Sonntag, 30. Januar 2011

La Mala Educación

"La Mala Educación" - "Schlechte Erziehung" ist ein Film von Pedro Almodovar (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2004.

Der junge Regisseur Enrique (Fele Martinez) bekommt eines Tages Besuch von seinem früheren Schulfreund Ignacio (Gael Garcia Bernal), den er jedoch nicht wieder erkennt. Ignacio hat ein Manuskript verfasst, das von der gemeinsamen Zeit der beiden in der Klosterschule handelt. Damals hatte Padre Manolo, der selbst in Ignacio verliebt war, die Liebschaft zwischen den beiden Jungen entdeckt und Enrique wurde der Schule verwiesen. Nun soll Enrique aus der Geschichte einen Film machen und Ignacio will die Hauptrolle spielen.

Aus den beiden Männern wird für kurze Zeit ein Liebespaar, aber Enrique spürt, dass Ignacio nicht der ist, für den er sich ausgibt. Bei seinen Recherchen kommt er der Wahrheit aber langsam näher.

Mehr will ich hier nicht verraten, der Film bietet noch so einige Wendungen und sollte unbedingt aufmerksam verfolgt werden. Es gibt Rückblenden in die Vergangenheit und gleichzeitig eine Film-im-Film-Geschichte, die grandios inszeniert ist. Trotz der verschachtelten Erzählweise kann man der Handlung aber immer gut folgen, dafür hat Almodovar gesorgt. Hier ist nichts so wie es scheint und sämtliche Figuren scheinen ein Geheimnis zu haben, am Ende fügt sich aber alles zu einem Bild zusammen.

Almodovar hat hier ein Werk geschaffen, das gleichzeitig Liebesgeschichte, Thriller und Melodram ist und in wunderbaren Bildern eingefangen wurde. Für mich einer der besten Filme des Regisseurs, auch wenn seine anderen Filme alle sehr sehenswert sind, egal ob es die frühen Werke oder die späteren sind.

Insgesamt gesehen ein Film der sich sehr lohnt und der mit Fele Martinez und Gael Garcia Bernal zwei wunderschöne und absolut hinreißende Hauptdarsteller hat. In den Nebenrollen gefallen vor allen Dingen Lluis Homar und Javier Cámara.

Eat Pray Love

"Eat Pray Love" ist ein Film von Ryan Murphy (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010 und basiert auf der Autobiografie von Elizabeth Gilbert.

Ich habe mich kürzlich mal gefragt, wieviel Blödheit man in einen einzigen Film packen kann. Dann habe ich "Eat Pray Love" gesehen und wusste die Antwort: erstaunlich viel. Dieser Zwei-Stunden-Kitsch (der Directors Cut ist sogar 140 Minuten lang) ist anscheinend genau das richtige für frustrierte Frauen auf der großen Sinnsuche.

Unsere Heldin Liz ("Darling" Julia Roberts) ist eigentlich irgendwie glücklich verheiratet, fühlt sich aber nicht so, fängt an zu beten (Himmel!) und lässt sich scheiden. Nach einer kurzen Affäre (James Franco) reist sie nach Italien, um endlich mal gut zu essen und anschließend weiter nach Indien, um in einem Ashram zu meditieren. Letzter Anlaufpunkt ist Bali, wo sie weiterhin meditieren kann und einen neuen Mann (Javier Bardem) kennenlernt. Das ganze wird zwischendurch "aufgewertet" durch jede Menge Kalenderweisheiten, die man mit auf den Weg bekommt, ob man will oder nicht. "Sieh mit Deinem Herzen" und ähnlich erbaulicher Kram, den die Leserinnen von Gilberts Büchern sicher begierig aufsaugen werden.

Entstanden ist ein Film, der so unglaublich banal ist, da fehlen mir fast die Worte. Julia Roberts spielt das, was sie immer spielt, nur ihre aufgeblasene Oberlippe scheint neu zu sein. Wäre doch schön, wenn man statt der Lippen auch mal das Gehirn aufblasen könnte, aber das nur nebenbei bemerkt.

James Franco und Javier Bardem müssen sich anscheinend irgendwie verlaufen haben, anders kann ich mir ihren Auftritt in diesem grottenschlechten Film nicht erklären. Wobei, Javier Bardem, den ich sonst sehr schätze, hat auch in "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" mitgespielt und der war auch extrem unterirdisch.

Insgesamt gesehen ein Film, den man gerne verpassen kann, der ist absolut nicht empfehlenswert.

Freitag, 28. Januar 2011

Otto; or, Up with Dead People

"Otto; or, Up with Dead People" ist ein Film des kanadischen Filmemachers Bruce LaBruce (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2008.

Otto (Jey Crisfar) steigt als Zombie aus seinem Grab. Der junge Untote irrt umher in den Straßen der Provinz und landet schließlich, einer inneren Eingebung folgend, in Berlin. Zwischendurch ernährt er sich von dem blutigen Fleisch überfahrener Tiere. In Berlin nimmt ihn ein schwuler Mann mit nach Hause und Otto kostet dann auch von ihm, woraufhin sich der Mann ebenfalls in einen Zombie verwandelt.

Otto lernt die lesbische Regisseurin Medea Yarn (Katharina Klewinghaus) kennen, deren Geliebte Hella (Susanne Sachsse) ein Stummfilmstar ist und immer in schwarzweiß eingeblendet erscheint. Medea engagiert Otto als Darsteller für ihren Polit-Porno-Zombie-Film als ideale Besetzung. Ihr Bruder Adolf (Guido Sommer) ist als Kameramann dabei tätig. Der Hauptdarsteller des Films ist Fritz und wird von Medea gebeten, sich um Otto zu kümmern, da dieser obdachlos ist. Fritz nimmt Otto mit zu sich nach Hause und bietet ihm sein Gästezimmer an. (Nebenbei bemerkt, Zombies baden nie. Kleiner Scherz aus dem Film.)

Otto hat keine Erinnerungen an sein früheres Leben, aber so nach und nach kommen doch Bruchstücke davon hoch. Er hatte einen Freund, aber was ist geschehen? Ist Otto wirklich ein Zombie oder bildet er sich das alles nur ein?

Das ist ein herrlich verrückter Film, schön schräg und meilenweit vom Mainstream entfernt. Der Soundtrack ist sehr schön morbid und äußerst passend gewählt, wenn auch in einigen Szenen etwas zu dominierend, meiner Meinung nach. Die Film-im-Film-Geschichte funktioniert ebenfalls sehr gut und lässt das Ganze im nachhinein in einem anderen Licht erscheinen.

Die Darsteller können sehr wohl überzeugen, das wird bei Low-Budget-Produktionen ja oft bemängelt. Na und? Mir hat vor allen Dingen Jey Crisfar wirklich gut gefallen.

Es gibt auch ein paar eklige Szenen, z. B. die ganzen Eingeweide, das ist schon etwas speziell, aber es ist eben ein Zombie-Film, damit muss man leben. Die Sache mit der Katze nehme ich aber übel, die war so süß und dann kaut Otto noch auf dem Rest herum... Ein bisschen Sex gibt es auch zu sehen und es gibt noch eine finale Orgie mit den anderen Zombie-Darstellern, die ist auch gut gelungen.

Insgesamt gesehen ein sehr experimenteller schwuler Zombie-Film, der viele Anspielungen enthält, unter anderem auf Homosexualität im Allgemeinen, Gewalt gegen Schwule im Besonderen und Aids. Ich kann den Film nur sehr empfehlen, auch wenn der Anfang vielleicht etwas zu lahm ist, es lohnt sich auf jeden Fall. Wer bereit ist, sich auf einen kleinen, aber feinen und trashigen Independent-Film einzulassen, der ist hier genau richtig.

Donnerstag, 27. Januar 2011

Love and Death on Long Island

"Love and Death on Long Island" ist ein Film von Richard Kwietniowski (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1997 und beruht auf einem Roman von Gilbert Adair.

Der alternde britische Schriftsteller Giles De'Ath (John Hurt) lebt zurückgezogen in seiner eigenen literarischen Welt und bekommt von dem modernen Leben um ihn herum kaum etwas mit. Er ist verwitwet und hat eine Haushälterin, die sich um ihn kümmert.

Entgegen seiner eigentlichen Gewohnheiten verlässt er eines Tages sein Haus, um sich im Kino eine Literaturverfilmung anzuschauen. Unbeholfen wie er ist, landet er im falschen Kinosaal und sieht sich mit einer Teenie-Klamotte konfrontiert. Gerade als er gehen will, erscheint auf der Leinwand der junge Ronnie Bostock (Jason Priestley) und um Giles ist es geschehen. Wie vom Blitz getroffen, verliebt Giles sich auf den ersten Blick in das Teenie-Idol.

Wie ein Teenager fängt Giles nun an, Zeitschriften zu zerschneiden und jeden noch so kleinen Artikel und jedes Foto seines Schwarms auszuschneiden und zu sammeln, in einem eigenen Album, versteht sich. Er schafft sich sogar einen Fernseher samt Videorecorder an und wird Mitglied in einer Videothek. Seiner Haushälterin gibt er nun ab Mittags frei und bestellt sich zum Abendessen Pizza, um dann in Ruhe die Filme seines Lieblings verfolgen zu können. Seine neue Leidenschaft hält er natürlich geheim, einem Freund berichtet er nur, er hätte Schönheit entdeckt, wo man sie nicht vermutet hätte.

Nach einiger Zeit beschließt Giles, nach Long Island zu reisen, um vor Ort seinem Schwarm näher zu sein und in der stillen Hoffnung, ihm zu begegnen. Tatsächlich lernt er Ronnies Modelfreundin Audrey (Fiona Loewi) kennen, die ihn mit Ronnie bekannt macht. Ronnie ist beeindruckt von dem englischen Schriftsteller, der sich so für ihn und seine Karriere interessiert und die beiden freunden sich an. Giles schwebt im siebten Himmel, aber der naive und ahnungslose Ronnie ist mit den Plänen, die Giles für ihn hat überfordert und zieht sich zurück. In einer herzzerreißenden Szene gesteht Giles ihm seine Liebe, was Ronnie noch mehr verwirrt als alles andere zuvor.

