Samstag, 14. August 2010

Scarface

"Scarface" entstand 1983 unter der Regie von Brian De Palma und nach einem Drehbuch von Oliver Stone.

Der Film überzeugt von Beginn an mit dem unverkennbaren Soundtrack von Giorgio Moroder, der einen sofort in das poppig bunte Miami Beach katapultiert. Die Handlung beginnt im Jahr 1980. Neon-Töne, die wunderschönen Art-Déco-Häuser, knallige Farben, also ein (Alp-)Traum an Farben.

Tony Montana ist ein kleinkrimineller Exil-Kubaner, der es in den USA ganz nach oben schaffen will, er hat große Pläne und kein Unrechtsbewusstsein. Durch seinen starken Willen und seine Skrupellosigkeit gelingt ihm das auch recht schnell. Doch je mehr er erreicht, desto angreifbarer wird er, nur sieht er die Gefahren nicht. Seine Machtposition macht ihn blind für gewisse Dinge. Er hat sich ein Imperium aufgebaut, lebt in einer riesigen Villa, hat die Frau die er haben wollte geheiratet und verdient so viel Geld, dass die Banken es schon nicht mehr waschen können. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch sein Verlust zur Realität. Seine Ehe ist nicht wirklich glücklich, Tony verfällt immer mehr seinen eigenen Drogen, eine gewisse Paranoia stellt sich ein. Der ehemals kleine Emporkömmling ist ganz oben angekommen. Irgendwann und irgendwie schlägt dann alles ins Gegenteil um und einiges läuft schief. Tony hat seine natürliche Intuition verloren und die Dinge verselbständigen sich auf teuflische Weise. Es gibt Tote, die nicht geplant waren. Das Unheil nimmt seinen Lauf, niemand kann es mehr aufhalten. Tony ist ein gebrochener Mann, er erkennt seine Fehler, aber es ist bereits zu spät. Den finalen Angriff muss er fast stumm und regungslos mit ansehen, dann ein letztes verzweifeltes Aufbegehren, das war es. Es ist vorbei.

Die Besetzung ist insgesamt exzellent, der Film ist überwältigend, packend und unglaublich gut. Al Pacino verkörpert diesen Charakter extrem glaubwürdig, er ist zynisch, überheblich und erfolgreich. Michelle Pfeiffer, hier noch am Anfang ihrer Karriere, ist jung und wunderschön. Gleich ihre erste Szene im Film haut einen um. Sie kommt in einem gläsernen Fahrstuhl angefahren, den Rücken zum Zuschauer, in einem atemberaubenden Abendkleid. Tony verfällt ihr sofort und wer könnte das nicht verstehen? Sie ist bildschön, aber unnahbar und verströmt eine Aura, als wären es in Miami mindestens zwanzig Grad unter Null. Tony will sie besitzen, von Liebe und Leidenschaft ist hier nie etwas zu spüren. Sie heiratet schließlich Tony, aber eigentlich nur, weil er inzwischen sehr erfolgreich ist und ihr weiterhin ein Leben in Luxus garantieren kann. Sie ist nach wie vor unterkühlt. Die einzige Szene in der sie Gefühle zeigt, ist als sie einen Streit mit Tony in einem Restaurant hat und sich von ihm trennt. Zu diesem Zeitpunkt ist Tony aber so betrunken und zugedröhnt, dass er das einfach nicht versteht.

Gerüchten zufolge soll sich übrigens Drehbuchautor Oliver Stone zur Zeit der Dreharbeiten sehr gut mit dem Thema Kokain ausgekannt haben!

Der Film wurde damals sehr zwiespältig aufgenommen und heftig kritisiert. Das hat sich in den darauffolgenden Jahren allerdings geändert, denn heute gilt er bereits als Klassiker und als Mitbegründer des modernen Gangsterfilms. Auch die damals stark kritisierte Darstellung von Gewaltszenen wirkt heutzutage weit weniger berüchtigt. Da haben sich die Grenzen in den letzten 25 Jahren doch sehr verschoben. Die Wahrnehmung von Gewalt in Filmen ist immer auch eine Frage des Zeitgeistes. Vieles was früher noch als anstößig empfunden wurde, lockt heute keinen Hund mehr hinterm Ofen vor. Insofern ist es aus heutiger Sicht ziemlich albern, dass dieser Film keine Jugendfreigabe hat.

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