Sonntag, 15. August 2010

Carrie

"Carrie" ist ein Horrorfilm von Brian De Palma aus dem Jahr 1976, basierend auf dem gleichnamigen Buch von Stephen King, das 1973 als erster King-Roman veröffentlicht wurde. Sowohl für De Palma, als auch für King, bedeutete dieser Film den großen Durchbruch. Meine Rezension bezieht sich allerdings nur auf den Film. Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich auch nicht beurteilen, wie es umgesetzt wurde. Ich beurteile den Film daher als ganz eigenständiges Werk.

Es geht um die junge Carrie (Sissy Spacek), ein unsicheres und schüchternes junges Mädchen, die mit ihrer religiös fanatischen Mutter (Piper Laurie) zusammen lebt. Als Carrie eines Tages beim Duschen nach dem Sportunterricht ihre erste Periode bekommt, ist sie zu Tode erschrocken über das Blut, das aus ihrem Körper läuft. Von ihrer Mutter nicht aufgeklärt und von ihren Mitschülerinnen wegen ihres panischen Verhaltens verhöhnt, macht sich bei Carrie eine starke Wut breit. Gleichzeitig bemerkt sie, dass sie die Fähigkeit besitzt, Dinge mit der Kraft ihrer Gedanken zu bewegen. Je mehr sie von den Mitschülern gedemütigt und verspottet wird, desto größer wird ihr Zorn. Sie lässt sich von einem Jungen gegen den Willen ihrer Mutter überreden, mit ihm zum Abschlussball in der Schule zu gehen und der Abend verläuft zunächst recht harmonisch. Carrie ist bezaubernd und wunderschön an diesem Abend und sie ist glücklich. Doch einige ihrer Mitschüler haben eine teuflische "Überraschung" für Carrie geplant und keiner von ihnen ahnt, welches Inferno damit losgetreten wird. Im Moment ihres bisher größten Glücks geschieht das Unfassbare und zum ersten Mal setzt sie ihre Kräfte bewusst ein.

Der Horror in diesem Film hat viele verschiedene Gesichter. Es geht nicht nur um die Kräfte, die in Carrie erwachen und die diese nutzt, um sich zu rächen, sondern es handelt sich um den alltäglichen Horror, dem junge Menschen ausgesetzt sind. Sei es in der Schule oder auch zu Hause. Darin bestehen auch die Faszination und der Erfolg dieses Films, denn es handelt sich um Situationen, die wohl beinahe jeder von uns auf die eine oder andere Art schon selbst erlebt hat, wenn auch hoffentlich in abgeschwächter Form. De Palma selbst meinte übrigens, Gut und Böse wären in diesem Film relativer Art.

Die Hauptdarstellerin Sissy Spacek liefert hier eine grandiose Darstellung ab, bis hin zur allerletzten Szene, bei der Brian De Palma sie eigentlich durch ein Double ersetzen wollte, aber Spacek darauf bestand, die Szene selbst zu spielen. Wer den Film schon kennt, wird die entsprechende Szene kennen und nie vergessen. Wer den Film noch nicht kennt, sollte sich auf einiges gefasst machen. Gerade wenn man glaubt, der Film sei vorbei und man könnte wieder ruhig atmen... Nein, mehr sei hier nicht verraten. Nur so viel, dieser Moment erzeugt bei mir immer wieder eine Gänsehaut, auch wenn ich ganz genau weiß, was passiert.

Neben Sissy Spacek und Piper Laurie glänzen hier noch die damaligen Jungstars Nancy Allen, Amy Irving und John Travolta. Die Filmmusik stammt hier erstmalig von Pino Donaggio, da De Palmas Lieblingskomponist Bernard Herrmann, der viel mit Alfred Hitchcock gearbeitet hatte, kurz zuvor verstorben war.

Brian De Palma, der zuvor bereits Filme wie z. B. "Sisters", "Phantom of the Paradise" und "Obsession" gedreht hat, widmete sich 1978 erneut dem Thema Telekinese in dem Film "The Fury". Bei der Gelegenheit möchte ich noch erwähnen, dass es immer ein großes Vergnügen ist, sich mit den Filmen von De Palma zu beschäftigen, denn der Mann ist schlicht und ergreifend ein Genie und seine Handschrift ist unverkennbar. Wer außergewöhnlich gut gemachte und intelligente Filme sehen will, der kommt an ihm nicht vorbei. Also nur ran, eine De Palma-Werkschau lohnt sich allemal. Besonders erwähnenswert ist noch das Making-Of des Films aus dem Jahr 2001, das sehr ausführlich ist.

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