Was sich von der Beschreibung her einigermaßen albern anhört, entpuppt sich hier in Wirklichkeit als ein kleines Juwel. Mich hat der Film jedenfalls absolut begeistert, was in erster Linie an der Darstellung des wunderbaren John Hurt liegt, der den liebeskranken Narr, der sich plötzlich und unerwartet noch einmal verliebt, so zärtlich und glaubhaft verkörpert, dass man ihn dafür einfach anbeten muss. Jason Priestley ist ebenso perfekt besetzt, er muss sich im Grunde nur selbst spielen.

Insgesamt gesehen ein ganz bezaubernder Film, mit einem gut gewählten Ende, mehr verrate ich hier nicht. John Hurt ist so fantastisch in seiner Rolle, seine Figur wird nie ins Lächerliche gezogen, sondern bleibt immer souverän, auch wenn es einige sehr humorvolle Momente gibt. Bei der Gelegenheit möchte ich auch auf den Film "An Englishman in New York" hinweisen, in dem er den legendären britischen Exzentriker Quentin Crisp verkörpert. Ebenfalls sehr zu empfehlen und eine weitere Paraderolle für John Hurt. Hut ab vor diesem Schauspieler.

Mittwoch, 26. Januar 2011

The American

"The American" ist ein Film von Anton Corbijn aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch stammt von Rowan Joffe und beruht auf dem Roman "A Very Private Gentleman" von Martin Booth.

Jack (George Clooney) ist ein Auftragskiller und tötet in Schweden zwei Männer, die anscheinend auf ihn angesetzt waren. Da er eine Freundin bei sich hatte die das mit angesehen hat, tötet er sie kurzerhand auch. Jack reist nach Rom, wo er mit Pavel (Johan Leysen), seinem Auftraggeber, Kontakt aufnimmt. Dieser schickt ihn in die italienische Provinz, um unterzutauchen. In den Abruzzen mietet sich Jack in einem kleinen Dorf ein.

Bald darauf erhält er von Pavel den Auftrag, für eine Kollegin namens Mathilde (Thekla Reuten) eine Waffe zu bauen. Jack macht sich an die Arbeit und seine einzigen Bekanntschaften macht er mit dem örtlichen Priester (Paolo Bonacelli) und der Prostituierten Clara (Violante Placido).

Mit der Zeit erkennt Jack, der sich aus seinem Job zurückziehen will, dass die Waffe, die er gerade baut, eventuell ihn selbst töten soll. Wenn er das verhindern will, dann bleibt ihm nicht mehr viel Zeit...

Eines vorweg: Der Film ist nicht wirklich schlecht, er ist nur leider auch nicht wirklich gut, so schade das auch ist. Die Geschichte an sich ist gar nicht mal so übel, die ruhige und bedächtige Handlung ist auch in Ordnung, bis es zu der doch sehr unpassenden und ziemlich sülzigen Liebesgeschichte kommt, da bricht der Film komplett auseinander und driftet in Belanglosigkeit ab. Was bis dahin gut funktioniert hat, nämlich eine gewisse Ähnlichkeit zu "The Limits of Control"  von Jim Jarmusch, den ich sehr gelungen finde, geht dann leider verloren. Was bleibt ist ein Film, der nicht überzeugen kann, trotz der guten Ansätze. Dass man nichts von Jacks Vorleben erfährt, ebenso davon wer ihn eigentlich jagt und warum, ist kein Manko, da gab es bei Jarmusch bis zum Ende noch weniger Informationen, eigentlich gar keine. Wäre Anton Corbijn mutiger gewesen und hätte diese Form beibehalten, dann hätte der Film durchaus überzeugen können. Diese Chance hat er aber leider verpasst.

Der einzige Grund, sich den Film trotzdem anzuschauen, ist natürlich George Clooney, es ist sein Film, definitiv. Der Mann sieht umwerfend gut aus, hat Charisma und Ausstrahlung bis zum Umfallen und ist klasse in Form, davon kann man sich überzeugen. Er ist nicht nur ein toller Schauspieler, sondern unterhält am Set gerne die ganze Crew, wie man dem Making-Of entnehmen kann.

Insgesamt gesehen ein Film, der besonders schwer zu bewerten ist. Die Bilder sind sehr gelungen, da spürt man Corbijns Herkunft als Fotograf, er setzt alles gut in Szene. Ich wünschte trotzdem, der Film wäre besser gelungen, so bleibt mir nur eine schwache Empfehlung und das tut mir irgendwie auch leid. Sehr schade.

Sonntag, 23. Januar 2011

The Owls

"The Owls" ist ein Film von Cheryl Dunye aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch schrieb Dunye zusammen mit Sarah Schulman.

Der Film handelt von zwei befreundeten lesbischen Paaren. Iris (Guinevere Turner) und MJ (V.S. Brodie) und Lily (Lisa Gornick) und Carol (Cheryl Dunye). Einst tourten sie als Punkrockband "The Screech" durch die Staaten, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Inzwischen sind sie eine Gruppe von in die Jahre gekommenen Frauen, die alle irgendwie verloren scheinen und denen es offensichtlich schwerfällt, ihr aktuelles Leben zu akzeptieren, zu sehr hängen sie ihren Erinnerungen an früher nach. Sie flüchten sich in Alkohol und Sinnsuche, kapitulieren in ihren Partnerschaften und öden sich gegenseitig an. Erklären können sie diesen Zustand alle nicht, sie schauen nur unbeteiligt zu.

Bei einer Pool-Party kommt es zu einer Tragödie, als die junge Cricket (Deak Evgenikos) sich an Iris heranmacht und daraufhin von MJ niedergeschlagen wird und stirbt. Die Frauen beseitigen die Leiche und versuchen danach, wieder zur Normalität zurückzukehren. Das Trauma dieses Abends aber verfolgt sie alle.

Eines Tages erscheint die mysteriöse Skye (Skyler Cooper) und quartiert sich bei Lily und Carol ein. Ihr Auftauchen führt zu starken, auch sexuellen Spannungen innerhalb der Gruppe. Bei einem gemeinsamen Abendessen eskaliert dann die Situation.

Das Ende kommt überraschend und lässt viele Fragen unbeantwortet. Dieser kleine, gerade mal ca. 60 Minuten dauernde Film ist ein Thriller der speziellen Art. Wie in einem Dokumentarfilm gibt es zwischendurch Interviews mit den Darstellerinnen, in denen diese über ihre Rollen sprechen. Das ist durchaus interessant, aber insgesamt gesehen auch ein bisschen eigenwillig. Wenn man sich allerdings darauf einlassen kann, dann ist es tatsächlich gut gelungen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass einige Zuschauer den Film zu geschwätzig und prätentiös finden werden. Auf jeden Fall sind die Old Wise Lesbians aber einen Blick wert. Ein schönes kleines Filmprojekt, weit entfernt vom Mainstream und schon deshalb empfehlenswert.

The Matthew Shepard Story

"The Matthew Shepard Story" ist ein Film von Roger Spottiswoode aus dem Jahr 2002 und beruht auf einer wahren Begebenheit.

Der 21-jährige Student Matthew Shepard wurde im Oktober 1998 von Aaron McKinney und Russel Henderson auf einem abgelegenen Feld in Wyoming an einen Zaun gefesselt und beinahe zu Tode geprügelt. Wenige Tage später ist er dann im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen gestorben. Matthew war schwul, das reichte den Tätern als Grund, ihn zu misshandeln und zu töten.

Der Film zeigt in Rückblenden Szenen aus Matthews Leben, seinen Wunsch nach Anerkennung und seine Verzweiflung angesichts der latenten Homophobie in der Gesellschaft. Vor dem Gerichtsgebäude, in dem der Prozess gegen die beiden Täter stattgefunden hat, versammelten sich auch ständig zahlreiche Demonstranten, die Homosexualität verdammen und unter anderem Aids als Strafe Gottes ansehen.

Nebenbei geht es in dem Film auch noch um den Umgang mit der Todesstrafe. Matthews Eltern einigen sich mit der Verteidigung schließlich darauf, dass beide Täter zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf frühere Entlassung verurteilt werden.

Der Film ist verdammt schmerzhaft und geht unter die Haut. Die Schauspieler machen ihre Sache sehr gut, Shane Meier als Matthew Shepard und Stockard Channing und Sam Waterston als dessen Eltern können absolut überzeugen. Insgesamt gesehen natürlich kein Vergnügen, aber ein wichtiger Film, dem ich viele Zuschauer wünsche. Zum gleichen Thema empfehle ich auch den Film "The Laramie Project", der auf Interviews mit den Bewohnern Laramies basiert und einen mitunter beängstigenden Blick in das Leben und Denken der Menschen dort zeigt. Und die Stadt "Laramie" ist dabei austauschbar und beinahe überall zu finden. Schlimm genug.

Samstag, 22. Januar 2011

Hard Candy

"Hard Candy" ist ein Film von David Slade aus dem Jahr 2005. Das Drehbuch stammt von Brian Nelson.

Die 14-jährige Hayley (Ellen Page) und der 32-jährige Jeff (Patrick Wilson) chatten seit drei Wochen miteinander. Als sie sich in einem Coffeeshop das erste Mal treffen, geht es sehr ungezwungen zu. Man ist sich sympathisch und der erfolgreiche Fotograf nimmt das junge Mädchen mit zu sich nach Hause.

