Samstag, 14. August 2010

Querelle

"Querelle" ist ein Film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1982, basierend auf dem Roman von Jean Genet, und war zugleich Fassbinders letzter Film. Das Drehbuch stammt von Rainer Werner Fassbinder und Burkhard Driest.

Die Hauptfigur ist der Matrose Querelle (Brad Davis), ein Mörder, Verführer und Verführter, auf der Suche nach seiner eigenen Identität, dem scheinbar alle verfallen. Es ist eine reine Männerwelt, die hier gezeigt wird. Die einzige Frau, Lysiane (Jeanne Moreau), ist quasi nur ein Ausstellungsstück.

Querelle sucht sich selbst, will sein Spiegelbild in seinem Bruder Robert (Hanno Pöschl) finden und schafft sich dann ein anderes, nämlich Gil (ebenfalls Hanno Pöschl), ein Mörder wie Querelle selbst, den er wie seinen Bruder ausstaffiert, nur um ihn dann am Ende aus Liebe zu opfern. Weiterhin erwähnenswert sind der Leutnant Seblon (Franco Nero), der Querelle begehrt, sowie der Kneipenwirt Nono (Günther Kaufmann) und der Polizist Mario (Burkhard Driest) und deren Beziehungen zu Querelle.

Der Film erzählt noch so viel mehr, das sollte man sich wirklich selbst anschauen. Leider gibt es keine deutsche Fassung, (Der Film wurde seinerzeit wegen der Besetzung auf englisch gedreht.) was angesichts des letzten Films von Fassbinder eigentlich eine Frechheit ist. Ist der Film ein Skandal? Nun, inzwischen sind einige Jahre ins Land gegangen, ich denke doch das Thema Homosexualität sollte heutzutage mal etwas enspannter betrachtet werden. Immerhin stammt die literarische Vorlage von Jean Genet auch schon aus dem Jahr 1947.

Die Kulisse ist genial. Die imaginäre Hafenstadt Brest mit dem Anleger, an dem der Zerstörer "Vengeur" ankert, die Bar "Feria" und die schmalen Gassen der Stadt. Mehr braucht es auch nicht, um die Geschichte zu erzählen und in wunderbare Bilder einzufangen. Diese künstliche Welt ist in warmes, ebenfalls künstliches Licht getaucht und wird abwechselnd, je nach entsprechender Szenerie, beleuchtet. Auch die Bewegungen der einzelnen Figuren wirken gekünstelt und einstudiert, wie in einem Tanz. Es ist ein Genuß, dass zu sehen. Einziger kleiner Kritikpunkt von mir ist das grauenvolle Lied, das von Jeanne Moreau vorgetragen wird (Each man kills the thing he loves), ein wirklich furchtbarer Song, der sich aber leider ziemlich im Ohr festsetzt, zumindest bei mir.

Ich finde diesen Film absolut sehenswert und überhaupt nicht schockierend. Fassbinder hat es verdient, dass auch sein letztes Werk endlich einem größeren Publikum zugänglich gemacht wird.

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