in diesem Hotel ein. Über ihn fällt die Presse ebenso her, da er sich gerade von seinem Partner getrennt hat.
Die gute Seele des Hauses ist der Besitzer Alex (David Pevsner), der immer ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Gäste hat. Graham und Trey kommen miteinander ins Gespräch, auch wenn sie sich anfangs nur anzicken wie "Krystle und Alexis". Es folgen scheinbar endlose Diskussionen über das öffentliche Auftreten als Homosexueller, wobei jeder seinen eigenen Standpunkt hat und ihn auch vertritt. Trotzdem landen beide schnell miteinander im Bett und auch da wird nebenbei weiter diskutiert. Die gegenseitige Zuneigung wird immer stärker, aber gleichzeitig kommen die jeweiligen Lebenslügen ans Licht und es folgt eine Auseinandersetzung, die beide an ihre Grenzen bringt. Werden sie es schaffen, über ihren Schatten zu springen?
Die Darsteller sind mir schon aus anderen Filmen bekannt und hier sehr gut ausgewählt, denn sie sind attraktiv und sympathisch, aber nicht "zu schön" und dadurch sehr authentisch. Die Dialoge - der Film ist schon sehr dialoglastig - sind ziemlich gut und behandeln durchaus wichtige schwule Themen wie z. B. das Coming-Out, den Unterschied zwischen Berufs- und Privatleben und noch einiges mehr. Es geht um verlorene Lebensträume, falsche Wahrheiten, um Ehrlichkeit und Lügen.
Insgesamt ist der Film einfach schön geworden, gleichzeitig aber auch lustig und berührend. Mich hat er beim Anschauen sehr überrascht, weil er wesentlich anspruchsvoller ist, als ich eigentlich gedacht habe. Unterlegt ist das alles mit sehr dezenter und passender Musik. Die Hauptdarsteller sind, wie bereits erwähnt, gut besetzt und auch David Pevsner kann in seiner Rolle als liebenswürdiger Hotelbesitzer alle Sympathien auf sich ziehen.
Regisseur Rob Williams hat ein gutes Händchen bei seinen Filmen, das kann man nicht anders sagen. Bereits die Vorgänger "3-Day Weekend" und "Eine Überraschung zum Fest" sind überaus gelungen und sehr sehenswert, genau wie dieser Film. Von mir gibt es jedenfalls eine klare Empfehlung für diesen besonders schönen Film, dem ich viele Zuschauer wünsche.
Es geht um den beliebten Soap-Darsteller Graham Windsor (Steve Callahan), der durch ein Sex-Video im Internet unfreiwillig geoutet wurde. Daraufhin verlor er seine Rolle, die er zwanzig Jahre lang gespielt hatte. Nun hat er sich in einem kleinen, aber feinen Hotel in Palm Springs verkrochen und wartet darauf, dass der Sturm der Entrüstung sich legt. Der berühmte Schwulen-Aktivist Trey Reed (Matthew Montgomery), der sich stark für die Homo-Ehe eingesetzt hat, checkt ebenfalls in diesem Hotel ein. Über ihn fällt die Presse ebenso her, da er sich gerade von seinem Partner getrennt hat.
Die gute Seele des Hauses ist der Besitzer Alex (David Pevsner), der immer ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Gäste hat. Graham und Trey kommen miteinander ins Gespräch, auch wenn sie sich anfangs nur anzicken wie "Krystle und Alexis". Es folgen scheinbar endlose Diskussionen über das öffentliche Auftreten als Homosexueller, wobei jeder seinen eigenen Standpunkt hat und ihn auch vertritt. Trotzdem landen beide schnell miteinander im Bett und auch da wird nebenbei weiter diskutiert. Die gegenseitige Zuneigung wird immer stärker, aber gleichzeitig kommen die jeweiligen Lebenslügen ans Licht und es folgt eine Auseinandersetzung, die beide an ihre Grenzen bringt. Werden sie es schaffen, über ihren Schatten zu springen?
Die Darsteller sind mir schon aus anderen Filmen bekannt und hier sehr gut ausgewählt, denn sie sind attraktiv und sympathisch, aber nicht "zu schön" und dadurch sehr authentisch. Die Dialoge - der Film ist schon sehr dialoglastig - sind ziemlich gut und behandeln durchaus wichtige schwule Themen wie z. B. das Coming-Out, den Unterschied zwischen Berufs- und Privatleben und noch einiges mehr. Es geht um verlorene Lebensträume, falsche Wahrheiten, um Ehrlichkeit und Lügen.
Insgesamt ist der Film einfach schön geworden, gleichzeitig aber auch lustig und berührend. Mich hat er beim Anschauen sehr überrascht, weil er wesentlich anspruchsvoller ist, als ich eigentlich gedacht habe. Unterlegt ist das alles mit sehr dezenter und passender Musik. Die Hauptdarsteller sind, wie bereits erwähnt, gut besetzt und auch David Pevsner kann in seiner Rolle als liebenswürdiger Hotelbesitzer alle Sympathien auf sich ziehen.
Regisseur Rob Williams hat ein gutes Händchen bei seinen Filmen, das kann man nicht anders sagen. Bereits die Vorgänger "3-Day Weekend" und "Eine Überraschung zum Fest" sind überaus gelungen und sehr sehenswert, genau wie dieser Film. Von mir gibt es jedenfalls eine klare Empfehlung für diesen besonders schönen Film, dem ich viele Zuschauer wünsche.
Freitag, 18. Februar 2011
Der traurigste Junge der Welt
"Der traurigste Junge der Welt" beinhaltet fünf Kurzfilme des jungen kanadischen Filmemachers Jamie Travis (Jahrgang 1979) - der hier Regie geführt hat, die Drehbücher geschrieben hat und auch noch gleichzeitig der Produzent war - und stammt aus dem Jahr 2006.
Die fünf Filme - "Der traurigste Junge der Welt" (2006), "Warum die Anderson-Kinder nicht zum Essen kamen" (2003) und "Patterns 1-3" (2006) erzählen alle kleine, sehr skurrile Geschichten, bei denen einem das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt. Sie sind gleichzeitig schräg und doch faszinierend, brüllend komisch und tragisch. Es ist schwer, diesen ganz eigenen Stil zu beschreiben, das muss man sich einfach selbst anschauen. Man findet sich in einer Welt wieder, in der man nicht sein möchte, auf gar keinen Fall. Aber es ist gottseidank nur Film.
Die überaus bunte Ausstattung erinnert sehr an die frühen 70er-Jahre und Jamie Travis bedient sich hier der alltäglichen Zwänge und Ticks, die wohl in jedem von uns wohnen und treibt sie auf die Spitze. Die Obsessionen nehmen dabei überhand und alles erinnert ein bisschen an Filme von David Lynch, aber das ist nur positiv gemeint. Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert und kann diese Sammlung nur sehr empfehlen.
Jamie Travis selbst bezeichnet seine Filme als schräge Komödien und damit trifft er es genau auf den Punkt. Seine eigene Homosexualität thematisiert er in den Filmen nicht, höchstens ansatzweise in "Der traurigste Junge der Welt". Ist ja auch nicht nötig, wenn dabei so hervorragende Werke entstehen wie hier, wen interessiert da die sexuelle Vorliebe des Regisseurs? Ob homo- oder heterosexuell, das filmische Ergebnis allein zählt und das ist hier auf jeden Fall mehr als gelungen. Freuen wir uns also auf hoffentlich noch weitere Werke.
Die fünf Filme - "Der traurigste Junge der Welt" (2006), "Warum die Anderson-Kinder nicht zum Essen kamen" (2003) und "Patterns 1-3" (2006) erzählen alle kleine, sehr skurrile Geschichten, bei denen einem das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt. Sie sind gleichzeitig schräg und doch faszinierend, brüllend komisch und tragisch. Es ist schwer, diesen ganz eigenen Stil zu beschreiben, das muss man sich einfach selbst anschauen. Man findet sich in einer Welt wieder, in der man nicht sein möchte, auf gar keinen Fall. Aber es ist gottseidank nur Film.
Die überaus bunte Ausstattung erinnert sehr an die frühen 70er-Jahre und Jamie Travis bedient sich hier der alltäglichen Zwänge und Ticks, die wohl in jedem von uns wohnen und treibt sie auf die Spitze. Die Obsessionen nehmen dabei überhand und alles erinnert ein bisschen an Filme von David Lynch, aber das ist nur positiv gemeint. Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert und kann diese Sammlung nur sehr empfehlen.
Jamie Travis selbst bezeichnet seine Filme als schräge Komödien und damit trifft er es genau auf den Punkt. Seine eigene Homosexualität thematisiert er in den Filmen nicht, höchstens ansatzweise in "Der traurigste Junge der Welt". Ist ja auch nicht nötig, wenn dabei so hervorragende Werke entstehen wie hier, wen interessiert da die sexuelle Vorliebe des Regisseurs? Ob homo- oder heterosexuell, das filmische Ergebnis allein zählt und das ist hier auf jeden Fall mehr als gelungen. Freuen wir uns also auf hoffentlich noch weitere Werke.
Donnerstag, 17. Februar 2011
Maricón / Kleine Vandalen
"Maricón" und "Kleine Vandalen" sind Sammlungen von jeweils sechs Kurzfilmen mit schwuler Thematik. "Maricón" zeigt dabei Filme aus Brasilien, Mexiko und Spanien und "Kleine Vandalen" enthält Werke von jungen Filmhochschulabsolventen aus Deutschland und der Schweiz. Auch wenn beide Kurzfilmsammlungen nicht unbedingt miteinander vergleichbar sind, hält mich das nicht davon ab, das hiermit trotzdem zu tun.
Die Sammlungen sind schon recht unterschiedlich, wobei die deutschen und schweizerischen Beiträge auf ihre Art auch interessant sind, aber nicht unbedingt durchgängig gelungen und manchmal nur schwer zugänglich. Es muss doch nicht immer alles so verdammt bedeutungsvoll sein. Das schadet den Beiträgen mehr, als es nützt. Die Episoden bei "Maricón" sind insgesamt vielfältiger und lockerer, was ich bei "Kleine Vandalen" leider absolut vermisse. Etwas mehr Lockerheit hätte hier gut getan. Meiner Meinung nach haben sich die jungen Filmemacher da selbst Steine in den Weg gelegt und es sich nur unnötig schwer gemacht. Die Filme bei "Maricón" sind einfach unverkrampfter und interessanter als bei "Kleine Vandalen", eben weil sie nicht so angestrengt und verkopft sind, sondern ganz selbstverständlich ihre Geschichten erzählen.
Gut, was die Kreativität angeht, sind beide Sammlungen schon gelungen, aber vom reinen Unterhaltungswert und Anspruch her kann ich nur "Maricón" uneingeschränkt empfehlen, denn diese Filme sind durchgehend gut und auf ihre Art auch tatsächlich anspruchsvoll. Da können sich die Macher der "Kleinen Vandalen" noch ein paar Anregungen holen. Der gute Ansatz ist jedenfalls schon da, das ist doch schon mal ein Lichtblick.
Das Thema "Kurzfilme" ist immer auch etwas schwierig, da es in diesem Format viele gute und auch viele schlimme Dinge zu sehen gibt. Zu den guten zähle ich besonders den skandinavischen Beitrag "Ynglinge" und zu den schlimmen leider den komplett verkorksten "Crush", der absolut missraten ist.
Insgesamt gesehen ist deshalb "Maricón" mein Favorit unter den Kurzfilmsammlungen, weil hier einfach alles stimmt, ohne Einschränkungen. Sehr empfehlenswert.
Mittwoch, 16. Februar 2011
East Side Story
"East Side Story" ist ein Film von Carlos Portugal, der hier zusammen mit Charo Toledo auch das Drehbuch geschrieben hat, aus dem Jahr 2006.