Dort angekommen läuft die Sache jedoch anders, als es sich Jeff (vielleicht?) gedacht hat, denn Hayley übernimmt ab jetzt das Ruder und Jeff findet sich plötzlich an einen Stuhl gefesselt wieder. Hayley beschuldigt ihn, ein Pädophiler zu sein, was Jeff allerdings abstreitet. Sie durchsucht sein Haus und kann schließlich sogar seinen Safe öffnen, in dem sie unter anderem ein Foto eines vermissten jungen Mädchens findet. Jeff beteuert weiter seine Unschuld, wird aber von Hayley auf einen Tisch gebunden. Sie gibt vor, ihn kastrieren zu wollen, damit er künftig keinen weiteren Schaden anrichten kann.

Nachdem die scheinbare Kastration vollzogen wurde, zieht sich Hayley zurück und Jeff kann sich vom Tisch befreien, wobei er feststellt, dass er unversehrt ist. Er will sich an Hayley rächen, aber sie ist ihm immer voraus. Sie verspricht ihm, alle ihn belastenden Beweisstücke zu vernichten, wenn er sich selbst umbringt.

Das ist ein gemeines, kleines Kammerspiel der Extraklasse, das den Zuschauer auf geniale Art und Weise manipuliert. Die fantastische Ellen Page und der fabelhafte Patrick Wilson spielen ihre Rollen so brillant, dass man sich fast nicht entscheiden kann, wer hier der Böse und wer der Gute ist. Beide Figuren sind so ambivalent gestaltet, dass eine Entscheidung hier wirklich schwer fällt.

Insgesamt gesehen ein sehr empfehlenswerter Film, der mich ein bisschen an Stücke der britischen Dramatikerin Sarah Kane erinnert hat, die ebenfalls sehr kompromisslos in ihren Werken war und sich mit 28 Jahren erhängt hat. "Hard Candy" ist jedenfalls ein Film, der das Publikum sehr spaltet, aber der trotzdem extrem packend ist.

Freitag, 21. Januar 2011

... und das Leben geht weiter

"... und das Leben geht weiter" - "And the Band played on" ist ein Fernsehfilm von Roger Spottiswoode aus dem Jahr 1993 und beruht auf dem gleichnamigen Buch von Randy Shilts, das 1987 veröffentlicht wurde.

Der Film beschäftigt sich mit den Anfängen der Erforschung von Aids, jener mysteriösen Krankheit, die zu Beginn der achtziger Jahre aufkam und lange Zeit noch keinen Namen hatte, aber schon viele Opfer beklagen konnte. Eine Krankheit, die totgeschwiegen wurde und für deren Erforschung keine Mittel bereitgestellt wurden. Im Abspann ist zu lesen, dass zu dem Zeitpunkt, als Reagan erstmals in einer Rede Aids erwähnte, bereits 25.000 Menschen daran gestorben waren.

Der Film, der teils dokumentarisch ist, zeigt die immensen Schwierigkeiten der forschenden Mediziner, die mit veralteten Apparaten arbeiten mussten, weil kein Geld zur Verfügung stand, um angemessene Geräte zu beschaffen. Da zuerst hauptsächlich Schwule von der Krankheit befallen wurden, war das Interesse aller zuständigen Behörden gering, was allein schon eine Unglaublichkeit ist. Aber auch als die Krankheit sich weiter ausbreitete und sämtliche Bevölkerungsgruppen erreichte, zum Teil auch durch ungeprüfte Bluttransfusionen, reagierte man hier nicht.

Der Film ist gleichzeitig traurig, bewegend, schockierend und macht unglaublich wütend. Zudem werden dann noch die Machtspielchen aufgezeigt zwischen dem amerikanischen und dem französischen Ärzteteam, die von Eitelkeiten und Profilierungssucht geprägt sind. Spätestens da dreht sich einem der Magen um.

Die Liste der Schauspieler ist sehr erlesen und die Gagen wurden für die Aids-Forschung gespendet. Unter anderem waren dabei: Matthew Modine, Alan Alda, Patrick Bauchau, Nathalie Baye, Phil Collins, Richard Gere, Anjelica Huston, Lily Tomlin, Ian McKellen, Richard Jenkins, Steve Martin, Swoosie Kurtz, Richard Masur, Saul Rubinek.

Richard Gere, der hier in einer kleinen Rolle einen schwulen Choreographen spielt, sieht in einer Szene aus dem Fenster auf die gerade stattfindende Gay-Halloween-Parade und spricht den entscheidenden Satz aus: "Die Party ist vorbei." Damit ist eigentlich alles gesagt.

Insgesamt gesehen ein überaus empfehlenswerter Film, der nicht nur nachdenklich, sondern auch wütend macht. Das Thema Aids darf nicht einfach abgehakt und übergangen werden, es muss präsent sein und besonders die Jugendlichen müssen weiter informiert werden, denn die Krankheit ist auch heute noch immer nicht heilbar.

Lösegeld

"Lösegeld" - "Rapt" ist ein Film von Lucas Belvaux (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009. Der Film beruht zum Teil auf einer wahren Begebenheit aus den siebziger Jahren, die Handlung spielt jedoch in der aktuellen Zeit.

Der Vorstandsvorsitzende und Hauptaktionär eines großen Konzerns, Stanislas Graff (Yvan Attal), ist ein reicher Industrieller, verkehrt in den höchsten Kreisen, ist geachtet und hat eine Frau und zwei Töchter. Wir erleben seinen Tag im Schnelldurchlauf, wichtige Unterschriften im Büro, Essen mit Politikern, ein Treffen mit der Geliebten, nächtliche Pokerrunden.

Eines Morgens jedoch wird Stanislas entführt und sein bisheriges Leben gerät komplett aus den Fugen. Die Entführer fordern 50 Millionen Euro Lösegeld, schicken zur Bekräftigung ihrer Forderung gleich einen Finger des Opfers mit und lassen sich auf keine Verhandlungen ein. Die Ehefrau Francoise (Anne Consigny) möchte natürlich zahlen, muss aber erkennen, dass das private Vermögen sich höchstens auf 20 Millionen beläuft und der Konzern nicht bereit ist, das Lösegeld aufzubringen.

Die Presse stürzt sich mit voller Wucht auf diesen Fall und bringt täglich neue Schlagzeilen mit pikanten Enthüllungen aus dem Leben Stanislas. Seine Spielschulden und seine Liebschaften werden ausführlich erörtert, was seinem Ansehen innerhalb und außerhalb des Konzerns sehr schadet.

Ich lasse den weiteren Verlauf des Films hier mal aus und komme direkt zum Schluss. Stanislas ist wieder zu Hause, aber die Rückkehr ins normale Leben ist die Hölle, wenn man hier überhaupt noch von "normal" sprechen kann. In den Konzern soll er nicht zurück, das haben die anderen entschieden und so hat sich praktisch alles für ihn verändert. Seine eigene Familie begegnet ihm zurückhaltend und misstrauisch und der ermittelnde Staatsanwalt spricht sogar von einer möglichen Selbstentführung, um die Spielschulden zahlen zu können. Alles scheint sich gegen Stanislas verschworen zu haben.

Yvan Attal ist hervorragend in seiner Rolle, seine Wandlung vom selbstsicheren Machtmenschen am Anfang, zum gebrochenen Entführungsopfer nach zweimonatiger Geiselhaft vollzieht er mit Bravour. Stanislas hat am Ende alles verloren, so scheint es jedenfalls, allein sein Hund ist treu an seiner Seite.

Insgesamt gesehen ist das ein sehr kalter Film, mit einer fröstelnden Atmosphäre. Es geht hier nicht darum, die Entführung aufzuklären, sondern darum, wie sich das Leben der Beteiligten durch diesen Vorfall verändert hat. Trotz kleiner Längen kann der Film doch fesseln und ist sehr empfehlenswert. Er ist aber insgesamt sehr ruhig und bedächtig, Actionszenen gibt es kaum, also eher Drama als Thriller. Wie ich gelesen habe, ist übrigens schon ein US-Remake in Planung. Es bleibt einem aber auch nichts erspart.
 

Mittwoch, 19. Januar 2011

Verlobung auf Umwegen

"Verlobung auf Umwegen" - "Leap Year" ist ein Film von Anand Tucker aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch stammt von Deborah Kaplan und Harry Elfont.

Anna (Amy Adams) und ihr Freund Jeremy (Adam Scott) leben in Boston und sind bereits seit vier Jahren ein Paar, doch zum Jahrestag gibt es für Anna statt des sehnsüchtig erwarteten Verlobungsringes nur ein paar Ohrringe. Jeremy muss beruflich für einige Tage nach Irland, als Anna eine alte irische Tradition einfällt, die ihr Vater ihr einst erzählt hat. Demnach darf eine Frau ihrem Freund in einem Schaltjahr am 29. Februar selbst einen Heiratsantrag machen. Nun, der 29. Februar steht kurz bevor, also macht sich Anna auf den Weg nach Dublin, um Jeremy zu überraschen.

Ab da geht so ziemlich alles schief, was schief gehen kann. Das Flugzeug kann wegen eines Unwetters nicht in Irland, sondern nur in Wales landen. Nach einer holprigen Überfahrt auf einem Schiffskutter landet Anna in Irland, aber noch lange nicht in Dublin. In einem Pub lernt sie Declan (Matthew Goode) kennen und bittet ihn, sie gegen Bezahlung nach Dublin zu fahren. Auch das gestaltet sich sehr schwierig, das Auto landet im Graben, Annas Koffer wird gestohlen, es regnet und hagelt, Sonntags fahren keine Züge usw.

Anna und Declan können sich nicht ausstehen und zicken sich ständig nur an, doch im Laufe dieser sehr langen Reise kommen sie sich eben doch näher. Irgendwann sind sie dann tatsächlich in Dublin, Anna trifft auf Jeremy und ehe sie zu Wort kommt, macht er ihr einen Heiratsantrag. Dass er das nur gemacht hat, weil sie sonst die tolle neue Wohnung in Boston nicht bekommen hätten, das erfährt sie allerdings erst später. Tja und nun raten wir mal alle, wie diese Geschichte wohl ausgeht...

