"The War Zone" ist das Regiedebüt von Tim Roth aus dem Jahr 1998. Der Film basiert auf dem Roman von Alexander Stuart, der auch das Drehbuch verfasst hat.
Der "Kriegsschauplatz", der hier betitelt wird, ist die Familie. In diesem Fall die Familie von Tom (Freddie Cunliffe), einem fünfzehnjährigen Teenager, seiner drei Jahre älteren Schwester Jessie (Lara Belmont) und den Eltern (Ray Winstone und Tilda Swinton), die vor kurzem aus London an die Küste nach Devon gezogen ist. Der stille und in sich gekehrte Tom kann sich mit der neuen und tristen Umgebung nicht recht anfreunden. Seine Mutter ist hochschwanger und die kleine Tochter kommt nach einem Autounfall auf die Welt, den die übrigen Familienmitglieder alle fast unverletzt überstehen. Die Verletzungen in dieser Familie liegen jedoch weit tiefer, wie Tom bald darauf feststellen muss. Er kommt dahinter, dass sein eigener Vater die Tochter Jessie missbraucht. Seine Welt scheint daraufhin zusammenzubrechen. Jessie leugnet erst noch den Missbrauch, doch bald kann sie ihre Lüge nicht mehr aufrecht erhalten. Der Vater, auf den Zustand angesprochen, beschuldigt Tom, die Familie zu zerstören. Die Situation eskaliert, aber eine Erlösung ist nicht in Sicht.
Das ist ein tieftrauriger und deprimierender Film, großartig gespielt, mit sehr zurückhaltender Musik unterlegt und wunderschönen, kargen Landschaftsaufnahmen. Die Trostlosigkeit ist beinahe greifbar, so z. B. das einsam gelegene und traurig wirkende Haus, in dem die Familie wohnt. Es ist ohne Zweifel ein sehr düsterer Film, aber damit gleichwohl dem Thema und der Landschaft angemessen. Die Bilder gehen unter die Haut und sind sehr schmerzhaft, aber das zeichnet diesen Film auch aus. Es geht um Missbrauch in der Familie, hier zum einen um den Missbrauch des Vaters an der Tochter, aber auch um den Vertrauensmissbrauch des Vaters an dem Sohn. Ein Happy-End kann es hier nicht geben, das wäre verlogen und Tim Roth hat darauf geachtet, hier nicht die übliche "Alles wird gut"-Mentalität eines Hollywood-Streifens einzubringen.
Die Darsteller sind allesamt genial, besonders Lara Belmont und Freddie Cunliffe. Sie machen den Film zu einem, wenn auch sehr schmerzhaften, Ereignis, dem man sich nicht entziehen kann. Das ist mit Sicherheit ein Film, der nicht jedem gefallen wird, aber der trotzdem absolut sehenswert ist. Ganz große Empfehlung deshalb von mir.
Die DVD aus der neuen Arthaus Collection "British Cinema" beinhaltet noch ein Making-Of, Interviews und einen Blick hinter die Kulissen, zwar alles kurz und knapp gehalten, aber interessant.
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