Der Film spielt im mexikanischen Viertel in East L.A. und handelt von dem jungen Diego (René Alvarado), der im Restaurant seiner Großmutter Sara (Irene DeBari) arbeitet, aber davon träumt, nach Phoenix zu ziehen und dort ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Seit gut einem Jahr hat er ein heimliches Verhältnis mit dem Makler Pablo (David Berón), das aber nicht öffentlich werden soll, da Pablo sich um seinen Ruf sorgt. Diego aber hat die Geheimniskrämerei satt und will sich endlich outen, woraufhin sich Pablo von ihm trennt und sich an Diegos junge Tante Bianca (Gladys Jimenez) heranmacht, um sein Macho-Image zu wahren.
Diego lernt seine neuen Nachbarn Wesley (Steve Callahan) und Jonathan (Cory Schneider) kennen, die gerade erst eingezogen sind. Überhaupt ziehen neuerdings sehr viele Schwule in das Viertel, was von einigen Mexikanern vor Ort nicht so gerne gesehen wird. Im Haus von Wesley und Jonathan lernt Diego eine für ihn völlig neue Welt kennen und hat endlich den Mut, offen zu seiner Homosexualität zu stehen. Zwischen Diego und Wesley gibt es gleich eine starke Vertrautheit, was von Jonathan eifersüchtig beobachtet und bissig kommentiert wird.
Jonathan fühlt sich in der neuen Umgebung nicht wohl und will das neu erworbene Haus gleich wieder verkaufen, sogar mit Gewinn, weil die Immobilienpreise gerade stark anziehen. Um Wesley davon zu überzeugen wieder wegzuziehen, ist ihm fast jedes Mittel recht. Doch in der Zwischenzeit kommen sich Diego und Wesley immer näher und beide überdenken ihre Pläne neu.
Das ist ein sehr hübscher kleiner Film, der zwar ziemlich vorhersehbar ist, aber dafür mit ausgesprochen smarten Darstellern aufwarten kann, die auch gerne ihre trainierten nackten Oberkörper präsentieren - die können sich wirklich sehen lassen. Außerdem gibt es ein paar skurrile Nebenfiguren, wie z. B. einen homophoben mexikanischen Koch, der an seinen eigenen Gemeinheiten fast erstickt und noch in der Küche den Löffel abgibt, sowie die exzentrische Bianca, die sich mit Pablo verlobt und von Ehe und Kindern träumt, aber dann doch noch die Wahrheit über ihren Verlobten erfährt. Am Ende hat dann aber doch fast jeder das, was er eigentlich will und das macht den Film so liebenswert.
Insgesamt gesehen ein durchaus sehenswertes Werk, nett und überschaubar. Mir hat der Film jedenfalls gut gefallen und deshalb von mir auch eine glatte Empfehlung. Es muss ja nicht immer das ganz große Drama sein.
Der Film spielt im mexikanischen Viertel in East L.A. und handelt von dem jungen Diego (René Alvarado), der im Restaurant seiner Großmutter Sara (Irene DeBari) arbeitet, aber davon träumt, nach Phoenix zu ziehen und dort ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Seit gut einem Jahr hat er ein heimliches Verhältnis mit dem Makler Pablo (David Berón), das aber nicht öffentlich werden soll, da Pablo sich um seinen Ruf sorgt. Diego aber hat die Geheimniskrämerei satt und will sich endlich outen, woraufhin sich Pablo von ihm trennt und sich an Diegos junge Tante Bianca (Gladys Jimenez) heranmacht, um sein Macho-Image zu wahren.
Diego lernt seine neuen Nachbarn Wesley (Steve Callahan) und Jonathan (Cory Schneider) kennen, die gerade erst eingezogen sind. Überhaupt ziehen neuerdings sehr viele Schwule in das Viertel, was von einigen Mexikanern vor Ort nicht so gerne gesehen wird. Im Haus von Wesley und Jonathan lernt Diego eine für ihn völlig neue Welt kennen und hat endlich den Mut, offen zu seiner Homosexualität zu stehen. Zwischen Diego und Wesley gibt es gleich eine starke Vertrautheit, was von Jonathan eifersüchtig beobachtet und bissig kommentiert wird.
Jonathan fühlt sich in der neuen Umgebung nicht wohl und will das neu erworbene Haus gleich wieder verkaufen, sogar mit Gewinn, weil die Immobilienpreise gerade stark anziehen. Um Wesley davon zu überzeugen wieder wegzuziehen, ist ihm fast jedes Mittel recht. Doch in der Zwischenzeit kommen sich Diego und Wesley immer näher und beide überdenken ihre Pläne neu.
Das ist ein sehr hübscher kleiner Film, der zwar ziemlich vorhersehbar ist, aber dafür mit ausgesprochen smarten Darstellern aufwarten kann, die auch gerne ihre trainierten nackten Oberkörper präsentieren - die können sich wirklich sehen lassen. Außerdem gibt es ein paar skurrile Nebenfiguren, wie z. B. einen homophoben mexikanischen Koch, der an seinen eigenen Gemeinheiten fast erstickt und noch in der Küche den Löffel abgibt, sowie die exzentrische Bianca, die sich mit Pablo verlobt und von Ehe und Kindern träumt, aber dann doch noch die Wahrheit über ihren Verlobten erfährt. Am Ende hat dann aber doch fast jeder das, was er eigentlich will und das macht den Film so liebenswert.
Insgesamt gesehen ein durchaus sehenswertes Werk, nett und überschaubar. Mir hat der Film jedenfalls gut gefallen und deshalb von mir auch eine glatte Empfehlung. Es muss ja nicht immer das ganz große Drama sein.
Dienstag, 15. Februar 2011
Das verrückte Liebesleben des Simon Eskenazy
"Das verrückte Liebesleben des Simon Eskenazy" - "La folle histoire d'amour de Simon Eskenazy" ist ein Film von Jean-Jacques Zilbermann, der hier zusammen mit Antoine Lacomblez auch das Drehbuch geschrieben hat, aus dem Jahr 2009.
Der in Paris lebende jüdische Klarinettist Simon Eskenazy (Antoine de Caunes) führt ein leicht chaotisches Leben. Als Klezmer-Musiker sehr erfolgreich, steht er kurz vor einer großen Amerika-Tournee, ist mit Plattenaufnahmen beschäftigt und hat eine Beziehung zu dem eher langweiligen Philosophen Raphael (Micha Lescot). Seine Agentin rät ihm sogar, Raphael mit nach New York zu nehmen "Du spielst besser, wenn Du einen Kerl im Bett hast." Das hält Simon aber nicht davon ab, eines Abends den jungen und bildschönen Naim (Mehdi Dehbi), einen arabischen Transvestiten, in einer Bar aufzureißen. Was für Simon ursprünglich nur ein One-Night-Stand sein sollte, entwickelt sich durch Naims Hartnäckigkeit zu einer festen Verbindung, auch wenn es da noch so einige Hürden zu überbrücken gilt.
Simons Mutter Bella (Judith Magre) muss vorübergehend gepflegt werden und wird bei Simon einquartiert, was diesen fast an den Rand der Verzweiflung bringt. Als hätte er nicht schon genug zu tun, muss er sich nun auch noch um seine bettlägerige Mutter kümmern, die alles andere als einfach ist. Die Pflegerin die Simon engagiert, passt seiner Mutter nicht, doch da taucht Naim wieder auf und gibt sich als Krankenpflegerin Habiba aus. Bella ist entzückt und versteht sich wunderbar mit der jungen "Frau", die allen den Kopf verdreht.
Zu allem Überfluss kündigt sich Simons Exfrau Rosalie (Elsa Zylberstein) an, samt dem gemeinsamen zehnjährigen Sohn, den Simon bisher nicht sehen dürfte. Rosalie will nach Paris ziehen und ihren neuen Partner heiraten. Es gibt also haufenweise Probleme für Simon. Er muss erst langsam eine Beziehung zu seinem Sohn aufbauen, seine Mutter versammelt als Vorsitzende das Auschwitz-Komitee in seiner Wohnung und Rosalies Vater hat etwas gegen seinen schwulen Ex-Schwiegersohn und dessen Lebenswandel.
Simon kann sich jedoch bald nicht länger dem Zauber von Naim verweigern, was letztlich dann auch Raphael mitbekommt - falls dieser überhaupt etwas mitbekommt in seiner Trägheit.
Diese locker-leichte Komödie ist einfach wunderschön und zu Herzen gehend. Die Charaktere und Darsteller sind allesamt hervorragend und machen den Film wirklich zu einem Genuss. Der Vorgänger zu diesem Film, "Männer sind auch nur Frauen" von 1998, der sich mit der Geschichte von Simon und Rosalie befasst, ist soweit ich weiß hierzulande nicht erhältlich. Das ist zwar schade, aber stört hier überhaupt nicht, denn dieser Film funktioniert völlig eigenständig.
Insgesamt gesehen ein herrlicher und beschwingter Spaß, mit tollen Schauspielern - besonders Antoine de Caunes und Mehdi Dehbi müssen hier erwähnt werden, die nicht nur sehr sympathisch, sondern auch sehr attraktiv sind - und einer schönen Liebesgeschichte. Sehr empfehlenswert!
Der in Paris lebende jüdische Klarinettist Simon Eskenazy (Antoine de Caunes) führt ein leicht chaotisches Leben. Als Klezmer-Musiker sehr erfolgreich, steht er kurz vor einer großen Amerika-Tournee, ist mit Plattenaufnahmen beschäftigt und hat eine Beziehung zu dem eher langweiligen Philosophen Raphael (Micha Lescot). Seine Agentin rät ihm sogar, Raphael mit nach New York zu nehmen "Du spielst besser, wenn Du einen Kerl im Bett hast." Das hält Simon aber nicht davon ab, eines Abends den jungen und bildschönen Naim (Mehdi Dehbi), einen arabischen Transvestiten, in einer Bar aufzureißen. Was für Simon ursprünglich nur ein One-Night-Stand sein sollte, entwickelt sich durch Naims Hartnäckigkeit zu einer festen Verbindung, auch wenn es da noch so einige Hürden zu überbrücken gilt.
Simons Mutter Bella (Judith Magre) muss vorübergehend gepflegt werden und wird bei Simon einquartiert, was diesen fast an den Rand der Verzweiflung bringt. Als hätte er nicht schon genug zu tun, muss er sich nun auch noch um seine bettlägerige Mutter kümmern, die alles andere als einfach ist. Die Pflegerin die Simon engagiert, passt seiner Mutter nicht, doch da taucht Naim wieder auf und gibt sich als Krankenpflegerin Habiba aus. Bella ist entzückt und versteht sich wunderbar mit der jungen "Frau", die allen den Kopf verdreht.
Zu allem Überfluss kündigt sich Simons Exfrau Rosalie (Elsa Zylberstein) an, samt dem gemeinsamen zehnjährigen Sohn, den Simon bisher nicht sehen dürfte. Rosalie will nach Paris ziehen und ihren neuen Partner heiraten. Es gibt also haufenweise Probleme für Simon. Er muss erst langsam eine Beziehung zu seinem Sohn aufbauen, seine Mutter versammelt als Vorsitzende das Auschwitz-Komitee in seiner Wohnung und Rosalies Vater hat etwas gegen seinen schwulen Ex-Schwiegersohn und dessen Lebenswandel.
Simon kann sich jedoch bald nicht länger dem Zauber von Naim verweigern, was letztlich dann auch Raphael mitbekommt - falls dieser überhaupt etwas mitbekommt in seiner Trägheit.
Diese locker-leichte Komödie ist einfach wunderschön und zu Herzen gehend. Die Charaktere und Darsteller sind allesamt hervorragend und machen den Film wirklich zu einem Genuss. Der Vorgänger zu diesem Film, "Männer sind auch nur Frauen" von 1998, der sich mit der Geschichte von Simon und Rosalie befasst, ist soweit ich weiß hierzulande nicht erhältlich. Das ist zwar schade, aber stört hier überhaupt nicht, denn dieser Film funktioniert völlig eigenständig.
Insgesamt gesehen ein herrlicher und beschwingter Spaß, mit tollen Schauspielern - besonders Antoine de Caunes und Mehdi Dehbi müssen hier erwähnt werden, die nicht nur sehr sympathisch, sondern auch sehr attraktiv sind - und einer schönen Liebesgeschichte. Sehr empfehlenswert!