Bevor ich mit meinen Schimpftiraden loslege, es gibt zwei Dinge, die diesen Film halbwegs erträglich machen: zum einen die schönen Landschaftsaufnahmen aus Irland und zum anderen Matthew Goode, der für mich das ganze noch einigermaßen gerettet hat. Ansonsten ist das ein Horrorfilm der schlimmsten Art. Nein, ich mag keine romantischen Komödien und ja, das wusste ich auch schon vorher. Ich habe es trotzdem versucht, bin damit gescheitert und kann nur jedem empfehlen, sich vorsichtshalber einen Eimer bereitzustellen.

Der ganze Film hangelt sich von einem dämlichen Einfall zum nächsten, ist unglaublich belanglos und eine Zumutung für den Zuschauer. Amy Adams stöckelt auf High Heels durch die irische Landschaft und muss sich so unvorstellbar dumm anstellen, dass sie mir schon fast leid tat. Dass allerdings ihr Lebensglück davon abhängt, einen Heiratsantrag zu bekommen, verursachte mir schon wieder Übelkeit. Als ihr Flugzeug in Turbulenzen gerät und die Sauerstoffmasken herabfallen, ist ihre einzige Reaktion "Ich werde nicht sterben, bevor ich verlobt bin." Um Himmels Willen!

Als Anna und Declan in einer kleinen Pension übernachten wollen, müssen sie sich als Ehepaar ausgeben, weil sie sonst das Zimmer nicht bekommen hätten und es gibt natürlich nur ein Bett, wie schockierend! In welchem Zeitalter leben wir eigentlich? Bei Doris Day und Rock Hudson war das noch niedlich anzuschauen und lustig, die Filme sind aber auch schon fünfzig Jahre alt.

Amy Adams ist ja hübsch und niedlich, wenn nur ihre Rolle nicht so schlimm wäre. Matthew Goode ist als knurriger Begleiter ein erträglicher Gegenpol dazu. Adam Scott ist ein Schnösel, der aber nur zum Anfang und Ende des Films auftaucht und John Lithgow hat einen superkurzen Auftritt als Annas Vater, es wäre schön gewesen, mehr von ihm zu sehen.

Im Making-Of loben natürlich alle Beteiligten den Film, wie sollte es auch anders sein, und sprechen von einer romantischen Komödie mit Herz und Witz. Davon habe ich allerdings nichts bemerkt, denn der Humor ist hier schlicht und einfach nicht existent und eine Komödie ohne Witz ist eben keine, sondern im vorliegenden Fall nur eine Anhäufung von Peinlichkeiten. Aber egal, wer diese Art Film mag, der soll seinen Spaß daran haben. Mein Bedarf an solchen "Komödien", besonders an romantischen, ist vorerst gedeckt.

Oscar Wilde

"Oscar Wilde" ist ein Film von Brian Gilbert aus dem Jahr 1997. Das Drehbuch stammt von Julian Mitchell, der unter anderem auch das Drehbuch zu "Another Country" geschrieben hat. Der Film beruht auf der preisgekrönten Oscar Wilde-Biografie von Richard Ellmann.

Der Film beginnt als Oscar Wilde (Stephen Fry) bereits ein erfolgreicher Schriftsteller ist. Im Jahr 1884 heiratet er Constance (Jennifer Ehle) und die beiden bekommen später zwei Söhne. Die Ehe ist glücklich und Wilde ist ein liebevoller Vater. Sein Freund Robert Ross (Michael Sheen) wird sein erster Liebhaber und Wilde gibt sich ertsmals seinen homosexuellen Neigungen hin. Es folgen weitere Liebschaften mit jungen Männern, bis Wilde eines Tages die Bekanntschaft mit Alfred "Bosie" Douglas (Jude Law) macht und sich unsterblich in ihn verliebt. Durch seine Liebe und Hingabe zu Bosie wird Wilde alles verlieren, was er hatte.

Bosies Vater John Douglas (Tom Wilkinson), ein streitsüchtiger Tyrann, wettert gegen die Beziehung der beiden und Wilde sieht sich schließlich genötigt, eine Klage gegen ihn einzureichen. Der Prozess erfährt jedoch eine Wendung und richtet sich später gegen Wilde selbst und seine Homosexualität. Er wurde schließlich wegen Unzucht zu zwei Jahren Zuchthaus und Zwangsarbeit verurteilt. Wilde verließ das Gefängnis als gebrochener Mann mit schwer angeschlagener Gesundheit. Er verbrachte die letzten Lebensjahre in Paris, wo er im Jahr 1900 verstarb.

Der Film konzentriert sich hauptsächlich auf die Beziehung Oscar Wildes zu Bosie und deren dramatischen Folgen. Blind vor Liebe merkt Wilde nicht, dass Bosie ihn im Grunde nur quält und ausnutzt. Sexuell läuft kaum etwas zwischen den beiden, Bosie vergnügt sich lieber mit anderen jungen Männern, gern auch mit Strichern.

Stephen Fry als Oscar Wilde ist eine Idealbesetzung, er geht vollkommen in seiner Rolle auf. In den Nebenrollen glänzen unter anderem Vanessa Redgrave als Lady Wilde, Oscars Mutter, und Tom Wilkinson als Bosies Vater. Wer wie ich kein großer Fan von Jude Law ist, der hat hier einiges durchzustehen. Immerhin gelingt es ihm, den verzogenen kleinen Nichtsnutz einigermaßen glaubwürdig darzustellen und auch ziemlich unsympathisch erscheinen zu lassen. Davon abgesehen kann ich bis heute nicht nachvollziehen, was man an diesem Mann toll finden kann, aber das ist eben Geschmackssache.

Insgesamt gesehen ein empfehlenswerter Film, der vielleicht ein bisschen zu lang geworden ist, aber allein schon wegen Stephen Fry sehenswert ist.

Dienstag, 18. Januar 2011

Felicia, mein Engel

"Felicia, mein Engel" - "Felicia's Journey" ist ein Film von Atom Egoyan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1999 und beruht auf dem Roman von William Trevor.

Die siebzehnjährige Felicia (Elaine Cassidy) lebt in einem kleinen Dorf in Irland. Sie verliebt sich in den jungen Johnny (Peter McDonald), der nach England gehen will, um dort angeblich in einer Rasenmäherfabrik in Birmingham zu arbeiten. Der fest versprochene Brief von Johnny mit seiner neuen Adresse kommt natürlich nie an. Felicia weiß inzwischen dass sie schwanger ist, was ihre Situation nicht gerade angenehmer macht. Johnnys Mutter begegnet ihr nur ablehnend und Felicias eigener Vater macht ihr nichts als Vorwürfe. Felicia beschließt, nach England zu fahren und Johnny zu finden.

In Birmingham angekommen, macht sich Felicia auf die Suche nach der Rasenmäherfabrik, die es dort aber gar nicht gibt. Dabei lernt sie den älteren Hilditch (Bob Hoskins) kennen, der sich anbietet ihr behilflich zu sein. Der scheinbar so liebenswürdige Mann, der als Kantinenleiter arbeitet und allein in einem großen Haus wohnt, genießt die Tatsache, gebraucht zu werden und Felicia ist nicht das erste Mädchen, dem er "hilft".

Hilditchs Mutter Gala (Arsinée Khanjian) war eine berühmte Fernseh-Köchin, aus deren übergroßem Schatten sich Hilditch nie befreien konnte. Seine Mahlzeiten bereitet er sich immer noch tagtäglich nach den Videoaufzeichnungen der Kochsendungen seiner Mutter zu.

Hilditch nimmt Felicia bei sich auf und überredet sie zu einer Abtreibung, worauf sie sich schließlich auch einlässt. Als Felicia ihm später erklärt, wieder nach Hause gehen zu wollen, muss Hilditch handeln, denn er will seinen kleinen Engel nicht verlieren.

Der Film ist sehr ruhig und unaufgeregt, fesselt aber trotzdem, was unter anderem an der fantastischen Besetzung liegt. Bob Hoskins geht voll in seiner Rolle auf. Er ist liebenswürdig, ein bisschen pedantisch und gleichzeitig unheimlich. Die junge Elaine Cassidy verkörpert die naive Felicia absolut glaubhaft. Sie macht im Laufe des Films eine Wandlung durch und muss sich von einigen Träumen verabschieden.

Interessant ist auch die Ausstattung des Films, der zwar in der aktuellen Zeit spielt, sich aber nicht wirklich eindeutig zuordnen lässt. So könnte man bei Felicia und ihrer Erscheinung an die siebziger Jahre denken, wogegen Hilditch und sein Hintergrund deutlich an die fünfziger Jahre erinnern. Die Geschichte wird zum Teil in Rückblenden erzählt, um den Hintergrund der Figuren verständlich zu machen, sehr gelungen.

Insgesamt gesehen ein kleines und beeindruckendes Meisterwerk, das ich nur sehr empfehlen kann.      

Weitere ebenfalls empfehlenswerte Filme von Atom Egoyan sind unter anderem "Wahre Lügen""Simons Geheimnis" und "Das süße Jenseits". Den letzten Film "Chloe" mochte ich persönlich nicht so gerne, was eventuell daran liegen könnte, dass Egoyan in diesem Fall nicht auch selbst das Drehbuch geschrieben hat und somit vielleicht nicht die volle Kontrolle über den Stoff hatte.

Sonntag, 16. Januar 2011

The Snake

"The Snake" - "Le Serpent" ist ein Film von Eric Barbier (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2006, basierend auf dem Roman von Ted Lewis.

