Freitag, 13. August 2010

Berlin Alexanderplatz

"Berlin Alexanderplatz" ist ein Film von Rainer Werner Fassbinder nach dem gleichnamigen Roman von Alfred Döblin aus dem Jahr 1929 und entstand 1979/1980. Es ist ein Film in 13 Teilen und einem Epilog.

Der Film lief Ende 1980 im Fernsehen und wurde damals eher verhalten aufgenommen, die Pressestimmen waren vorwiegend negativ. Im Ausland wurde der Film umso populärer, was hierzulande niemanden mehr interessierte. Wie auch immer, Fassbinder hat hier ein gewaltiges Werk geschaffen, das 2007 erstmalig auf DVD erschien und auch heute noch extrem sehenswert ist.

Die Geschichte spielt im Berlin der zwanziger Jahre und handelt von Franz Biberkopf, der gerade aus dem Zuchthaus kommt, wo er vier Jahre gesessen hat, weil er seine damalige Freundin Ida im Streit erschlagen hat. Wieder in Freiheit hat er Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden und lernt die junge Polin Lina kennen. Er schwört, in Zukunft immer anständig zu bleiben, doch alle Versuche auf anständige Art und Weise Geld zu verdienen scheitern. Lina bittet schließlich ihren Onkel, der mit Schnürsenkeln hausieren geht, um Hilfe und Franz steigt in das Geschäft mit ein. Als der Onkel allerdings das Vertrauen von Franz schwer missbraucht, zieht dieser sich verletzt zurück. Er taucht unter und säuft, fast bis zur Besinnungslosigkeit. Schließlich kehrt er jedoch wieder zurück und will wieder auf die Menschen zugehen.

In seiner Stammkneipe lernt er Reinhold kennen, der ihn irgendwie fasziniert und mit dem er eine merkwürdige Freundschaft aufbaut. Doch Reinhold ist kein guter Umgang für Franz und letztlich dafür verantwortlich, dass dieser seinen rechten Arm verliert. Seine frühere Freundin Eva kümmert sich um Franz und macht ihn mit Mieze bekannt, die bei Franz einzieht. Franz ist endlich wieder glücklich, denn er liebt Mieze und diese liebt ihn. Alles könnte also so schön sein, doch schließlich mischt sich Reinhold ein und setzt dem Glück ein brutales Ende. Das ist auch das Ende von Franz Biberkopf, der anschließend nie mehr er selbst sein wird und nun endgültig zerstört ist. "Er wollte anständig sein, aber wie kann einer das durchhalten, ohne verrückt zu werden."

Der grandiose Epilog am Ende des Films bietet noch einmal alles auf, was Fassbinder an verrückten Einfällen so im Kopf hatte. Das darf man sich nicht entgehen lassen, hier wird es so richtig durchgeknallt. Franz im Dämmerzustand in der Irrenanstalt, der sein Leben träumt und sämtliche Personen wiedertrifft, die für ihn wichtig waren.

Dieses Werk ist so großartig, da fehlen mir schon fast die Worte. Gut, es gibt auch schon die eine oder andere Länge im Film, was bei einer Laufzeit von 15 Stunden auch kein Wunder ist, aber letztendlich zählt der Gesamteindruck und der ist einfach überwältigend.

Die ganzen wunderbaren Darsteller aufzuzählen, die hier in großen, kleinen und kleinsten Rollen zu sehen sind, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, auch wenn jeder einzelne von ihnen erwähnenswert ist. Allen voran natürlich Günter Lamprecht als Franz Biberkopf, der hier eine unglaubliche Leistung abliefert. Ebenso umwerfend ist die zauberhafte Barbara Sukowa als Mieze, die schon in der ersten Begegnung mit Franz wie eine Lichtgestalt, ein Engel auftritt. Gottfried John als Reinhold und Hanna Schygulla als Eva komplettieren die fantastische Besetzung.

Kameramann war hier erstmalig Xaver Schwarzenberger, der zusammen mit Fassbinder großartige Bilder entworfen hat, wie die vielen Blicke durch Fenster und Spiegel, auch ein Markenzeichen von Fassbinders früheren Werken. Ebenso bemerkenswert die blinkenden Lichter und das Spiel mit Licht und Schatten. Die Musik stammt wie immer von Peer Raben. Rainer Werner Fassbinder selbst erzählt die Geschichte begleitend aus dem Off.

Das ganze ist und bleibt ein Meisterwerk im Schaffen von Fassbinder, das sich unbedingt lohnt, angesehen zu werden. Angesichts der Länge kann man das natürlich nicht auf einmal, aber durch die DVD-Veröffentlichung hat man ja die Möglichkeit sich das einteilen zu können und nach und nach anzuschauen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Ganz große Empfehlung von mir für dieses einzigartige Filmprojekt.

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