Montag, 14. Februar 2011
Wo warst Du?
"Wo warst Du?" - "En Tu Ausencia" ist ein Film von Iván Noel (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2008.
Der Film erzählt die Geschichte des dreizehnjährigen Pablo (Gonzalo Sánchez Salas), der durch eine Unachtsamkeit seinen Vater verloren hat und nun allein mit seiner Mutter (Anabel Azuar) in einem kleinen spanischen Dorf lebt. Hier ist nicht viel los, Pablo ist meistens allein unterwegs oder trifft sich mit seiner Freundin Julia (Ana Tutor), die etwas älter ist als er und mit der er den ersten Sex hat.
Eines Tages kommt ein Fremder ins Dorf, dessen Auto eine Panne hat und der deswegen für einige Tage dort festsitzt. Der Mann aus dem Norden, der sich Paco (Francisco Alfonsin) nennt, freundet sich mit Pablo an und die beiden verbringen viel Zeit miteinander, was von den übrigen Dorfbewohnern argwöhnisch beobachtet wird. Besonders der neugierige und aufdringliche Postbote (Antonio J. Atienza Sánchez), der sich bei jeder Gelegenheit an die junge Julia heranmacht, scheint immer "ganz zufällig" in der Nähe zu sein und warnt Pablo vor dem fremden Mann.
Pablo jedoch ist auf der Suche nach einer Vaterfigur und wünscht sich insgeheim, dass Paco bei ihm bleiben könnte. Aber dann überstürzen sich die Ereignisse und Pablo kommt hinter Pacos Geheimnis, was in einer Tragödie endet.
Das ist ein berührendes Coming of Age-Drama, mit einer nicht vorhersehbaren Wendung am Schluss und einem tragischen Vertrauensmissbrauch und seinen Folgen. Die Geschichte wird langsam und bedächtig erzählt und die Landschaftsaufnahmen sind ausgesprochen schön. Man spürt die Hitze und die Trägheit, die über allem liegt.
Was mir nicht gefallen hat ist das Bild, das wie bei einer billigen Videoproduktion oder einer einfachen Telenovela wirkt. Merkwürdigerweise sind sowohl der Trailer als auch das - leider komplett uninteressante - Making-Of ganz normal geraten, nur der Film ist in diesem komischen Format. Gut, damit kann man sich irgendwie arrangieren. Schlimm ist allerdings die Musikuntermalung, denn das "Gitarrengeklimper" - anders kann ich das leider nicht bezeichnen - ist teilweise wirklich unerträglich und aufdringlich.
Insgesamt gesehen ein Film der etwas schwer zu bewerten ist. Die Geschichte ist schon sehenswert und der Junge spielt ganz großartig, es gab aber eben auch ein paar Dinge, die mich eher genervt haben, aber das ist nur meine Sicht der Dinge. Einfach mal Ausprobieren.
Der Film erzählt die Geschichte des dreizehnjährigen Pablo (Gonzalo Sánchez Salas), der durch eine Unachtsamkeit seinen Vater verloren hat und nun allein mit seiner Mutter (Anabel Azuar) in einem kleinen spanischen Dorf lebt. Hier ist nicht viel los, Pablo ist meistens allein unterwegs oder trifft sich mit seiner Freundin Julia (Ana Tutor), die etwas älter ist als er und mit der er den ersten Sex hat.
Eines Tages kommt ein Fremder ins Dorf, dessen Auto eine Panne hat und der deswegen für einige Tage dort festsitzt. Der Mann aus dem Norden, der sich Paco (Francisco Alfonsin) nennt, freundet sich mit Pablo an und die beiden verbringen viel Zeit miteinander, was von den übrigen Dorfbewohnern argwöhnisch beobachtet wird. Besonders der neugierige und aufdringliche Postbote (Antonio J. Atienza Sánchez), der sich bei jeder Gelegenheit an die junge Julia heranmacht, scheint immer "ganz zufällig" in der Nähe zu sein und warnt Pablo vor dem fremden Mann.
Pablo jedoch ist auf der Suche nach einer Vaterfigur und wünscht sich insgeheim, dass Paco bei ihm bleiben könnte. Aber dann überstürzen sich die Ereignisse und Pablo kommt hinter Pacos Geheimnis, was in einer Tragödie endet.
Das ist ein berührendes Coming of Age-Drama, mit einer nicht vorhersehbaren Wendung am Schluss und einem tragischen Vertrauensmissbrauch und seinen Folgen. Die Geschichte wird langsam und bedächtig erzählt und die Landschaftsaufnahmen sind ausgesprochen schön. Man spürt die Hitze und die Trägheit, die über allem liegt.
Was mir nicht gefallen hat ist das Bild, das wie bei einer billigen Videoproduktion oder einer einfachen Telenovela wirkt. Merkwürdigerweise sind sowohl der Trailer als auch das - leider komplett uninteressante - Making-Of ganz normal geraten, nur der Film ist in diesem komischen Format. Gut, damit kann man sich irgendwie arrangieren. Schlimm ist allerdings die Musikuntermalung, denn das "Gitarrengeklimper" - anders kann ich das leider nicht bezeichnen - ist teilweise wirklich unerträglich und aufdringlich.
Insgesamt gesehen ein Film der etwas schwer zu bewerten ist. Die Geschichte ist schon sehenswert und der Junge spielt ganz großartig, es gab aber eben auch ein paar Dinge, die mich eher genervt haben, aber das ist nur meine Sicht der Dinge. Einfach mal Ausprobieren.
Sonntag, 13. Februar 2011
Ararat
"Ararat" ist ein Film von Atom Egoyan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2002 und beschäftigt sich mit dem - noch immer totgeschwiegenen - Völkermord an den Armeniern durch die türkische Armee im Jahr 1915.
Atom Egoyan verbindet in seinem sehenswerten Film viele verschiedene Handlungsebenen, die aber alle zusammen hervorragend funktionieren. Er entwickelt Geschichten, die in der aktuellen Zeit spielen und von Familien handeln, die armenischer Abstammung sind. Hauptsächlich geht es ihm um das Erinnern, an die verstorbenen Familienmitglieder und an ein ausgelöschtes Volk. Dazu gibt es einen Film-im-Film, in dem der ebenfalls armenisch-stämmige Regisseur Edward Sorayan (Charles Aznavour) diesen Völkermord aufgreift. Er engagiert die Kunstexpertin Ani (Arsinée Khanjian) als Beraterin, die sich mit dem Leben des aus Armenien stammenden Malers Arshile Gorky (Simon Abkarian) befasst hat, der diese Zeit als Kind miterlebt hat und später nach Amerika auswandern konnte. Ein berühmtes Portrait, das Gorky mit seiner Mutter zeigt, spielt noch eine bedeutende Rolle in diesem Film.
Die ganzen verschiedenen Handlungen hier wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen, deshalb nur soviel, die überaus glänzenden und überzeugenden Darsteller machen diesen Film absolut sehenswert. Angefangen bei der wie immer wunderbaren und ebenso wunderschönen Arsinée Kahnjian, über den hervorragenden Charles Aznavour bis zu Christopher Plummer, in einer fabelhaften Rolle als kanadischem Zollbeamten, kurz vor seiner Pensionierung, der sich erst spät mit seinem Sohn versöhnt, weil dieser ein Verhältnis mit einem anderen Mann hat. Die anderen Darsteller, die ich hier nicht alle aufzähle, sind ebenso gut besetzt und spielen ihre Rollen alle sehr glaubhaft.
Insgesamt gesehen ein weiterer großartiger Film von Atom Egoyan, der nur eine Frage aufwirft: Warum gibt es den nicht in einer deutschen Veröffentlichung? Deutsche Untertitel würden ja schon genügen. Ich habe mir die UK-Version zugelegt, eine andere Alternative gab es nicht. Trotzdem möchte ich diesen Film als absolut empfehlenswert bezeichnen und hoffe auf eine entsprechende Veröffentlichung, die diesen Film auch dem deutschen Publikum näherbringt. Er ist es auf jeden Fall wert. Bei der Gelegenheit, es gibt noch so einige Filme von Atom Egoyan, die hierzulande nicht zu haben sind, ich hoffe sehr, dass sich das ändert.
Atom Egoyan verbindet in seinem sehenswerten Film viele verschiedene Handlungsebenen, die aber alle zusammen hervorragend funktionieren. Er entwickelt Geschichten, die in der aktuellen Zeit spielen und von Familien handeln, die armenischer Abstammung sind. Hauptsächlich geht es ihm um das Erinnern, an die verstorbenen Familienmitglieder und an ein ausgelöschtes Volk. Dazu gibt es einen Film-im-Film, in dem der ebenfalls armenisch-stämmige Regisseur Edward Sorayan (Charles Aznavour) diesen Völkermord aufgreift. Er engagiert die Kunstexpertin Ani (Arsinée Khanjian) als Beraterin, die sich mit dem Leben des aus Armenien stammenden Malers Arshile Gorky (Simon Abkarian) befasst hat, der diese Zeit als Kind miterlebt hat und später nach Amerika auswandern konnte. Ein berühmtes Portrait, das Gorky mit seiner Mutter zeigt, spielt noch eine bedeutende Rolle in diesem Film.
Die ganzen verschiedenen Handlungen hier wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen, deshalb nur soviel, die überaus glänzenden und überzeugenden Darsteller machen diesen Film absolut sehenswert. Angefangen bei der wie immer wunderbaren und ebenso wunderschönen Arsinée Kahnjian, über den hervorragenden Charles Aznavour bis zu Christopher Plummer, in einer fabelhaften Rolle als kanadischem Zollbeamten, kurz vor seiner Pensionierung, der sich erst spät mit seinem Sohn versöhnt, weil dieser ein Verhältnis mit einem anderen Mann hat. Die anderen Darsteller, die ich hier nicht alle aufzähle, sind ebenso gut besetzt und spielen ihre Rollen alle sehr glaubhaft.
Insgesamt gesehen ein weiterer großartiger Film von Atom Egoyan, der nur eine Frage aufwirft: Warum gibt es den nicht in einer deutschen Veröffentlichung? Deutsche Untertitel würden ja schon genügen. Ich habe mir die UK-Version zugelegt, eine andere Alternative gab es nicht. Trotzdem möchte ich diesen Film als absolut empfehlenswert bezeichnen und hoffe auf eine entsprechende Veröffentlichung, die diesen Film auch dem deutschen Publikum näherbringt. Er ist es auf jeden Fall wert. Bei der Gelegenheit, es gibt noch so einige Filme von Atom Egoyan, die hierzulande nicht zu haben sind, ich hoffe sehr, dass sich das ändert.
Mittwoch, 9. Februar 2011
3-Day Weekend
"3-Day Weekend" ist ein Film von Rob Williams (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2008.
Einer langjährigen Tradition folgend, treffen sich zwei befreundete schwule Paare an einem verlängerten Wochenende in einer abgeschiedenen und schicken Berghütte. Um es dieses Mal etwas spannender zu machen, soll jeder noch einen Single-Freund mitbringen. Die acht Männer sind nun unter einem Dach vereint und die nächsten Tage bringen so einige Überraschungen ans Licht.
Ohne hier näher ins Detail gehen zu wollen, es gibt einige Krisen durchzustehen und die vier mitgebrachten Singles sorgen für ziemlichen Aufruhr. Einer ist ein überaus hübscher Callboy, der einigen anderen überraschender Weise durchaus bekannt ist. Der zweite ist ein schüchterner Arbeitskollege, der ziemlich schnell von dem dritten Neuankömmling, einem Nackt-Yoga-Lehrer unter die Fittiche genommen wird. Der vierte im Bunde will hauptsächlich Spaß haben.
Eines von den Paaren hat Schwierigkeiten und scheint sich zu trennen, wobei das für mich nicht so ganz klar ist. Einer von beiden reist ab, aber ob das wirklich das Ende ist? (Dazu gibt es ein alternatives Ende in den Extras, aber das ist total daneben und passt überhaupt nicht in den Film.) Das andere Paar ist hauptsächlich mit dem bestehenden Altersunterschied beschäftigt, einer ist Mitte Zwanzig, der andere Mitte Vierzig.