Der Fotograf Vincent (Yvan Attal) steckt gerade in einem unerfreulichen Sorgerechtsprozess, als ihn das Model Sofia (Olga Kurylenko) der Vergewaltigung beschuldigt. Vincent ist zwar unschuldig, trotzdem hat er bald Sofias Leiche in seinem Kofferraum und eine Menge Probleme am Hals. Bei einem nicht ganz zufälligen Auffahrunfall trifft er auf seinen früheren Schulkameraden Plender (Clovis Cornillac), der ihm die Leiche vom Hals schafft und furchtbar vertraut tut.

Was Vincent nicht weiß, Plender ist damit beschäftigt, reiche Männer mit kompromittierenden Fotos zu erpressen und Sofia war seine Gehilfin. Plender gibt vor, Vincent helfen zu wollen, aber nach und nach entpuppt er sich als gemeingefährlicher Psychopath, der es auf Vincent und seine Familie abgesehen hat.

Der Film an sich ist kein großer Wurf, leidlich spannend, aber mit fast zwei Stunden Laufzeit viel zu lang geraten. Die Eheprobleme von Vincent sind uninteressant, Plenders Mutter im gläsernen Sarg reißt es auch nicht heraus und das Fehlen deutscher Untertitel lässt mich schon wieder schimpfend zurück. Dabei sind die Synchronstimmen gar nicht mal so schlecht gewählt, das muss ich allerdings anmerken.

Yvan Attal hat sofort alle Sympathien auf seiner Seite, während Clovis Cornillac gar keinen Hehl daraus macht, dass sein Charakter extrem einen an der Waffel hat. Man spürt in jeder Szene die Bedrohung, die von ihm ausgeht. Vincents Frau bleibt blass, sie hat aber auch nicht wirklich viel zu tun. Olga Kurylenko hingegen hat ja schon in anderen Filmen ihr schauspielerisches Unvermögen zur Genüge gezeigt, ich erinnere nur an den fürchterlichen Bond-Film "Ein Quantum Trost" oder auch an den grauenvollen "Centurion". Dass sie hier nackt zu sehen ist, rettet ihre "Darstellung" auch nicht, mehr muss ich dazu nicht sagen. Pierre Richard hätte ich übrigens fast nicht erkannt, er macht seine Sache aber gut.

Insgesamt gesehen ein Film den man gerne verpassen kann, es gibt so viele bessere Filme anzuschauen.

Anthony Zimmer

"Anthony Zimmer" ist ein Film von Jérôme Salle (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2005.

Die undurchsichtige, aber wunderschöne Chiara (Sophie Marceau) setzt sich im Zug nach Nizza zu dem ahnungslosen Übersetzer Francois (Yvan Attal), der von der schönen Frau gleich fasziniert ist. In Nizza lädt ihn Chiara in ihr Hotelzimmer ein. Sie sorgt dafür, dass man den Mann an ihrer Seite auch bemerkt und verschwindet dann plötzlich. Francois hat dafür umgehend ein paar zwielichtige Gestalten an den Hacken, die ihm nach dem Leben trachten.

Sowohl die Gangster, als auch die Polizei, vor allen Dingen Chefermittler Akerman (Sami Frey), sind auf der Suche nach Anthony Zimmer, einem berüchtigten Geldwäscher, von dem niemand weiß, wie er aktuell aussieht. Chiara taucht wieder auf und bringt Francois in Sicherheit, aber welche Rolle spielt sie hier wirklich? Ein spektakulärer Showdown in Zimmers Haus bringt die scheinbare Wahrheit ans Licht, oder doch nicht?

Das ist ein hübscher kleiner Thriller, der zugleich spannend und schön anzuschauen ist. Auch wenn man schon recht bald ahnt, wie hier der Hase läuft, lohnt es sich trotzdem noch. Die Côte d'Azur bietet einen wunderbaren Hintergrund für das Geschehen und die fantastische Besetzung tut das Übrige dazu. Yvan Attal ist toll in seiner Rolle als unschuldiger Biedermann und Sophie Marceau ist einfach nur ein Traum, ihre Schönheit ist atemberaubend.

Insgesamt gesehen ein empfehlenswerter Film, der gut zu unterhalten weiß und trotz einiger kleiner Längen durchaus Spaß macht, die Darsteller reißen einfach alles raus.

Eine kurze Bemerkung noch zum Schluß, das unvermeidliche US-Remake heißt "The Tourist" und wartet mit Johnny Depp und Angelina Jolie in den Hauptrollen auf. Ich werde vermutlich einen großen Bogen darum machen, Frau Jolie wird Sophie Marceau sowieso nicht das Wasser reichen können. "The Tourist" spielt aber auch in Venedig und nicht in Nizza, also ein ganz anderer Film, gell? Verdammt originell!

Hierro

"Hierro" ist ein Film von Gabe Ibánez aus dem Jahr 2009. Das Drehbuch stammt von Javier Gullón.

Maria (Elena Anaya) und ihr kleiner Sohn Diego wollen auf der Kanareninsel "El Hierro" ein paar Tage Urlaub machen. Auf der Fähre dorthin schläft Maria ein, während Diego spielt. Als sie wieder aufwacht, ist Diego verschwunden und bleibt es auch. Niemand weiß, was mit ihm geschehen ist, ob er nun von Bord gefallen ist oder möglicherweise sogar entführt wurde.

Maria kehrt alleine nach Hause zurück, verstört und von Alpträumen geplagt. Ein paar Wochen später meldet sich die Polizei von Hierro bei ihr. Ein toter Junge ist aufgefunden worden, etwa in Diegos Alter. Zusammen mit ihrer Schwester fährt Maria erneut nach Hierro und entdeckt, dass noch ein weiterer Junge vermisst wird. Ihre Alpträume werden schlimmer und auf der Suche nach Diego verliert Maria fast den Verstand.

Als Zuschauer begleitet man Maria bei ihren Streifzügen über die so unwirtlich wirkende Vulkaninsel, man ist ganz nah bei ihr und fühlt ihren Schmerz und ihre Verzweiflung. Die Atmosphäre ist düster und karg, es wird kaum gesprochen und ein ständig wachsendes Gefühl der Unbehaglichkeit breitet sich aus. Elena Anaya ist dabei einfach großartig in ihrer Darstellung, sie zieht einen direkt in ihren Bann und man bangt und hofft mit ihr.

Insgesamt gesehen ein sehr empfehlenswerter Film, der zwar rätselhaft erscheint, aber am Ende fast alle Fragen beantwortet. Die Auflösung verrate ich hier natürlich nicht, das muss sich schon jeder selbst anschauen, es lohnt sich.

Samstag, 15. Januar 2011

Leo und die Liebe

"Leo und die Liebe" - "El Cuarto de Leo" ist ein Film von Enrique Buchichio (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009 und spielt in Uruguay.

Leo (Martin Rodriguez) ist Student, müsste eigentlich an seiner Diplomarbeit schreiben, was er jedoch immer wieder gerne aufschiebt. Wir erfahren jedoch sehr bald, dass Leo sich so einigen Dingen in seinem Leben gerne entzieht. So hat er zwar eine Freundin, aber sexuell läuft bei Leo nichts. Bevor sich seine Freundin deswegen von ihm trennt, empfiehlt sie ihm Juan (Arturo Goetz), einen Psychologen.

Leo versucht es mit Internet-Chats und verabredet sich mit Männern, was aber anfangs auch nicht so recht klappen will. Erst als er Seba (Gerardo Begérez) trifft, scheint sich das Blatt für ihn zu wenden. Trotz aller Nervosität beim ersten Date und vielen Fragen, folgt dann doch der erste Kuss und alles läuft wie von selbst. Doch noch hat Leo Angst vor den Konsequenzen und zieht sich zurück. Am Ende ist er auf einer Reise zu sich selbst und am Horizont ist die Hoffnung auf einen längst überfälligen Neuanfang.

Was für ein schöner kleiner Film, ich bin sehr begeistert. Der hübsche Leo mit seinem verträumten Blick ist wirklich sehr süß. Zudem gibt es mit Leos depressiver Schulfreundin Caro (Cecilia Cósero) und seinem kiffenden Mitbewohner Felipe (Rafael Soliwoda) zwei herrlich skurrile Nebenfiguren, die etwas Leben in die Bude bringen. Insgesamt gesehen ein sehr ruhiger Film, der mit passender Musik unterlegt ist und ohne viel Worte auskommt. Schön und empfehlenswert, mehr muss ich da nicht sagen.
 

Freitag, 14. Januar 2011

Blown Apart

"Blown Apart" - "Incendiary" ist ein Film von Sharon Maguire (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2008 und beruht auf dem Roman von Chris Cleave.

Der Film spielt in England. Eine junge Mutter (Michelle Williams) lebt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen vierjährigen Sohn in einem Wohnblock. Der Mann ist beim Kampfmittelräumdienst und wenn er zu einem Einsatz gerufen wird, ist seine Frau nervös und versucht, sich abzulenken. In einem Pub lernt sie den Journalisten Jasper (Ewan McGregor) kennen und beginnt eine kleine Affäre mit ihm. Als ihr Mann und ihr Sohn zu einem Fußballspiel zwischen Arsenal und Chelsea ins Stadion gehen, triift sie sich wieder mit Jasper, der ursprünglich auch zu dem Spiel gehen wollte. Während sie Sex haben, läuft der Fernseher und zeigt die Übertragung aus dem Stadion, als plötzlich ein Bombenattentat dort verübt wird. Die beiden machen sich auf den Weg dorthin und sehen die Bilder der Zerstörung.

