Sonntag, 8. August 2010
A Single Man
"A Single Man" ist ein Film von Tom Ford (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009 und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Christopher Isherwood aus dem Jahr 1964.
Oh ja, was haben sie sich alle schon das Maul zerrissen und gelästert, diese Möchtegern-Kritiker, als bekannt wurde, dass Tom Ford einen Film dreht. Aber allen Unkenrufen zum Trotz ist hier ein Werk entstanden, das alle überraschen sollte. Dass der Film rein optisch eine Wucht ist, also bitte, das ist bei Tom Ford doch wohl auch nicht anders zu erwarten. Das Wort "Ästhetik" bekommt hier eine ganz neue Bedeutung, im positiven Sinne. Wir sehen wunderschöne Menschen in wunderbaren Bildern in einem wundervollen Film. Sehr gelungen und Genuss pur.
Wie erleben einen Tag im Leben von George Falconer (Colin Firth), einem Universitätsprofessor, der keinen Sinn mehr im Leben sieht, seit sein langjähriger Partner Jim (Matthew Goode) bei einem Autounfall gestorben ist. Der Film spielt in den sechziger Jahren, Homosexualität ist noch nicht wirklich akzeptiert in der Gesellschaft. George lebt sein Leben weiter, als wäre nichts geschehen, aber es kostet ihn jeden Tag mehr Kraft und Überwindung, morgens aufzustehen und den alltäglichen Dingen des Lebens nachzugehen.
Colin Firth spielt hier einfach umwerfend gut und ist zugleich auch wahnsinnig sexy. Er ist durch und durch ein englischer Gentleman, äußerlich gefasst, auch wenn es in ihm brodelt. Als ihm im Rückblick ein Verwandter seines Freundes die Nachricht dessen Todes am Telefon mitteilt und gleichzeitig erwähnt, dass nur Familienangehörige an der Trauerfeier teilnehmen können, sehen wir George in Tränen ausbrechen, während er immer noch um Fassung ringt. Überhaupt gelingt es Colin Firth hier exzellent, sämtliche Gefühlsregungen allein durch seinen Blick auszudrücken.
Den Abend verbringt George bei seiner Freundin Charlie (Julianne Moore), die wie er aus England stammt. Sie ist ebenso einsam wie er, ihr Mann hat sie verlassen, das Kind ist aus dem Haus und der Gin ist ihr einziger Freund. Zudem ist sie immer noch in George verliebt, mit dem sie vor vielen Jahren einmal eine kurze Affäre hatte. Sie hofft aber immer noch vergeblich, dass er sich eines Tages für sie entscheidet.
Im Laufe dieses Tages trifft George auf Kenny (Nicholas Hoult), einen seiner Studenten, der großes Interesse an ihm bekundet und später auch auf einen hübschen Stricher, mit dem er kurz flirtet. Zwischendurch tauchen immer wieder Erinnerungen an Jim auf und an gemeinsame Begebenheiten. Der junge Kenny versucht George näher zu kommen und ist dabei sehr hartnäckig, was George eher verblüfft zur Kenntnis nimmt. Aber Kenny lässt sich nicht so einfach abschütteln. Am Ende ist George vielleicht sogar bereit, sich auf eine neue Liebe einzulassen, aber das Schicksal hat andere Pläne für ihn.
Tom Ford hat die Geschichte um den letzten Tag in Georges Leben in wunderbaren Bildern eingefangen. Ein Mann, der keine Zukunft für sich sieht und erst sehr spät begreift, dass die kleinen Dinge im Leben die wirklich wichtigen sind. Ein sehr schöner und bewegender Film mit großartigen Schauspielern, absolut empfehlenswert.
Kleine Bemerkung noch zum Schluss: In einer ganz kurzen Szene im Lehrerzimmer sieht man Richard Buckley, den Lebensgefährten von Tom Ford, und Don Bachardy, den Lebensgefährten von Christopher Isherwood, zusammen auf der Couch sitzen.
Colin Firth spielt hier meiner Meinung nach die beste Rolle seines Lebens und Julianne Moore ist wie immer atemberaubend schön und auch in ihrer Verzweiflung immer ganz wunderbar. Matthew Goode hat zwar leider nur wenige Szenen, ist aber ebenfalls ganz hervorragend, ebenso wie der junge Nicholas Hoult. Ich habe mir den Film jetzt schon ein paar mal angeschaut und bin immer wieder überwältigt von den Farben, von der Handlung und von den Darstellern. Besser geht es kaum. Unbedingt anschauen. Mein persönlicher Film des Jahres.
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