Es ist auf jeden Fall sehr emotional, es gibt Eifersüchteleien, Lebenskrisen, Ängste vor dem Alter und Verlustängste. Die Darsteller sind allesamt sehr hübsch anzuschauen, aber die schauspielerischen Fähigkeiten sind doch ziemlich überschaubar. Insgesamt gesehen ist das nicht der tollste Film aller Zeiten, aber immerhin gehobener Durchschnitt und recht unterhaltsam. Mir hat er jedenfalls gut gefallen. Von Rob Williams kann ich übrigens noch den sehr unterhaltsamen und schönen Film "Eine Überraschung zum Fest" empfehlen, der ist auch sehr nett anzuschauen. Für einen gemütlichen Fernsehabend sind diese Filme genau richtig, mehr muss es manchmal auch nicht sein.
Einer langjährigen Tradition folgend, treffen sich zwei befreundete schwule Paare an einem verlängerten Wochenende in einer abgeschiedenen und schicken Berghütte. Um es dieses Mal etwas spannender zu machen, soll jeder noch einen Single-Freund mitbringen. Die acht Männer sind nun unter einem Dach vereint und die nächsten Tage bringen so einige Überraschungen ans Licht.
Ohne hier näher ins Detail gehen zu wollen, es gibt einige Krisen durchzustehen und die vier mitgebrachten Singles sorgen für ziemlichen Aufruhr. Einer ist ein überaus hübscher Callboy, der einigen anderen überraschender Weise durchaus bekannt ist. Der zweite ist ein schüchterner Arbeitskollege, der ziemlich schnell von dem dritten Neuankömmling, einem Nackt-Yoga-Lehrer unter die Fittiche genommen wird. Der vierte im Bunde will hauptsächlich Spaß haben.
Eines von den Paaren hat Schwierigkeiten und scheint sich zu trennen, wobei das für mich nicht so ganz klar ist. Einer von beiden reist ab, aber ob das wirklich das Ende ist? (Dazu gibt es ein alternatives Ende in den Extras, aber das ist total daneben und passt überhaupt nicht in den Film.) Das andere Paar ist hauptsächlich mit dem bestehenden Altersunterschied beschäftigt, einer ist Mitte Zwanzig, der andere Mitte Vierzig.
Es ist auf jeden Fall sehr emotional, es gibt Eifersüchteleien, Lebenskrisen, Ängste vor dem Alter und Verlustängste. Die Darsteller sind allesamt sehr hübsch anzuschauen, aber die schauspielerischen Fähigkeiten sind doch ziemlich überschaubar. Insgesamt gesehen ist das nicht der tollste Film aller Zeiten, aber immerhin gehobener Durchschnitt und recht unterhaltsam. Mir hat er jedenfalls gut gefallen. Von Rob Williams kann ich übrigens noch den sehr unterhaltsamen und schönen Film "Eine Überraschung zum Fest" empfehlen, der ist auch sehr nett anzuschauen. Für einen gemütlichen Fernsehabend sind diese Filme genau richtig, mehr muss es manchmal auch nicht sein.
Dienstag, 8. Februar 2011
Hustler White
"Hustler White" ist ein Film von Bruce LaBruce und Rick Castro, die hier beide zusammen Regie geführt und das Drehbuch geschrieben haben, aus dem Jahr 1996.
Der Film beschäftigt sich mit der Stricher-Szene auf dem Santa Monica Boulevard in Los Angeles. Der affektierte deutsche Journalist Jürgen (Bruce LaBruce) kommt extra nach Los Angeles, um ein Buch über diese Szene zu schreiben. Er begegnet dabei zufällig dem Stricher Monti (Toni Ward) und verliebt sich auf der Stelle in ihn. Monti hat gerade seinen letzten Kunden beklaut und ist auf der Flucht, dabei überfährt er versehentlich einen anderen Stricher.
Wiederholt kreuzen sich die Wege von Jürgen und Monti, aber nie von Dauer. Schließlich kommen beide doch ins Gespräch und Jürgen bietet Monti Geld dafür an, wenn dieser ihm von seinen Erlebnissen und Erfahrungen auf der Straße berichtet. Monti willigt ein und zusammen machen sich beide auf, die Gegend zu erkunden. Jürgen möchte seinem neuen Schwarm näher kommen und während Monti im Pool planscht, scheint es fast soweit zu sein. Doch dann passiert ein Unglück, Monti rutscht aus, fällt in den Pool und stößt sich dabei den Kopf. Als Jürgen mit den Drinks wiederkommt, findet er den scheinbar leblosen Körper vor. Verzweifelt packt er ihn ein und fährt mit ihm an den Strand...
Neben der eher zu vernachlässigenden Story bietet dieser Film tatsächlich einen Einblick in die Stricher-Szene in Los Angeles. Völlig wertungsfrei werden hier die teilweise perversen Gelüste der Kunden gezeigt, ohne diese in irgendeiner Form zu verurteilen. Das ist dem Film hoch anzurechnen, geht es doch schließlich nicht darum, hier irgendjemand anzuklagen.
Rick Castro kennt sich in der Szene gut aus, er hatte als Fotograf schon einige Jahre mit den Strichern dort gearbeitet. Daraus entstand dann die Idee zu diesem Film und Bruce LaBruce agiert hier sowohl vor, als auch hinter der Kamera. Seine Darstellung des Jürgen ist einfach köstlich und herrlich überzeichnet, ich hätte ihm noch stundenlang zuschauen können. Toni Ward ist natürlich hauptsächlich ein optischer Augenschmaus, der hier in erster Linie seinen schönen Körper präsentiert, da stört das fehlende schauspielerische Talent eigentlich nicht.
Insgesamt gesehen ein Film der in keine Schublade passt, das muss er aber auch nicht. Von Dokumentation bis Love-Story ist hier einfach alles enthalten. Das ist natürlich eine Low-Budget-Produktion, was man dem Film auch ansieht, aber das tut hier nichts zur Sache. Die Bilder sind durchweg gelungen und sehenswert, allein schon die extrem kitschige Strand-Szene am Ende ist so schön absurd, da ist es schon fast schade, dass der Film wenig später bereits vorbei ist. Anders als in den sonstigen Werken von LaBruce gibt es hier deutlich weniger Sex zu sehen und wenn, dann behält immer mindestens einer seine Socken an. Ein Hinweis auf die Prüderie in Amerika? Das ist natürlich ziemlich lächerlich, aber es schadet dem Film nicht im Geringsten.
Bruce LaBruce ist jedenfalls absolut hinreißend in seiner Rolle und darf zum Schluss sogar noch ein bisschen an Toni Ward herumfummeln, ganz brav natürlich. Seine Filmfigur fragt dann zum wiederholten Mal "Are you gay or are you straight?" Antwort von Monti: "I'm a Hustler."
Nebenbei bemerkt gibt es in diesem Film deutliche Anspielungen auf so berühmte Werke wie "Sunset Boulevard" und "Tod in Venedig" und Bruce LaBruce ist hier eine geniale schwule Mischung aus Gloria Swanson und Gustav von Aschenbach. Von mir jedenfalls eine große Empfehlung.
"Sunset Boulevard" ist übrigens einer der wunderbarsten Filme, die es gibt und ich würde es nicht wagen, darüber etwas zu schreiben, so großartig ist er. Ich kann aber nur jedem empfehlen, sich dieses Meisterwerk anzuschauen und das dazugehörige Making-Of, das sehr interessante Einblicke in die Filmwelt vermittelt.
Der Film beschäftigt sich mit der Stricher-Szene auf dem Santa Monica Boulevard in Los Angeles. Der affektierte deutsche Journalist Jürgen (Bruce LaBruce) kommt extra nach Los Angeles, um ein Buch über diese Szene zu schreiben. Er begegnet dabei zufällig dem Stricher Monti (Toni Ward) und verliebt sich auf der Stelle in ihn. Monti hat gerade seinen letzten Kunden beklaut und ist auf der Flucht, dabei überfährt er versehentlich einen anderen Stricher.
Wiederholt kreuzen sich die Wege von Jürgen und Monti, aber nie von Dauer. Schließlich kommen beide doch ins Gespräch und Jürgen bietet Monti Geld dafür an, wenn dieser ihm von seinen Erlebnissen und Erfahrungen auf der Straße berichtet. Monti willigt ein und zusammen machen sich beide auf, die Gegend zu erkunden. Jürgen möchte seinem neuen Schwarm näher kommen und während Monti im Pool planscht, scheint es fast soweit zu sein. Doch dann passiert ein Unglück, Monti rutscht aus, fällt in den Pool und stößt sich dabei den Kopf. Als Jürgen mit den Drinks wiederkommt, findet er den scheinbar leblosen Körper vor. Verzweifelt packt er ihn ein und fährt mit ihm an den Strand...
Neben der eher zu vernachlässigenden Story bietet dieser Film tatsächlich einen Einblick in die Stricher-Szene in Los Angeles. Völlig wertungsfrei werden hier die teilweise perversen Gelüste der Kunden gezeigt, ohne diese in irgendeiner Form zu verurteilen. Das ist dem Film hoch anzurechnen, geht es doch schließlich nicht darum, hier irgendjemand anzuklagen.
Rick Castro kennt sich in der Szene gut aus, er hatte als Fotograf schon einige Jahre mit den Strichern dort gearbeitet. Daraus entstand dann die Idee zu diesem Film und Bruce LaBruce agiert hier sowohl vor, als auch hinter der Kamera. Seine Darstellung des Jürgen ist einfach köstlich und herrlich überzeichnet, ich hätte ihm noch stundenlang zuschauen können. Toni Ward ist natürlich hauptsächlich ein optischer Augenschmaus, der hier in erster Linie seinen schönen Körper präsentiert, da stört das fehlende schauspielerische Talent eigentlich nicht.
Insgesamt gesehen ein Film der in keine Schublade passt, das muss er aber auch nicht. Von Dokumentation bis Love-Story ist hier einfach alles enthalten. Das ist natürlich eine Low-Budget-Produktion, was man dem Film auch ansieht, aber das tut hier nichts zur Sache. Die Bilder sind durchweg gelungen und sehenswert, allein schon die extrem kitschige Strand-Szene am Ende ist so schön absurd, da ist es schon fast schade, dass der Film wenig später bereits vorbei ist. Anders als in den sonstigen Werken von LaBruce gibt es hier deutlich weniger Sex zu sehen und wenn, dann behält immer mindestens einer seine Socken an. Ein Hinweis auf die Prüderie in Amerika? Das ist natürlich ziemlich lächerlich, aber es schadet dem Film nicht im Geringsten.
Bruce LaBruce ist jedenfalls absolut hinreißend in seiner Rolle und darf zum Schluss sogar noch ein bisschen an Toni Ward herumfummeln, ganz brav natürlich. Seine Filmfigur fragt dann zum wiederholten Mal "Are you gay or are you straight?" Antwort von Monti: "I'm a Hustler."
Nebenbei bemerkt gibt es in diesem Film deutliche Anspielungen auf so berühmte Werke wie "Sunset Boulevard" und "Tod in Venedig" und Bruce LaBruce ist hier eine geniale schwule Mischung aus Gloria Swanson und Gustav von Aschenbach. Von mir jedenfalls eine große Empfehlung.
"Sunset Boulevard" ist übrigens einer der wunderbarsten Filme, die es gibt und ich würde es nicht wagen, darüber etwas zu schreiben, so großartig ist er. Ich kann aber nur jedem empfehlen, sich dieses Meisterwerk anzuschauen und das dazugehörige Making-Of, das sehr interessante Einblicke in die Filmwelt vermittelt.
Montag, 7. Februar 2011
The Raspberry Reich
"The Raspberry Reich" ist ein Film von Bruce LaBruce (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2004.