Die junge Frau hat ihren Mann und ihren kleinen Sohn verloren und ist nun mit ihrer Trauer und Verzweiflung allein auf sich gestellt. Geblieben ist ihr nur der Stoffhase ihres Jungen, den sie nun immer mit sich herumträgt. Jasper bemüht sich weiter um sie, ebenso wie Terrance (Matthew Macfadyen), der Chef der Anti-Terror-Einheit, der der Vorgesetzte ihres Ehemannes war. Beide Männer sind nun Rivalen und Jasper findet bei seinen Recherchen heraus, dass die Polizei von dem bevorstehenden Anschlag auf ein Stadion wusste.

In ihren Träumen lebt die junge Frau weiter mit ihrem kleinen Sohn, als wäre nichts passiert, bis sie sich der Realität stellen muss und anfangen kann, sich ein neues Leben aufzubauen.

Der Film geht ziemlich an die Nieren, anders kann ich das nicht sagen. Die Bilder des Attentats auf das Stadion sind jedenfalls grauenvoll und erzeugen wirklich Gänsehaut, weil sie so realistisch sind. Nun mag man sich darüber streiten, ob ein Film mit so einer Thematik angesichts des weltweiten Terrors angemessen ist. Ich persönlich finde ihn nicht kitschig, da wird es sicher andere Stimmen geben, mich hat der Film auf jeden Fall sehr berührt. Die drei Hauptdarsteller Michelle Williams, Ewan McGregor und Matthew Macfadyen sorgen jedenfalls mit ihrer sehr zurückhaltenden und sensiblen Darstellung dafür, dass der Film immer glaubhaft bleibt und nie ausufert. Insgesamt gesehen ein trauriger, aber sehr empfehlenswerter kleiner Film.

Die Tür

"Die Tür" ist ein Film von Anno Saul aus dem Jahr 2009. Das Drehbuch stammt von Jan Berger und beruht zum Teil auf dem Roman "Die Damalstür" von Akif Pirinci.

David (Mads Mikkelsen) ist ein erfolgreicher Maler, lebt in einem schönen Haus in angenehmer Umgebung, hat eine hübsche kleine Familie (Jessica Schwarz und Valeria Eisenbart) und eine Geliebte (Heike Makatsch), die auf der anderen Straßenseite wohnt. Als er mal wieder bei der Nachbarin ist, angeblich um sich zu trennen, was aber trotzdem wieder zum Sex führt, ertrinkt seine kleine Tochter Leonie im Pool. David kann sie nicht mehr retten.

Fünf Jahre später ist David ein emotionales Wrack, nur mehr ein Schatten seiner selbst. Seine Frau Maja hat sich von ihm getrennt, sie kann ihm nicht vergeben. David will sich umbringen, wird aber im letzten Moment von einem Freund gerettet. Kurz darauf entdeckt er mitten im Winter einen Schmetterling, dem er fasziniert folgt (nicht lachen). Der Schmetterling führt David in einen dunklen Gang, an dessen Ende sich eine Tür befindet. David geht durch diese Tür und befindet sich plötzlich wieder in der Straße, in der er früher gelebt hat. Es ist Sommer, die Umgebung ist vertraut und David sieht sich selbst, auf dem Weg zu seiner Nachbarin. Er ist zurückgekehrt in das Leben vor fünf Jahren und hat nun die Chance, Leonie aus dem Pool zu retten.

Diese zweite Chance hat aber ein paar Tücken, denn Davids jüngeres "Ich" muss nun aus dem Weg geschafft werden, damit der ältere David seinen Platz einnehmen kann. Bei diesem einen Toten wird es aber nicht bleiben und David muss erkennen, dass noch mehr Menschen die mysteriöse Tür kennen.

Was sich von der Handlung her eigentlich noch ganz interessant anhört, wird im Film letztendlich völlig verschenkt, denn die Inszenierung ist insgesamt zu langsam und dröge geraten. Die Charaktere bleiben weitgehend unsympathisch und blass und die Dialoge sind schlicht und ergreifend nur hölzern. Alles soll sehr bedeutungsschwer erscheinen, wirkt aber teilweise nur peinlich und unfreiwillig komisch.

Mads Mikkelsen ist natürlich der Star des Films, die Kamera klebt förmlich an ihm und er ist auch der einzige Grund, sich dieses Werk anzuschauen. Der Rest der Besetzung ist da eher zweitrangig.

Insgesamt gesehen ein Film der sich viel zu sehr in die Länge zieht und sämtliche Chancen und gute Ansätze leichtfertig verspielt. Man kann die Vergangenheit eben nicht ändern, so die lapidare Botschaft des Films. Tja, das habe ich mir schon fast gedacht.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Makellos

"Makellos" - "Flawless" ist ein Film von Joel Schumacher (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1999.

Der ehemalige Polizist Walt (Robert De Niro) ist Frührentner und lebt in Brooklyn. Eines Nachts stürmen Drogendealer das Haus und randalieren in der Wohnung über ihm. Walt greift zu seiner Waffe und will eingreifen, aber dabei erleidet er einen Schlaganfall und bleibt teilweise gelähmt. Sein Physiotherapeut LeShaun (Kyle Rivers) rät ihm, Gesangsstunden zu nehmen, um sein Sprechvermögen wiederherzustellen. Da Walt aufgrund seiner Behinderung kaum aus dem Haus kommt, bittet er Rusty (Philip Seymour Hoffman), der ein Stockwerk über ihm wohnt, um Hilfe.

Rusty ist ein Transsexueller, der als Sängerin und Drag-Queen auftritt. Walt hält Rusty und seine Freunde für Freaks und vermeidet sonst jeden Kontakt zu ihnen. Doch während der gemeinsamen Arbeit lernen sich Walt und Rusty näher kennen und beginnen langsam, den jeweils anderen besser zu verstehen.

Der Film hat mich durchaus positiv überrascht, denn nach dem Lesen der Inhaltsangabe war ich schon auf das Schlimmste vorbereitet. Die Figuren sind zwar teilweise sehr überzeichnet und klischeebeladen, aber trotz allem irgendwie liebenswert geraten. Das macht den Film nicht automatisch zu einem guten Film, er kriegt aber immer noch gerade die Kurve, bevor es zu übertrieben wird. Ganz klar, dass es Joel Schumacher hier um gegenseitige Toleranz geht, das ist natürlich gut gemeint und sollte auch selbstverständlich sein. Seine Botschaft vermittelt der Film jedoch manchmal zu plakativ, um ihn wirklich ernst nehmen zu können.

Robert De Niro und Philip Seymour Hoffmann sorgen allerdings durch ihre sensible Darstellung dafür, dass es nie zu kitschig wird. Zwar wirkt Hoffman gerade zu Beginn ziemlich tuntig, aber das entspricht einfach dem Charakter, den er darstellt. Insgesamt gesehen ein Film dessen Botschaft zwar sehr offensichtlich ist, der aber trotz allem sehenswert ist und überhaupt kann gegenseitige Toleranz im Umgang miteinander nie schaden.

Dienstag, 11. Januar 2011

The New Daughter

"The New Daughter" ist ein Film von Luis Berdejo aus dem Jahr 2009. Das Drehbuch stammt von John Travis und beruht auf einer Kurzgeschichte von John Connolly.

Der Schriftsteller John (Kevin Costner) ist frisch geschieden und zieht mit seinen beiden Kindern, der vierzehnjährigen Louisa (Ivana Baquero) und dem siebenjährigen Sam (Gattlin Griffith) in eine Kleinstadt. Die Situation ist für alle nicht einfach, sie müssen sich erst an ein neues Leben zu Dritt gewöhnen. Besonders die pubertierende Louisa hat Schwierigkeiten, sich anzupassen.

In der Nähe des recht abgelegenen Hauses befindet sich ein merkwürdiger Hügel, von dem Louisa sich sehr schnell angezogen fühlt. Sie beginnt sich zu verändern, verschließt sich ihrem Vater und ängstigt ihren kleinen Bruder. John schiebt das auf ihre Pubertät und kümmert sich zunächst nicht weiter darum, aber dann geschehen immer mehr unerklärliche Dinge, die Katze läuft fort und wird von John total zerfleischt aufgefunden und dann gibt es auch bald Tote. John muss alles tun, um seine Familie zu retten, wenn es nicht schon zu spät dazu ist...

Hm, ich versuche es mal vorsichtig zu formulieren, aber das war wohl nichts. Es fängt eigentlich gar nicht mal so schlecht an, aber dann ist vieles so vorhersehbar. Man denkt sich, aha, gleich passiert dieses oder jenes und das geschieht dann tatsächlich. Dadurch ist es auch ein bisschen öde und uninteressant und irgendwann ist es dann nur noch albern, bis zum Ende, das leider total dämlich ist.

Kevin Costner kann auch nicht wirklich überzeugen, so wie er den Schriftsteller "spielt", wirkt er nur aufgesetzt. Lustig ist aber die Szene, als er im Internet in einer Suchmaschine nach Erziehungstipps für junge Mädchen sucht, das ist doch mal eine Empfehlung für alle Eltern, oder etwa nicht?

Der Knaller wartet aber in den Extras, der zehnminütige "Blick hinter die Kulissen" schießt echt den Vogel ab. Hier geben die am Film Beteiligten wirklich absoluten Schwachsinn von sich, ich war jedenfalls kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Der Romanautor lobt seine eigenen Werke über den grünen Klee, der Drehbuchautor natürlich sein Drehbuch und irgendjemand, ich habe vergessen wer das noch war, war ganz furchtbar stolz auf die geschaffenen "Kreaturen", die im Film auftauchen, die wären so realistisch, ja aber sicher doch. Die ruinieren zwar eigentlich den ganzen Film, aber bitte, wer es schön findet, der soll damit glücklich werden. Anschließend gibt es noch ca. 20 Minuten lang "Deleted Scenes", die man sich aber auch schenken kann.

Insgesamt gesehen ein Film, der nicht wirklich empfehlenswert ist, aber wenn wenigstens die Crew ihn toll findet, dann sollen sie doch ihren Spaß damit haben.
  