Der Film erzählt von einer kleinen Gruppe Terroristen, die in Berlin den Sohn eines reichen Industriellen entführen wollen. Sie bezeichnen sich selbst als sechste Generation der RAF und nennen sich Gudrun, Che, Andreas und so weiter, als Verbeugung für ihre Vorbilder. Ständig beten sie ihre Thesen rauf und runter, obwohl - eigentlich tut das nur die dominante Gudrun (Susanne Sachsse), die einzige Frau im Team, die anscheinend in der Gruppe den Ton angibt. Die männlichen Mitglieder sitzen eher unbeteiligt daneben und scheinen sich zu fügen, mangels eigener Ideen, wie es scheint.
Gudrun predigt außerdem, die Revolution muss auch eine sexuelle Revolution sein und die sexuelle Revolution muss auch eine homosexuelle Revolution sein. Also ermuntert sie ihre Genossen, es miteinander zu treiben, im Dienst der guten Sache, versteht sich.
Die Entführung des Bankierssohnes Patrick (Andreas Rupprecht) geht über die Bühne, aber zwei wichtige Dinge können unsere Möchtegern-Terroristen noch nicht wissen. Erstens, Clyde, der Patrick ausspionieren sollte, hat längst ein Verhältnis mit diesem angefangen. Und zweitens, Patrick hatte vor kurzem sein Coming-Out und wurde daraufhin von seinem Vater enterbt. Außerdem sympathisiert er sowieso mit der Gruppe, was die eigentlichen Pläne total über den Haufen wirft. Gudrun will aber nichts von Planänderungen wissen und die Sache weiter durchziehen, nur leider hat sie diesmal nicht mit dem Widerstand ihrer männlichen Mitstreiter gerechnet. Diese Revolution ist jedenfalls gescheitert, bevor sie richtig begonnen hat.
Bruce LaBruce hat hier einen extrem schrägen und skurrilen Film hingelegt, der sich wirklich sehen lassen kann. Natürlich ist es auch wieder ein Gay-Porno, es gibt Sex ohne Ende, aber andererseits nimmt LaBruce alles schön politisch unkorrekt auf die Schippe und baut Szenen ein, die teilweise brüllend komisch sind. Besonders Gudrun (Susanne Sachsse ist ein Traum in dieser Rolle) ist herrlich überzeichnet, aber nie lächerlich. Die männlichen Darsteller sind hauptsächlich aus der Porno-Branche und durchweg sehenswert.
Als Vertreter des "New Queer Cinema" hat sich Bruce LaBruce bereits einen Namen gemacht, er ist mit scheinbar kindlicher Freude dabei, bestehende Konventionen mit Vergnügen zu ignorieren und das lässt noch auf einige weitere interessante Werke von ihm hoffen. Seine bisherigen Filme werde ich mir auch noch - soweit verfügbar - anschauen, mehr dazu demnächst. An dieser Stelle zunächst schon mal der Hinweis auf "Otto; or, Up with Dead People", den ich ebenfalls sehr empfehlen kann.
Insgesamt gesehen ist "The Raspberry Reich" ein Film der nicht für jeden Geschmack ist, aber das soll wie üblich mal wieder eine Empfehlung sein. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß und finde ihn äußerst sehenswert.
Nachtrag: Es gibt auch von diesem Film eine Hardcore-Version, die von dem Berliner Porno-Label Cazzo-Film unter dem Titel "The Revolution is my Boyfriend" vertrieben wird. Ich habe mir beide Versionen im Abstand von ein paar Wochen angeschaut und kann da keine großen Veränderungen feststellen. Beide Filme sind mit ca. neunzig Minuten Laufzeit angegeben und obwohl die Hardcore-Version scheinbar mehr Sex-Szenen zu bieten hat, bin ich doch ein bisschen unsicher, wo da wohl geschnitten wurde. Egal, der Film ist und bleibt auf jeden Fall sehenswert, in welcher Version auch immer.
Der Film erzählt von einer kleinen Gruppe Terroristen, die in Berlin den Sohn eines reichen Industriellen entführen wollen. Sie bezeichnen sich selbst als sechste Generation der RAF und nennen sich Gudrun, Che, Andreas und so weiter, als Verbeugung für ihre Vorbilder. Ständig beten sie ihre Thesen rauf und runter, obwohl - eigentlich tut das nur die dominante Gudrun (Susanne Sachsse), die einzige Frau im Team, die anscheinend in der Gruppe den Ton angibt. Die männlichen Mitglieder sitzen eher unbeteiligt daneben und scheinen sich zu fügen, mangels eigener Ideen, wie es scheint.
Gudrun predigt außerdem, die Revolution muss auch eine sexuelle Revolution sein und die sexuelle Revolution muss auch eine homosexuelle Revolution sein. Also ermuntert sie ihre Genossen, es miteinander zu treiben, im Dienst der guten Sache, versteht sich.
Die Entführung des Bankierssohnes Patrick (Andreas Rupprecht) geht über die Bühne, aber zwei wichtige Dinge können unsere Möchtegern-Terroristen noch nicht wissen. Erstens, Clyde, der Patrick ausspionieren sollte, hat längst ein Verhältnis mit diesem angefangen. Und zweitens, Patrick hatte vor kurzem sein Coming-Out und wurde daraufhin von seinem Vater enterbt. Außerdem sympathisiert er sowieso mit der Gruppe, was die eigentlichen Pläne total über den Haufen wirft. Gudrun will aber nichts von Planänderungen wissen und die Sache weiter durchziehen, nur leider hat sie diesmal nicht mit dem Widerstand ihrer männlichen Mitstreiter gerechnet. Diese Revolution ist jedenfalls gescheitert, bevor sie richtig begonnen hat.
Bruce LaBruce hat hier einen extrem schrägen und skurrilen Film hingelegt, der sich wirklich sehen lassen kann. Natürlich ist es auch wieder ein Gay-Porno, es gibt Sex ohne Ende, aber andererseits nimmt LaBruce alles schön politisch unkorrekt auf die Schippe und baut Szenen ein, die teilweise brüllend komisch sind. Besonders Gudrun (Susanne Sachsse ist ein Traum in dieser Rolle) ist herrlich überzeichnet, aber nie lächerlich. Die männlichen Darsteller sind hauptsächlich aus der Porno-Branche und durchweg sehenswert.
Als Vertreter des "New Queer Cinema" hat sich Bruce LaBruce bereits einen Namen gemacht, er ist mit scheinbar kindlicher Freude dabei, bestehende Konventionen mit Vergnügen zu ignorieren und das lässt noch auf einige weitere interessante Werke von ihm hoffen. Seine bisherigen Filme werde ich mir auch noch - soweit verfügbar - anschauen, mehr dazu demnächst. An dieser Stelle zunächst schon mal der Hinweis auf "Otto; or, Up with Dead People", den ich ebenfalls sehr empfehlen kann.
Insgesamt gesehen ist "The Raspberry Reich" ein Film der nicht für jeden Geschmack ist, aber das soll wie üblich mal wieder eine Empfehlung sein. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß und finde ihn äußerst sehenswert.
Nachtrag: Es gibt auch von diesem Film eine Hardcore-Version, die von dem Berliner Porno-Label Cazzo-Film unter dem Titel "The Revolution is my Boyfriend" vertrieben wird. Ich habe mir beide Versionen im Abstand von ein paar Wochen angeschaut und kann da keine großen Veränderungen feststellen. Beide Filme sind mit ca. neunzig Minuten Laufzeit angegeben und obwohl die Hardcore-Version scheinbar mehr Sex-Szenen zu bieten hat, bin ich doch ein bisschen unsicher, wo da wohl geschnitten wurde. Egal, der Film ist und bleibt auf jeden Fall sehenswert, in welcher Version auch immer.
Sonntag, 6. Februar 2011
Johan - Mein Sommer '75
"Johan - Mein Sommer '75" ist ein Film von Philippe Vallois aus dem Jahr 1976 und spielt in Paris.
Der Regisseur Philippe Vallois möchte einen Film drehen über seine Liebe zu Johan, seinem damaligen Freund. Dummerweise sitzt Johan gerade wegen Scheckbetrugs im Gefängnis und die Filmcrew kann nicht auf seine Entlassung warten. Also beginnt Vallois mit den Filmaufnahmen und ist gleichzeitig auf der Suche nach einem Ersatz für Johan. Dazu gibt es Aufnahmen vom Cruising in den Tuilerien und an anderen Orten, die zu der Zeit angesagt waren.
Es gibt immer wieder wechselnde Darsteller und auch ständigen Wechsel zwischen gespielten und echten Szenen. Diese Film-im-Film-Szenen funktionieren sehr gut, manchmal weiß man zwar nicht so genau, was gerade echt ist und was nicht, aber das schadet der Handlung überhaupt nicht, ist es doch sowieso ein sehr persönlicher Film von Philippe Vallois. Er castet mehrere Darsteller, die die Rolle des Johan übernehmen sollen, erfindet für sie kleine Geschichten, wie die des Zwillingsbruders, der ein Narziss ist und angeblich nur mit seinem eigenen Zwilling Sex hat.
Philippe und Johan schreiben sich Briefe, die in dem Film vorgelesen werden. Darin beschreiben beide ihre Beziehung zueinander und ihre Wünsche für eine gemeinsame Zukunft. Nun, die Geschichte war nach Johans Entlassung dann ziemlich schnell vorbei, da dieser sich bald schon neuen Zielen zugewandt hat.
Der fertige Film wurde damals wegen der Sex-Szenen auf den Index gesetzt und musste stark geschnitten werden. Nach dreißig Jahren wurde er nun auf DVD veröffentlicht und beinhaltet auch einige der damals entfernten Szenen, die nur mit Glück wiedergefunden wurden, unter anderem einige Erektionen und eine Fisting-Szene.
Insgesamt gesehen ist das ein tolles Zeitdokument, ähnlich wie Frank Ripplohs "Taxi zum Klo", und sehr sehenswert, unterlegt mit der stimmungsvollen Musik von Anton Bruckner. Es ist eine kleine Low-Budget-Produktion, der man ihr Alter durchaus ansieht, teils in Farbe und teils in Schwarzweiß, sehr experimentell, aber unbedingt empfehlenswert. Es gibt haufenweise hübsche junge Männer zu sehen, beispielsweise den schönen Schwarzen Walther, der nach dem Sex in die Küche geht und tanzend einen Schokoladenkuchen zubereitet. Das hat schon was.
Besonders erwähnenswert ist noch ein ca. 30-Minuten langes Extra, das 2006 entstanden ist und in dem Philippe Vallois die Entstehung des Films und seine eigene Geschichte, angefangen mit seiner Ankunft Ende der sechziger Jahre in Paris, erzählt. Schwules Leben gab es damals im französischen Kino überhaupt nicht und Vallois wollte das ändern, was ihm auch gelungen ist. Kleine Anmerkung noch am Rande, Kameramann bei "Johan" war Francois About, der einen jungen Assistenten mitbrachte, Thierry Arbogast. Der hat inzwischen eine steile Karriere hingelegt und mit so bedeutenden Regisseuren wie z. B. Luc Besson oder auch Brian De Palma gearbeitet und ist auch mehrfach ausgezeichnet worden.
Der Regisseur Philippe Vallois möchte einen Film drehen über seine Liebe zu Johan, seinem damaligen Freund. Dummerweise sitzt Johan gerade wegen Scheckbetrugs im Gefängnis und die Filmcrew kann nicht auf seine Entlassung warten. Also beginnt Vallois mit den Filmaufnahmen und ist gleichzeitig auf der Suche nach einem Ersatz für Johan. Dazu gibt es Aufnahmen vom Cruising in den Tuilerien und an anderen Orten, die zu der Zeit angesagt waren.
Es gibt immer wieder wechselnde Darsteller und auch ständigen Wechsel zwischen gespielten und echten Szenen. Diese Film-im-Film-Szenen funktionieren sehr gut, manchmal weiß man zwar nicht so genau, was gerade echt ist und was nicht, aber das schadet der Handlung überhaupt nicht, ist es doch sowieso ein sehr persönlicher Film von Philippe Vallois. Er castet mehrere Darsteller, die die Rolle des Johan übernehmen sollen, erfindet für sie kleine Geschichten, wie die des Zwillingsbruders, der ein Narziss ist und angeblich nur mit seinem eigenen Zwilling Sex hat.
Philippe und Johan schreiben sich Briefe, die in dem Film vorgelesen werden. Darin beschreiben beide ihre Beziehung zueinander und ihre Wünsche für eine gemeinsame Zukunft. Nun, die Geschichte war nach Johans Entlassung dann ziemlich schnell vorbei, da dieser sich bald schon neuen Zielen zugewandt hat.
Der fertige Film wurde damals wegen der Sex-Szenen auf den Index gesetzt und musste stark geschnitten werden. Nach dreißig Jahren wurde er nun auf DVD veröffentlicht und beinhaltet auch einige der damals entfernten Szenen, die nur mit Glück wiedergefunden wurden, unter anderem einige Erektionen und eine Fisting-Szene.
Insgesamt gesehen ist das ein tolles Zeitdokument, ähnlich wie Frank Ripplohs "Taxi zum Klo", und sehr sehenswert, unterlegt mit der stimmungsvollen Musik von Anton Bruckner. Es ist eine kleine Low-Budget-Produktion, der man ihr Alter durchaus ansieht, teils in Farbe und teils in Schwarzweiß, sehr experimentell, aber unbedingt empfehlenswert. Es gibt haufenweise hübsche junge Männer zu sehen, beispielsweise den schönen Schwarzen Walther, der nach dem Sex in die Küche geht und tanzend einen Schokoladenkuchen zubereitet. Das hat schon was.
Besonders erwähnenswert ist noch ein ca. 30-Minuten langes Extra, das 2006 entstanden ist und in dem Philippe Vallois die Entstehung des Films und seine eigene Geschichte, angefangen mit seiner Ankunft Ende der sechziger Jahre in Paris, erzählt. Schwules Leben gab es damals im französischen Kino überhaupt nicht und Vallois wollte das ändern, was ihm auch gelungen ist. Kleine Anmerkung noch am Rande, Kameramann bei "Johan" war Francois About, der einen jungen Assistenten mitbrachte, Thierry Arbogast. Der hat inzwischen eine steile Karriere hingelegt und mit so bedeutenden Regisseuren wie z. B. Luc Besson oder auch Brian De Palma gearbeitet und ist auch mehrfach ausgezeichnet worden.
Samstag, 5. Februar 2011
Genova
"Genova" ist ein Film des britischen Regisseurs Michael Winterbottom, der zusammen mit Laurence Coriat auch das Drehbuch geschrieben hat, aus dem Jahr 2008.
Marianne (Hope Davis) ist mit ihren beiden Töchtern Kelly (Willa Holland) und Mary (Perla Haney-Jardine) im Auto unterwegs, als es durch eine unbedachte Handlung Marys zu einem schweren Unfall kommt. Marianne stirbt und die beiden Töchter werden schwer verletzt. Joe (Colin Firth) beschließt nach dem Tod seiner Frau, mit seinen Töchtern für ein Jahr nach Italien zu ziehen. Barbara (Catherine Keener), eine gute Freundin von früher, besorgt Joe eine Anstellung an der Universität in Genua, wo er unterrichten kann.
Der Neuanfang in der fremden Stadt ist für die kleine Familie nicht leicht, sie müssen sich erst zurechtfinden und vor allen Dingen zusammenhalten. Joe ist bei seinen Studenten schnell sehr beliebt und Kelly interessiert sich hauptsächlich für die schönen jungen Italiener. Die kleine Mary hingegen hat jede Nacht Alpträume und sieht immer öfter den Geist ihrer verstorbenen Mutter, was beinahe zu einer Katastrophe führt.
Der Film behandelt das Thema Trauerarbeit und zeigt, wie die einzelnen Personen in dieser Familie damit umgehen. Das ist natürlich ein schwieriges Thema, keine Frage, was den Film zwischendurch etwas anstrengend macht. Gerettet wird das ganze durch die gelungenen Aufnahmen der kleinen Gassen in Genua, die gleichzeitig einladend und abschreckend sein können. Die Darsteller sind durchweg gut, wobei besonders Colin Firth und die immer wunderbare Catherine Keener erwähnenswert sind.
Insgesamt gesehen ein Film, mit dem ich mich trotzdem etwas schwer getan habe, aber das hat persönliche Gründe. Hervorzuheben sind noch die Interviews auf der DVD, die fast interessanter sind als der Film selbst und einen tollen Einblick in die Arbeit von Michael Winterbottom und seinem Team geben. Das ist dann wirklich sehr sehenswert und rettet den Gesamteindruck erheblich.
Marianne (Hope Davis) ist mit ihren beiden Töchtern Kelly (Willa Holland) und Mary (Perla Haney-Jardine) im Auto unterwegs, als es durch eine unbedachte Handlung Marys zu einem schweren Unfall kommt. Marianne stirbt und die beiden Töchter werden schwer verletzt. Joe (Colin Firth) beschließt nach dem Tod seiner Frau, mit seinen Töchtern für ein Jahr nach Italien zu ziehen. Barbara (Catherine Keener), eine gute Freundin von früher, besorgt Joe eine Anstellung an der Universität in Genua, wo er unterrichten kann.
Der Neuanfang in der fremden Stadt ist für die kleine Familie nicht leicht, sie müssen sich erst zurechtfinden und vor allen Dingen zusammenhalten. Joe ist bei seinen Studenten schnell sehr beliebt und Kelly interessiert sich hauptsächlich für die schönen jungen Italiener. Die kleine Mary hingegen hat jede Nacht Alpträume und sieht immer öfter den Geist ihrer verstorbenen Mutter, was beinahe zu einer Katastrophe führt.
Der Film behandelt das Thema Trauerarbeit und zeigt, wie die einzelnen Personen in dieser Familie damit umgehen. Das ist natürlich ein schwieriges Thema, keine Frage, was den Film zwischendurch etwas anstrengend macht. Gerettet wird das ganze durch die gelungenen Aufnahmen der kleinen Gassen in Genua, die gleichzeitig einladend und abschreckend sein können. Die Darsteller sind durchweg gut, wobei besonders Colin Firth und die immer wunderbare Catherine Keener erwähnenswert sind.
Insgesamt gesehen ein Film, mit dem ich mich trotzdem etwas schwer getan habe, aber das hat persönliche Gründe. Hervorzuheben sind noch die Interviews auf der DVD, die fast interessanter sind als der Film selbst und einen tollen Einblick in die Arbeit von Michael Winterbottom und seinem Team geben. Das ist dann wirklich sehr sehenswert und rettet den Gesamteindruck erheblich.
The Joneses
"The Joneses" ist das Regiedebüt von Derrick Borte, der zusammen mit Randy T. Dinzler auch das Drehbuch schrieb, aus dem Jahr 2009.
Die Familie Jones zieht in einen noblen Vorort, damit beginnt der Film. Die Familie Jones, das sind Vater Steve (David Duchovny), Mutter Kate (Demi Moore) und die beiden fast erwachsenen Kinder Jenn (Amber Heard) und Mick (Ben Hollingsworth). Sie bewohnen eine schicke Villa, ausgestattet mit allem nur erdenklichen Schnickschnack und erlesenen Möbeln, sie fahren tolle Autos und sind immer auf der Höhe der Technik. Gerne präsentieren sie auch der Nachbarschaft ihre neuesten Errungenschaften, seien es nun Golfschläger, Cabrios, Handys, teurer Schmuck oder was auch immer. Die Nachbarn reagieren prompt und kaufen genau das, was die Joneses auch haben. Die Gegend ist gut gewählt, hier gibt es viele zahlungskräftige Bewohner.
Nun, die Joneses sind so perfekt, dass sie eigentlich gar nicht echt sein können und das sind sie ja auch gar nicht. Sie sind nur ein Projekt, engagiert um teure Markenprodukte und Luxusartikel unters Volk zu bringen. Dabei zählen nur die Verkaufsergebnisse, bzw. die Verkaufssteigerung. Ihre Vorgesetzte ist KC (Lauren Hutton), die ständig die Verkaufszahlen überwacht und beratend zur Seite steht. Es geht auch immer darum, noch besser zu werden und in der Firma aufzusteigen, also einen noch besseren Status zu erlangen.
Alles läuft eigentlich wie gewünscht, aber dann gibt es doch ein paar Querschläge und noch einen tragischen Fall in der Nachbarschaft. Steve, der einzige in der "Familie", der noch so etwas wie ein Gewissen hat, entscheidet sich dazu, aus der Sache auszusteigen.
Mich hat diese ganze Reizüberflutung schon nach ungefähr fünfzehn Minuten extrem genervt. Diese ständige Zurschaustellung von Lifestyle, Autos, Klamotten und Einrichtung, die ganze Markengeilheit ist zu viel auf einmal. Alles ist zu perfekt und schön und zu überzuckert. Da liegt auch schon das große Problem des Films, der das nämlich alles viel zu lange auskostet und sich offensichtlich damit gefällt. Das ist sehr schade, denn dadurch verpufft jegliche Provokation völlig ungenutzt. Im Gegenteil, der Begriff "Oberflächlichkeit" erreicht hier eine ganz neue Dimension.
David Duchovny ist der einzige, der hier wirklich überzeugen kann, er spielt mit Seele und er verleiht seinem Part einen echten Charakter. Demi Moore agiert perfekt als seelenloser Verkaufsroboter und mal wieder komplett humorfrei, aber das kennt man ja nicht anders von ihr. Amber Heard und Ben Hollingsworth bekommen kaum eine Chance sich zu beweisen, was allerdings zu verschmerzen ist, man will ja schließlich keine Wunder erwarten. Die aufgesetzte und überflüssige Love-Story um Kate und Steve ist allem Anschein nach nur ein Zugeständnis an den Zuschauer, der ja nicht verprellt werden soll, nicht wahr?
Insgesamt gesehen ein Film, den ich mir wesentlich bissiger gewünscht hätte. Für eine grelle Satire - der Stoff hätte das mühelos hergegeben - ist leider alles zu glatt und schön geraten. Sehr, sehr schade.
Die Familie Jones zieht in einen noblen Vorort, damit beginnt der Film. Die Familie Jones, das sind Vater Steve (David Duchovny), Mutter Kate (Demi Moore) und die beiden fast erwachsenen Kinder Jenn (Amber Heard) und Mick (Ben Hollingsworth). Sie bewohnen eine schicke Villa, ausgestattet mit allem nur erdenklichen Schnickschnack und erlesenen Möbeln, sie fahren tolle Autos und sind immer auf der Höhe der Technik. Gerne präsentieren sie auch der Nachbarschaft ihre neuesten Errungenschaften, seien es nun Golfschläger, Cabrios, Handys, teurer Schmuck oder was auch immer. Die Nachbarn reagieren prompt und kaufen genau das, was die Joneses auch haben. Die Gegend ist gut gewählt, hier gibt es viele zahlungskräftige Bewohner.
Nun, die Joneses sind so perfekt, dass sie eigentlich gar nicht echt sein können und das sind sie ja auch gar nicht. Sie sind nur ein Projekt, engagiert um teure Markenprodukte und Luxusartikel unters Volk zu bringen. Dabei zählen nur die Verkaufsergebnisse, bzw. die Verkaufssteigerung. Ihre Vorgesetzte ist KC (Lauren Hutton), die ständig die Verkaufszahlen überwacht und beratend zur Seite steht. Es geht auch immer darum, noch besser zu werden und in der Firma aufzusteigen, also einen noch besseren Status zu erlangen.
Alles läuft eigentlich wie gewünscht, aber dann gibt es doch ein paar Querschläge und noch einen tragischen Fall in der Nachbarschaft. Steve, der einzige in der "Familie", der noch so etwas wie ein Gewissen hat, entscheidet sich dazu, aus der Sache auszusteigen.
Mich hat diese ganze Reizüberflutung schon nach ungefähr fünfzehn Minuten extrem genervt. Diese ständige Zurschaustellung von Lifestyle, Autos, Klamotten und Einrichtung, die ganze Markengeilheit ist zu viel auf einmal. Alles ist zu perfekt und schön und zu überzuckert. Da liegt auch schon das große Problem des Films, der das nämlich alles viel zu lange auskostet und sich offensichtlich damit gefällt. Das ist sehr schade, denn dadurch verpufft jegliche Provokation völlig ungenutzt. Im Gegenteil, der Begriff "Oberflächlichkeit" erreicht hier eine ganz neue Dimension.