Red Eye

"Red Eye" ist ein Film von Wes Craven aus dem Jahr 2005. Das Drehbuch stammt von Carl Ellsworth.

Die Hotelmanagerin Lisa (Rachel McAdams) befindet sich auf dem Rückweg von Dallas nach Miami, als sie am Flughafen die Bekanntschaft mit Jackson (Cillian Murphy) macht, einem sympathischen jungen Mann, der später auch ihr Sitznachbar im Flugzeug ist. Kurz nach dem Start entpuppt sich der nette Mann jedoch als Mitglied einer kriminellen Organisation, die ein Attentat auf einen hochrangigen Politiker plant, der in Lisas Hotel logiert. Lisa soll bei der Ausführung des Plans behilflich sein, andernfalls würde ihr Vater (Brian Cox) getötet werden. Die Zeit läuft und es scheint kein Entkommen zu geben...

Der Film ist sehr deutlich in drei Akte aufgeteilt, zuerst die Szenen im Flughafengebäude, dann der Flug selbst und schließlich der letzte Teil nach der Landung in Miami. Das alles ist in nur ca. 80 Minuten Laufzeit gepackt und dadurch werden auch mögliche Längen vermieden. Die Handlung an sich ist natürlich absurd, aber wenn man den Film nicht weiter hinterfragt, dann macht er eigentlich Spaß. Wenn man jedoch anfängt, über einige Ungereimtheiten nachzudenken, dann landet man schnell im Aus.

Die Extras auf der DVD können sich sehen lassen, unter anderem erzählt Wes Craven, dass er sich nie nur als Horror-Regisseur gesehen hat und eben auch mal etwas anderes machen wollte. In diesem Thriller lauert das Böse hinter dem freundlichen Gesicht von Cillian Murphy, der perfekt besetzt ist und seine Rolle sehr glaubhaft verkörpert. Ein wirklich guter Schauspieler, der sehr wandlungsfähig ist. Wer mehr von ihm sehen möchte, dem kann ich unter anderem "Breakfast on Pluto" und "Peacock" sehr empfehlen.

"Red Eye" ist ein netter kleiner Thriller, der durchaus zu unterhalten weiß und nie langweilig wird. Man sollte nicht alles so ernst nehmen und über ein paar Kleinigkeiten hinwegsehen, dann funktioniert er ziemlich gut.

Sonntag, 9. Januar 2011

Heartless

"Heartless" ist ein Film von Philip Ridley (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009. Es handelt sich hier um einen Horror-Thriller, der aber durchaus anspruchsvoll und sehr gelungen ist.

Der junge Jamie (Jim Sturgess) leidet unter einem riesigen Feuermal, das seine linke Körperhälfte und große Teile seines Gesichts bedeckt. Da er deswegen oft verspottet und angefeindet wird, glaubt er niemals eine Freundin haben zu können. Seine Mutter (Marion Morgan) sagt ihm zwar immer wieder, wie hübsch er doch ist, aber Jamie lebt sehr zurückgezogen. Die Kapuze seines Pullovers tief ins Gesicht gezogen, zieht er durch das nächtliche London und fotografiert. Die Leidenschaft dafür hat er von seinem verstorbenen Vater (Timothy Spall), der ihm immer noch sehr fehlt.

Bei seinen nächtlichen Streifzügen durchs Londoner East End wird er Zeuge von Gewalttätigkeiten, die von geheimnisvollen Gangs ausgeübt werden, die dämonische Masken tragen. Oder sind das etwa gar keine Masken? Sind das echte Dämonen?

Als Jamie eines Tages mit seiner Mutter unterwegs ist, werden sie von so einer Gang angegriffen und seine Mutter wird getötet. Jamie verliert den Boden unter den Füßen und sinnt auf Rache. Nachdem auch sein neuer Nachbar AJ (Noel Clarke) ermordet wird, begegnet Jamie dem unheimlichen Papa B (Joseph Mawle), der ihm einen Handel vorschlägt. Jamie soll ihm eine kleine Gefälligkeit erweisen und als Gegenleistung würde sein Feuermal verschwinden. Jamie willigt ein, nicht ahnend, dass er einen Pakt mit dem Teufel schließt, der noch ganz andere Dinge von ihm fordern wird.

Kaum ist Jamie sein Feuermal los, da lernt er auch schon die schöne Tia (Clémence Poésy) kennen, in die er sich verliebt. Alles entwickelt sich prächtig, wäre da nicht Papa B, der mit neuen Forderungen kommt, die Jamie fast verzweifeln lassen.

Mehr will ich hier nicht verraten, es gibt noch einige Wendungen und was Realität und was Traum ist, muss jeder selbst herausfinden. Der Film hat schon fast märchenhafte Züge, jagt aber trotzdem den einen oder anderen Schauer über den Rücken. Trotz der Gewalt und der düsteren Optik gibt es auch ein paar sparsam eingesetzte humorvolle Elemente, die die Handlung etwas auflockern. Die Darsteller sind durchgehend grandios besetzt, wobei einzelne Figuren, wie z. B. der "Waffenmann" schon fast an Filme von David Lynch erinnern.

Unterlegt ist das alles mit ziemlich guter Musik und in den Extras finden sich noch sehr interessante Interviews mit Philip Ridley und seinen Schauspielern. Insgesamt gesehen ein ziemlich abgefahrener Film, der sich wirklich lohnt. Auch wenn das nicht unbedingt mein Genre ist, mir hat er sehr gut gefallen. Sehr empfehlenswert, aber auch sehr speziell und mit viel Raum für Interpretationen.

Die Qual der Liebe

"Die Qual der Liebe" - "Il sapore del grano" ist ein Film von Gianni Da Campo (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1986.

Der junge Lehrer Lorenzo kommt frisch von der Universität und tritt eine Stelle als Aushilfslehrer in der italienischen Provinz an. Die Wahl seiner Bücher für den Unterricht und die Tatsache, dass er seinen Schülern nachmittags kostenlosen Nachhilfeunterricht erteilt, stößt bei den älteren Lehrern auf Vorbehalte.

Lorenzos Schüler mögen ihren neuen Lehrer, der selbst fast noch wie ein Kind wirkt und quasi als älterer Bruder durchgehen könnte. Der zwölfjährige Duilio hängt besonders an Lorenzo und lädt ihn oft auf den Hof seiner Familie ein, weil er sich insgeheim nach einem Freund und Vertrauten sehnt. Duilio und Lorenzo freunden sich an und verbringen viel Zeit miteinander, doch Duilios Stiefmutter beginnt das Verhältnis der beiden argwöhnisch zu beobachten. Ist das nur Freundschaft oder doch noch mehr?

Der Film ist inzwischen 25 Jahre alt, wirkt aber fast noch älter und das Bild ist teilweise ziemlich schlecht. Die Geschichte wird sehr langsam und fast ereignislos erzählt, es zieht sich ganz schön in die Länge und die Musikuntermalung ist größtenteils schlimm. Die schauspielerischen Leistungen sind überschaubar.

Insgesamt gesehen ein Film, der schwer zu bewerten ist. Mir persönlich hat er nicht so besonders gut gefallen, irgendwie hat mich die Geschichte nicht gepackt. Ich will ihn aber auch nicht schlechtmachen, da habe ich schließlich schon viel Schlimmeres gesehen, man sollte vielleicht einfach nicht zu viel erwarten. Der deutsche Titel "Die Qual der Liebe" ist übrigens auch mal wieder hübsch am Thema vorbeigerauscht.

Samstag, 8. Januar 2011

And When Did You Last See Your Father?

"And When Did You Last See Your Father?" ist ein Film von Anand Tucker aus dem Jahr 2007 und beruht auf den persönlichen Erinnerungen des Schriftstellers Blake Morrison.

Als sein Vater Arthur (Jim Broadbent) im Sterben liegt, kehrt Blake (Colin Firth) nach Hause zurück, um ihm beizustehen. Wieder daheim, erinnert er sich an seine Kindheit und an sein teilweise schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, der zwar durchaus liebenswert war, aber eben auch seine Macken hatte, die für seinen Sohn manchmal nur schwer zu ertragen waren. Der erwachsene Blake sieht nun vieles anders, als er es als Kind und Jugendlicher getan hat. Damals hat er sich von seinem Vater nie verstanden gefühlt und das hat zu Spannungen geführt.

Das ist ein kleiner und unspektakulärer Film, der durchaus sehenswert ist und mit Colin Firth und Jim Broadbent bestens besetzt ist. Es geht um eine bewegende Vater-Sohn-Geschichte, die sehr liebevoll dargestellt wird.

Leider gibt es nur die UK-Version, der Film ist in Deutschland noch nicht erschienen, warum auch immer. Egal, die wundervolle Stimme von Colin Firth muss man sowieso im Original hören und er gehört für mich auch nicht erst seit seiner großartigen Leistung in "A Single Man" zu den besten Schauspielern, die es aktuell gibt. Ich kann diesen kleinen und schönen Film nur sehr empfehlen.

Mammut

"Mammut" - "Mammoth" ist ein Film von Lukas Moodysson (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Ganz kurz zusammengefasst: Was für ein Scheiß! Oh, ich kann das auch noch ausschmücken: Was für ein rührseliger und verdammt bedeutungsschwangerer Scheiß!

Worum geht es? Leo (Gael Garcia Bernal) und seine Frau Ellen (Michelle Williams) leben in New York zusammen mit ihrer kleinen Tochter in einem schicken Loft. Der Familie geht es finanziell blendend, Leo verdient mit Online-Computerspielen viel Geld, Ellen arbeitet als Chirurgin in einem Krankenhaus. Für die Tochter sorgt Gloria, das philippinische Kindermädchen, da beide Elternteile beruflich sehr eingespannt sind.

Gloria hat selbst zwei kleine Söhne, die bei ihrer Großmutter untergebracht sind, während Gloria nach Amerika gegangen ist, um Geld für ihre Familie zu verdienen und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Die Söhne vermissen ihre Mutter und wollen sie lieber wieder zu Hause haben.

Leo fliegt nach Bangkok, um einen wichtigen Vertrag zu unterzeichnen, der seinen Reichtum erneut vergrößern wird. Sein Berater ist allerdings mit dem Angebot noch nicht einverstanden (die Gegenseite will doch tatsächlich statt der vereinbarten 45 Millionen Dollar nur 42 Millionen zahlen, wo kommen wir denn dahin) und so ziehen sich die Verhandlungen in die Länge. Leo macht daraufhin ein paar Tage Urlaub am Strand, will dem Luxus mal entsagen und mietet sich in einer billigen Hütte ein. Einer jungen Prostituierten, die sich an ihn heranmacht, gibt er Geld, aber will nicht mit ihr schlafen. Das tut er später dann doch, will plötzlich sogar mit ihr durchbrennen und auch diese junge Frau hat natürlich ein kleines Kind, das woanders untergebracht ist, heul.

Als Gloria erfährt, dass einer ihrer Söhne verletzt im Krankenhaus liegt, fliegt sie sofort nach Hause. Die Tochter von Ellen und Leo braucht nun eine neue Nanny, aber Leo kommt rechtzeitig nach Hause zurück, um sich vorläufig um sie zu kümmern. Die Bilderbuchfamilie ist für kurze Zeit wieder vereint, schluchz.

Ich habe mich zwei Stunden lang durch diesen Film geärgert, mir dieses unerträgliche "Ich hab dich lieb"-Gesülze angetan, mit einem zum Kotzen niedlichen und altklugen Kind und einem jungen Ehepaar, das sich mit seinem Reichtum und Luxus im Überfluss langweilt. Das ganze ist absolut lächerlich, wie z. B. die Begegnung Leos mit einem Elefanten in Thailand, da standen mir schon die Haare zu Berge.

Der Regisseur lässt wirklich nichts aus, abwechselnd wird entweder mit dem Zaunpfahl oder mit der Moralkeule zugeschlagen. Die Aussage ist natürlich, dass Eltern gefälligst bei ihren Kindern zu bleiben haben, egal um welchen Preis. Der liebe Gott will das nämlich so, Amen. Dass der Film sich dabei auch noch so ernst nimmt, ist tatsächlich schwer zu ertragen, denn die Darsteller können kaum dagegen anspielen. Gael Garcia Bernal ist zwar wie üblich hübsch anzuschauen, muss sich aber in seiner Rolle wie ein kompletter Idiot verhalten, schade.

Insgesamt gesehen natürlich keine Empfehlung von mir für diesen Schrott. Der Film mag ja gut gemeint sein, die Umsetzung aber ist nur verlogen und geheuchelt. Dafür ist der Film auch schon vielfach ausgebuht worden und da schließe ich mich gerne an.

Sonntag, 2. Januar 2011

Mona Lisa

"Mona Lisa" ist ein Film von Neil Jordan aus dem Jahr 1986. Das Drehbuch schrieb Jordan zusammen mit David Leland.

George (Bob Hoskins) kommt nach sieben Jahren aus dem Gefängnis und steht vor den Scherben seines Lebens. Seine Frau knallt ihm die Tür vor der Nase zu und untersagt ihm auch den Kontakt zu der gemeinsamen Tochter. Sein früherer Chef Mortwell (Michael Caine), der inzwischen zum großen Gangsterboss aufgestiegen ist, beschäftigt George als Fahrer. Er soll sich um das Callgirl Simone (Cathy Tyson) kümmern und sie zu ihren Verabredungen fahren.

George und Simone können sich nicht leiden und streiten sich ständig, bis beide begreifen, dass sie so unterschiedlich gar nicht sind.Sie kommen sich langsam näher und Simone bittet George darum, eine Freundin von ihr ausfindig zu machen, die vermutlich auf den Strich geht. George geht darauf ein und insgeheim hat er sich in Simone verliebt.

Auf der Suche nach Cathy, Simones Freundin, durchstreift er das Rotlichtmilieu und macht Bekanntschaft mit sehr jungen Frauen, ja eher noch Kindern, die schon anschaffen gehen. Diese Begegnungen setzen ihm sehr zu. Als er Cathy findet, ist diese mit Drogen zugedröhnt und George und Simone schaffen sie aus der Stadt. Die vermeintliche Sicherheit ist aber trügerisch, denn Mortwell und Simones Zuhälter sind ihnen bereits auf der Spur und der Showdown naht.

Neil Jordan hat hier einen wundervollen Thriller geschaffen, der vor allen Dingen auch eine große Sensibilität besitzt. Die Bilder des nächtlichen Londons, die traurigen Hinterzimmer der Bordelle und Clubs, das alles wirkt sehr authentisch. Die Besetzung ist ein Traum, allein schon Bob Hoskins ist absolut fabelhaft in seiner Rolle. Cathy Tyson erinnert in ihrer Schönheit und Androgynität bereits an Jaye Davidson und seine Rolle als Dil in Jordans Film "The Crying Game", der 1992 entstand. Michael Caine ist ein Gangsterboss zum Fürchten, immer ganz kurz vorm Ausrasten. Robbie Coltrane sorgt als Georges Kumpel Thomas für die nötige Portion Humor und Menschlichkeit in diesem Film, der eigentlich eher düster und traurig ist, aber trotzdem nie zu deprimierend ist.

Insgesamt gesehen ein großartiger Film, den man nicht verpassen sollte. Das britische Kino hat so viel zu bieten, da kann Hollywood sich gerne mal hinten anstellen. Die FSK 18-Freigabe ist natürlich wieder mal ein Witz, ich verkneife mir aber mal ausnahmsweise meinen galligen Kommentar dazu und denke mir nur meinen Teil. Vielleicht lernen die es ja noch mal irgendwann, wäre doch schön.

Das Fischkind

"Das Fischkind" - "El nino pez" ist ein Film von Lucia Puenzo (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009 und beruht auf ihrem eigenen Roman, den sie im Alter von 23 Jahren geschrieben hat.

Die junge Lala (Inés Efron), Tochter eines Richters in Buenos Aires, wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf. Ihre beste Freundin und gleichzeitige Geliebte ist Ailin (Mariela Vitale), das Hausmädchen der Familie. Sie träumen davon gemeinsam wegzugehen, nach Paraguay, der Heimat von Ailin. Dort wollen sie zusammen in einem eigenen Haus leben, so jedenfalls die Wunschvorstellung der beiden jungen Mädchen.

Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Lalas Vater wird tot aufgefunden, Lala verschwindet schon mal nach Paraguay und Ailin gerät unter Mordverdacht und ins Gefängnis. Als Lala wieder auftaucht und Ailin im Gefängnis besucht, scheint der gemeinsame Traum gestorben zu sein, aber Lala will ihre Liebe retten.

Ab da läuft der Film ein bisschen aus dem Ruder und bekommt einen anderen Einschlag, der hier meiner Meinung nach nicht ganz passt. Schade, denn der Ansatz war gut und die Geschichte hätte auch dabei bleiben sollen, so gibt es nur einige Wendungen zu viel, die letztendlich nicht überzeugen können und den ansonsten sehr schönen kleinen Film einfach überfrachten. Die wahre Schönheit geht dabei verloren. Am Ende bleibt die Frage, was man da gerade gesehen hat, aber einen bleibenden Eindruck hinterlässt es nicht.

Insgesamt gesehen einfach etwas zu viel des Guten. Sehenswert ist der Film trotzdem irgendwie, vor allen Dingen wegen der wunderbaren Inés Efron, die schon in Lucia Puenzos Erstling "XXY" sehr überzeugen konnte.

Samstag, 1. Januar 2011

Crush

"Crush" ist eine Sammlung von vier Kurzfilmen des Regisseurs Michael J. Saul, der auch die Drehbücher geschrieben hat und gleichzeitig noch der Produzent ist.

Das neue Jahr geht ja gut los und zwar mit vier ganz furchtbar schlechten Kurzfilmen mit schwuler Thematik, die sich sehr bemühen, künstlerisch wertvoll zu erscheinen. Vergebens, soviel kann ich schon mal sagen, auch wenn sich das auf der DVD-Hülle noch ganz anders anhört. "Vier Geschichten über Liebe & Verlangen", da muss aber etwas entschieden an mir vorbeigegangen sein.

Auf die einzelnen Storys gehe ich hier gar nicht näher ein, sonst komme ich aus dem Schimpfen gar nicht mehr raus. Einzig die erste Geschichte (Don't Ask) lasse ich mal gerade noch so durchgehen, die restlichen drei sind so grottig, dass mir fast die Worte fehlen.

Alles macht einen sehr billigen Eindruck, ist lahmarschig inszeniert und durchgehend mit einschläfernder Musik unterlegt. Zweitklassige "Darsteller" (und das ist noch sehr schmeichelhaft formuliert) können gerade mal ihre Sätze aufsagen und man ist schon froh, wenn sie in den billigen Kulissen nicht hinfallen.

Wie interessante schwule Filme mit kleinem Budget gemacht werden können, das kann man beispielsweise bei Todd Verow sehen, dessen Filme sind dagegen wahre Kunstwerke und Lichtjahre von diesem Schrott hier entfernt. Eine wirklich sehenswerte Sammlung von schwulen Kurzfilmen ist die skandinavische Variante, die mit "Ynglinge" etwas ganz Besonderes geschaffen hat, die lohnen sich tatsächlich anzuschauen und sind geistreich, frisch und unverkrampft.

"Crush" kann ich natürlich keinesfalls empfehlen, das sind nur 75 Minuten verschenkte Lebenszeit. In diesem Sinne, schönes neues Jahr! Es kann nur besser werden.