David Duchovny ist der einzige, der hier wirklich überzeugen kann, er spielt mit Seele und er verleiht seinem Part einen echten Charakter. Demi Moore agiert perfekt als seelenloser Verkaufsroboter und mal wieder komplett humorfrei, aber das kennt man ja nicht anders von ihr. Amber Heard und Ben Hollingsworth bekommen kaum eine Chance sich zu beweisen, was allerdings zu verschmerzen ist, man will ja schließlich keine Wunder erwarten. Die aufgesetzte und überflüssige Love-Story um Kate und Steve ist allem Anschein nach nur ein Zugeständnis an den Zuschauer, der ja nicht verprellt werden soll, nicht wahr?
Insgesamt gesehen ein Film, den ich mir wesentlich bissiger gewünscht hätte. Für eine grelle Satire - der Stoff hätte das mühelos hergegeben - ist leider alles zu glatt und schön geraten. Sehr, sehr schade.
Freitag, 4. Februar 2011
Beautiful
"Beautiful" ist ein Film von Dean O'Flaherty (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009 und gleichzeitig sein Spielfilmdebüt.
Der vierzehnjährige Danny (Sebastian Gregory) lebt mit seinem Vater Alan (Aaron Jeffery) und seiner Stiefmutter Sherrie (Peta Wilson) in dem kleinen und idyllischem australischen Vorort Sunshine Hills. Danny ist ein Einzelgänger, er hängt nicht mit den anderen Jugendlichen herum und interessiert sich nicht für Sport, was ihm sein Vater, der Polizist ist, zum Vorwurf macht. "Sei einfach so wie alle anderen" ermahnt er seinen Sohn, aber Danny hat seine eigenen Vorstellungen.
Er freundet sich mit Suzy (Tahyna Tozzi) an, der Schönheit von nebenan. In dem gepflegten kleinen Vorort passieren anscheinend schlimme Dinge. Junge Mädchen sind verschwunden und man spricht von grausamen Verbrechen, die zwar niemand beweisen kann, aber nach Einbruch der Dunkelheit müssen immer alle Jugendlichen in der Gegend zu Hause sein. Im Haus Nr. 46 am Ende der Straße wohnt ein Paar, das man nie sieht und das irgendwie verdächtig zu sein scheint. Suzy erteilt Danny, der ihr gewissermaßen hörig ist, den Auftrag Fotos von den Bewohnern zu machen und Informationen von ihnen zu sammeln.
Danny lernt dabei Jennifer (Asher Keddie) kennen, die in dem Haus Nr. 46 lebt. Sie ist verängstigt und schickt ihn gleich wieder fort, aber Danny lässt nicht locker. Jennifers Mann Max (Socratis Otto) scheint gewalttätig zu sein und Danny möchte Jennifer helfen. Hat Max womöglich etwas mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun? Ist er etwa ein Mörder? Und dann ist Suzy plötzlich verschwunden...
Wer jetzt einen Horror-Schocker erwartet, der kann gleich wieder nach Hause gehen, denn dieser Film ist etwas ganz anderes. Die FSK-18-Freigabe spielt hier mit Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Das Grauen, welches sich hier offenbart, lauert ganz woanders und gerade dort, wo man es am wenigsten vermutet. Das ist ein kleiner und ziemlich gemeiner Film, der zeigt was Gerüchte so bewirken können und das ist wirklich grauenvoll genug.
Insgesamt gesehen ein verstörender, aber sehr sehenswerter Film, in dem nur wenig gesprochen wird und der sich sehr leise und langsam entwickelt. Wer sich darauf einlassen kann, der wird Gefallen daran finden, alle anderen seien gewarnt. Ich finde ihn durchaus empfehlenswert.
Der vierzehnjährige Danny (Sebastian Gregory) lebt mit seinem Vater Alan (Aaron Jeffery) und seiner Stiefmutter Sherrie (Peta Wilson) in dem kleinen und idyllischem australischen Vorort Sunshine Hills. Danny ist ein Einzelgänger, er hängt nicht mit den anderen Jugendlichen herum und interessiert sich nicht für Sport, was ihm sein Vater, der Polizist ist, zum Vorwurf macht. "Sei einfach so wie alle anderen" ermahnt er seinen Sohn, aber Danny hat seine eigenen Vorstellungen.
Er freundet sich mit Suzy (Tahyna Tozzi) an, der Schönheit von nebenan. In dem gepflegten kleinen Vorort passieren anscheinend schlimme Dinge. Junge Mädchen sind verschwunden und man spricht von grausamen Verbrechen, die zwar niemand beweisen kann, aber nach Einbruch der Dunkelheit müssen immer alle Jugendlichen in der Gegend zu Hause sein. Im Haus Nr. 46 am Ende der Straße wohnt ein Paar, das man nie sieht und das irgendwie verdächtig zu sein scheint. Suzy erteilt Danny, der ihr gewissermaßen hörig ist, den Auftrag Fotos von den Bewohnern zu machen und Informationen von ihnen zu sammeln.
Danny lernt dabei Jennifer (Asher Keddie) kennen, die in dem Haus Nr. 46 lebt. Sie ist verängstigt und schickt ihn gleich wieder fort, aber Danny lässt nicht locker. Jennifers Mann Max (Socratis Otto) scheint gewalttätig zu sein und Danny möchte Jennifer helfen. Hat Max womöglich etwas mit dem Verschwinden der Mädchen zu tun? Ist er etwa ein Mörder? Und dann ist Suzy plötzlich verschwunden...
Wer jetzt einen Horror-Schocker erwartet, der kann gleich wieder nach Hause gehen, denn dieser Film ist etwas ganz anderes. Die FSK-18-Freigabe spielt hier mit Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Das Grauen, welches sich hier offenbart, lauert ganz woanders und gerade dort, wo man es am wenigsten vermutet. Das ist ein kleiner und ziemlich gemeiner Film, der zeigt was Gerüchte so bewirken können und das ist wirklich grauenvoll genug.
Insgesamt gesehen ein verstörender, aber sehr sehenswerter Film, in dem nur wenig gesprochen wird und der sich sehr leise und langsam entwickelt. Wer sich darauf einlassen kann, der wird Gefallen daran finden, alle anderen seien gewarnt. Ich finde ihn durchaus empfehlenswert.
Donnerstag, 3. Februar 2011
Place Vendôme
"Place Vendôme" ist ein Film von Nicole Garcia, die hier Regie geführt hat und zusammen mit Jacques Fieschi das Drehbuch geschrieben hat, aus dem Jahr 1998.
Vincent Malivert (Bernard Fresson) betreibt am Pariser Place Vendôme ein renommiertes Juweliergeschäft. Seine Frau Marianne (Catherine Deneuve) hat sich aus dem normalen Alltagsleben zurückgezogen, sie ist depressiv, trinkt zuviel und verbringt die meiste Zeit in einer Klinik. Vincent gerät bei seinen Geschäften in Bedrängnis und wird verdächtigt, in illegale Dinge verstrickt zu sein. Es geht dabei um Diamanten der Russen-Mafia. Vincents Ruf wäre dadurch ruiniert und er sieht nur noch einen Ausweg - Selbstmord.
Nach seinem Tod will Marianne herausfinden, was wirklich passiert ist und beginnt auf eigene Faust, sich einen Überblick zu verschaffen. Sie kommt langsam wieder zur Besinnung und merkt schnell, dass sie niemandem in ihrer Umgebung trauen kann und dass ihr Mann offenbar ein Verhältnis mit seiner Angestellten Nathalie (Emmanuelle Seigner) hatte. Marianne lernt Jean-Pierre (Jean-Pierre Bacri) kennen, einen Freund von Nathalie, der ihr immer öfter zur Seite steht.
Plötzlich kommt ein alter Freund von früher ins Spiel, Battistelli (Jacques Dutronc), ein dunkler Punkt in Mariannes Vergangenheit und damit die Erinnerungen an eine alte, nie ganz vergessene Geschichte.
Das ist ein schöner ruhiger Film, fast altmodisch langsam und bedächtig erzählt, aber vor allen Dingen exzellent gespielt und in Szene gesetzt. Alles ist sehr geheimnisvoll und verwirrend, ich habe fast ein bisschen den Überblick verloren, wer nun wer ist, das tut der Sache aber keinen Abbruch.
In erster Linie erzählt der Film nämlich eigentlich die Geschichte einer nicht mehr jungen, sondern älteren Frau, die erst langsam wieder zu sich selbst und ihrem Platz im Leben finden muss. Verkörpert wird diese von einer absolut hinreißenden Catherine Deneuve, die den Film mit ihrer enormen Ausstrahlung wirklich sehenswert macht. Die ebenfalls fabelhafte Emmanuelle Seigner ist praktisch eine jüngere Ausgabe von ihr. Beide Frauen sind einfach sensationell, da bleiben die männlichen Darsteller eher zweitrangig. Sorry, meine Herren!
Insgesamt gesehen ein wunderbarer und sehr empfehlenswerter Film, den Nicole Garcia, die eigentlich hauptsächlich selbst als Schauspielerin tätig ist, mit ihrer dritten Regiearbeit hier geschaffen hat. Catherine Deneuve hat für ihre Leistung 1998 den Goldenen Löwen in Venedig bekommen und das vollkommen zu Recht.
Vincent Malivert (Bernard Fresson) betreibt am Pariser Place Vendôme ein renommiertes Juweliergeschäft. Seine Frau Marianne (Catherine Deneuve) hat sich aus dem normalen Alltagsleben zurückgezogen, sie ist depressiv, trinkt zuviel und verbringt die meiste Zeit in einer Klinik. Vincent gerät bei seinen Geschäften in Bedrängnis und wird verdächtigt, in illegale Dinge verstrickt zu sein. Es geht dabei um Diamanten der Russen-Mafia. Vincents Ruf wäre dadurch ruiniert und er sieht nur noch einen Ausweg - Selbstmord.
Nach seinem Tod will Marianne herausfinden, was wirklich passiert ist und beginnt auf eigene Faust, sich einen Überblick zu verschaffen. Sie kommt langsam wieder zur Besinnung und merkt schnell, dass sie niemandem in ihrer Umgebung trauen kann und dass ihr Mann offenbar ein Verhältnis mit seiner Angestellten Nathalie (Emmanuelle Seigner) hatte. Marianne lernt Jean-Pierre (Jean-Pierre Bacri) kennen, einen Freund von Nathalie, der ihr immer öfter zur Seite steht.
Plötzlich kommt ein alter Freund von früher ins Spiel, Battistelli (Jacques Dutronc), ein dunkler Punkt in Mariannes Vergangenheit und damit die Erinnerungen an eine alte, nie ganz vergessene Geschichte.
Das ist ein schöner ruhiger Film, fast altmodisch langsam und bedächtig erzählt, aber vor allen Dingen exzellent gespielt und in Szene gesetzt. Alles ist sehr geheimnisvoll und verwirrend, ich habe fast ein bisschen den Überblick verloren, wer nun wer ist, das tut der Sache aber keinen Abbruch.
In erster Linie erzählt der Film nämlich eigentlich die Geschichte einer nicht mehr jungen, sondern älteren Frau, die erst langsam wieder zu sich selbst und ihrem Platz im Leben finden muss. Verkörpert wird diese von einer absolut hinreißenden Catherine Deneuve, die den Film mit ihrer enormen Ausstrahlung wirklich sehenswert macht. Die ebenfalls fabelhafte Emmanuelle Seigner ist praktisch eine jüngere Ausgabe von ihr. Beide Frauen sind einfach sensationell, da bleiben die männlichen Darsteller eher zweitrangig. Sorry, meine Herren!
Insgesamt gesehen ein wunderbarer und sehr empfehlenswerter Film, den Nicole Garcia, die eigentlich hauptsächlich selbst als Schauspielerin tätig ist, mit ihrer dritten Regiearbeit hier geschaffen hat. Catherine Deneuve hat für ihre Leistung 1998 den Goldenen Löwen in Venedig bekommen und das vollkommen zu Recht.
Mittwoch, 2. Februar 2011
Plein Sud
"Plein Sud" ist ein Film von Sébastien Lifshitz aus dem Jahr 2009. Das Drehbuch stammt von Stéphane Bouquet und Vincent Poymiro.
Die Geschichte dreht sich um Sam (Yannick Renier), der mit seinem alten Ford unterwegs ist von Frankreich nach Spanien. Er hat zwei Anhalter bei sich, die jüngeren Geschwister Léa (Léa Seydoux) und Mathieu (Théo Frilet). In einem Einkaufszentrum gabelt Léa noch Jérémie (Pierre Perrier) auf und so machen sie sich zu Viert auf den Weg, den außer Sam niemand kennt.
Sam hat seinen Vater früh verloren, das wird in Rückblenden gezeigt. Vater und Mutter stritten sich im Auto und der Vater hat sich selbst durch einen Schuss in den Kopf getötet, was Sam vom Haus aus mit angesehen hat. Die Mutter (Nicole Garcia) hat daraufhin den Verstand verloren, kam in eine Anstalt und Sam und sein jüngerer Bruder kamen in Pflegefamilien. Nun, zwanzig Jahre später, hat sich seine Mutter wieder bei ihm gemeldet und Sam ist auf dem Weg zu ihr nach Spanien, wo sie jetzt lebt. Im Gepäck hat er die Waffe, mit der sein Vater sich einst erschossen hat.
Zunächst handelt der Film aber von Sam und seinen drei Anhaltern und da liegt auch schon das Problem, denn außer schönen Bildern von hübschen Menschen, die sich ausgesprochen infantil benehmen gibt es hier nicht viel zu erzählen. Léa ist schwanger, Jérémie ist scharf auf sie und Mathieu ist schwul, das ist die kurze Zusammenfassung. Es gibt ein bisschen Sex am nächtlichen Strand zwischen Léa und Jérémie und zwischen Sam und Mathieu, aber das war es dann auch schon.
Sam, der einsame Cowboy, fährt alleine weiter nach Spanien. Hier, im letzten Teil, wird es endlich interessant und zwar bei der Begegnung mit seiner Mutter. Da erreicht der Film die Tiefe, die ihm bis dahin gefehlt hat, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Das Ende ist dann allerdings auch wieder nicht so ganz geglückt und wirkt ein bisschen zu sperrig.
Meiner Meinung nach will der Film viel mehr sein, als er eigentlich ist. Die Geschichte um den Jungen, der den frühen Tod des Vaters und die Abwesenheit der Mutter nicht verarbeiten konnte, ist ja gut gemeint, aber nicht besonders gut umgesetzt. Die langsame Erzählweise stört mich dabei nicht, aber es läuft alles so ins Leere. Da muss der Zuschauer selbst entscheiden, ob der Film für ihn funktioniert oder nicht.
Mich persönlich hat die wackelige Handkamera gestört, die zwar authentisch wirken soll, aber eigentlich nur nervt, besonders wenn das wie hier als Stilmittel benutzt wird. Die merkwürdige Konstellation mit den drei Anhaltern verläuft auch im Sande, denn von ihnen erfährt man rein gar nichts. Sie tauchen auf und irgendwann geht die Geschichte eben ohne sie weiter, ohne jede Erklärung. Letztlich gibt es ein paar schöne Bilder, die Sonne scheint und die Landschaft ist hübsch, aber das war es dann auch schon. Gut, Yannick Renier und Théo Frilet sind sehr hübsch anzuschauen und auch passend besetzt, das möchte ich noch erwähnen, aber insgesamt hat mich der Film nicht so ganz überzeugt. Schade, das hätte wirklich besser sein können, denn der Ansatz war schon gut.
Empfehlenswerter finde ich von Sébastien Lifshitz die Filme "Sommer wie Winter" und "Wild Side", sowie seinen Debütfilm "Offene Herzen".
Die Geschichte dreht sich um Sam (Yannick Renier), der mit seinem alten Ford unterwegs ist von Frankreich nach Spanien. Er hat zwei Anhalter bei sich, die jüngeren Geschwister Léa (Léa Seydoux) und Mathieu (Théo Frilet). In einem Einkaufszentrum gabelt Léa noch Jérémie (Pierre Perrier) auf und so machen sie sich zu Viert auf den Weg, den außer Sam niemand kennt.
Sam hat seinen Vater früh verloren, das wird in Rückblenden gezeigt. Vater und Mutter stritten sich im Auto und der Vater hat sich selbst durch einen Schuss in den Kopf getötet, was Sam vom Haus aus mit angesehen hat. Die Mutter (Nicole Garcia) hat daraufhin den Verstand verloren, kam in eine Anstalt und Sam und sein jüngerer Bruder kamen in Pflegefamilien. Nun, zwanzig Jahre später, hat sich seine Mutter wieder bei ihm gemeldet und Sam ist auf dem Weg zu ihr nach Spanien, wo sie jetzt lebt. Im Gepäck hat er die Waffe, mit der sein Vater sich einst erschossen hat.
Zunächst handelt der Film aber von Sam und seinen drei Anhaltern und da liegt auch schon das Problem, denn außer schönen Bildern von hübschen Menschen, die sich ausgesprochen infantil benehmen gibt es hier nicht viel zu erzählen. Léa ist schwanger, Jérémie ist scharf auf sie und Mathieu ist schwul, das ist die kurze Zusammenfassung. Es gibt ein bisschen Sex am nächtlichen Strand zwischen Léa und Jérémie und zwischen Sam und Mathieu, aber das war es dann auch schon.
Sam, der einsame Cowboy, fährt alleine weiter nach Spanien. Hier, im letzten Teil, wird es endlich interessant und zwar bei der Begegnung mit seiner Mutter. Da erreicht der Film die Tiefe, die ihm bis dahin gefehlt hat, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Das Ende ist dann allerdings auch wieder nicht so ganz geglückt und wirkt ein bisschen zu sperrig.
Meiner Meinung nach will der Film viel mehr sein, als er eigentlich ist. Die Geschichte um den Jungen, der den frühen Tod des Vaters und die Abwesenheit der Mutter nicht verarbeiten konnte, ist ja gut gemeint, aber nicht besonders gut umgesetzt. Die langsame Erzählweise stört mich dabei nicht, aber es läuft alles so ins Leere. Da muss der Zuschauer selbst entscheiden, ob der Film für ihn funktioniert oder nicht.
Mich persönlich hat die wackelige Handkamera gestört, die zwar authentisch wirken soll, aber eigentlich nur nervt, besonders wenn das wie hier als Stilmittel benutzt wird. Die merkwürdige Konstellation mit den drei Anhaltern verläuft auch im Sande, denn von ihnen erfährt man rein gar nichts. Sie tauchen auf und irgendwann geht die Geschichte eben ohne sie weiter, ohne jede Erklärung. Letztlich gibt es ein paar schöne Bilder, die Sonne scheint und die Landschaft ist hübsch, aber das war es dann auch schon. Gut, Yannick Renier und Théo Frilet sind sehr hübsch anzuschauen und auch passend besetzt, das möchte ich noch erwähnen, aber insgesamt hat mich der Film nicht so ganz überzeugt. Schade, das hätte wirklich besser sein können, denn der Ansatz war schon gut.
Empfehlenswerter finde ich von Sébastien Lifshitz die Filme "Sommer wie Winter" und "Wild Side", sowie seinen Debütfilm "Offene Herzen".
Dienstag, 1. Februar 2011
Späte Entscheidung - La Surprise
"Späte Entscheidung" - "La Surprise" ist ein Film von Alain Tasma aus dem Jahr 2007. Das Drehbuch stammt von Dominique Garnier.
Marion (Mireille Perrier) ist Lehrerin und Mitte Vierzig, als sie sich plötzlich von ihrem Mann Paul (Robin Renucci) nach 22 Jahren Ehe trennt. Weder Paul noch die siebzehnjährige Tochter Justine (Chloé Coulloud) können diese Handlung verstehen, nicht einmal Marion selbst. Sie weiß nur, sie muss raus aus dieser Ehe, die nur noch Stillstand bedeudet.
Durch ihre Schwester Louise (Marilyne Canto) lernt Marion die junge Antiquitätenhändlerin Claude (Rachida Brakni) kennen und die beiden Frauen freunden sich schnell an. Aus der anfänglichen Freundschaft wird jedoch mehr, was zumindest Marion in einen Gewissenskonflikt stürzt. Hat sie sich tatsächlich in eine Frau verliebt?
Ihr neues Leben bereitet Marion schon genug Probleme, ihr Mann will die Trennung nicht wahrhaben und macht Marion eine Szene ("Ich kann ohne Dich nicht leben") und ihre Tochter macht ihr auch nur Vorwürfe. Wie soll sie den beiden nur klarmachen, dass sie nun eine Beziehung zu einer Frau hat? Marion zieht sich zurück und auch Claude ist noch nicht ganz frei von einer früheren Beziehung, die allerdings tragisch endete.
Paul lässt Claude die ganze Feindseligkeit des verlassenen Ehemannes spüren und Marion ist immer noch verwirrt. Erst als ein Unfall passiert, kann sie endlich zu ihren Gefühlen stehen, egal was ihre Familie auch dazu sagt.
Das ist ein sehr schöner kleiner Film, der mit glaubwürdigen Darstellerinnen aufwartet und deshalb nicht allzu gekünstelt wirkt. Gut, es werden ein paar Klischees bedient, einiges ist ein bisschen zu kitschig und es gibt ziemlich viel hin und her in der noch frischen Beziehung zwischen Marion und Claude, aber insgesamt gesehen kann der Film durchaus überzeugen. Mireille Perrier und Rachida Brakni sind überaus sehenswert und machen den Film wirklich zu einem Erlebnis, ich kann ihn jedenfalls nur empfehlen.
Marion (Mireille Perrier) ist Lehrerin und Mitte Vierzig, als sie sich plötzlich von ihrem Mann Paul (Robin Renucci) nach 22 Jahren Ehe trennt. Weder Paul noch die siebzehnjährige Tochter Justine (Chloé Coulloud) können diese Handlung verstehen, nicht einmal Marion selbst. Sie weiß nur, sie muss raus aus dieser Ehe, die nur noch Stillstand bedeudet.
Durch ihre Schwester Louise (Marilyne Canto) lernt Marion die junge Antiquitätenhändlerin Claude (Rachida Brakni) kennen und die beiden Frauen freunden sich schnell an. Aus der anfänglichen Freundschaft wird jedoch mehr, was zumindest Marion in einen Gewissenskonflikt stürzt. Hat sie sich tatsächlich in eine Frau verliebt?
Ihr neues Leben bereitet Marion schon genug Probleme, ihr Mann will die Trennung nicht wahrhaben und macht Marion eine Szene ("Ich kann ohne Dich nicht leben") und ihre Tochter macht ihr auch nur Vorwürfe. Wie soll sie den beiden nur klarmachen, dass sie nun eine Beziehung zu einer Frau hat? Marion zieht sich zurück und auch Claude ist noch nicht ganz frei von einer früheren Beziehung, die allerdings tragisch endete.
Paul lässt Claude die ganze Feindseligkeit des verlassenen Ehemannes spüren und Marion ist immer noch verwirrt. Erst als ein Unfall passiert, kann sie endlich zu ihren Gefühlen stehen, egal was ihre Familie auch dazu sagt.
Das ist ein sehr schöner kleiner Film, der mit glaubwürdigen Darstellerinnen aufwartet und deshalb nicht allzu gekünstelt wirkt. Gut, es werden ein paar Klischees bedient, einiges ist ein bisschen zu kitschig und es gibt ziemlich viel hin und her in der noch frischen Beziehung zwischen Marion und Claude, aber insgesamt gesehen kann der Film durchaus überzeugen. Mireille Perrier und Rachida Brakni sind überaus sehenswert und machen den Film wirklich zu einem Erlebnis, ich kann ihn jedenfalls nur empfehlen.
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