"Tierische Liebe" ist ein Film von Ulrich Seidl aus dem Jahr 1995. Es geht um einsame Menschen in der Großstadt (Wien) und ihre Beziehungen zu ihren Haustieren. Durch alle Bevölkerungsschichten hindurch wird hier ein sehr skurriles Bild dieser merkwürdigen Verhältnisse zwischen Mensch und Tier gezeigt. Die Bilder sind teilweise schwer zu ertragen und verharren in langen und schmerzhaften Einstellungen.
Wir sehen Menschen bei der "Erziehung" ihrer Hunde und die Frage drängt sich auf, wer die Erziehung nötiger hat. Der Hund oder doch eher der Mensch? Scheinbar braucht der Mensch jemanden, dem er Befehle geben kann, der von ihm abhängig ist und den er erziehen kann, gleichgültig wie das Resultat auch aussehen mag.
Gezeigt werden hier Menschen, die ihre Tiere zum Betteln gebrauchen ("A little Money for my Hasi") oder sie als Partner- bzw. Kinderersatz ansehen. Da wird gedrückt, geherzt und geknutscht. So ein Tier kann jedenfalls keine Widerworte geben. Menschen, die Angst vor dem Alleinsein haben, eine Ansprechperson in ihrem Tier haben, der sie alles erzählen können und ihr Tier verzweifelt fragen "Hast Du mich noch lieb?". Das grenzt schon an pure Verzweiflung. Wenn der Mensch ganz unten angekommen ist, dann braucht er anscheinend jemanden, der noch weiter unten angesiedelt ist und dem er sich überlegen fühlen kann.
Dazwischen gibt es auch immer wieder teils groteske Aufnahmen wie z. B. eine Hundetrauerfeier oder einen Windhund auf dem Laufband.
Ulrich Seidl ist ein außergewöhnlicher Filmemacher, der ganz besondere Filme dreht, die zwar oft nicht angenehm sind, aber die einem nicht so schnell aus dem Kopf gehen. Auch für diesen unbequemen Film möchte ich eine ganz große Empfehlung aussprechen, aber zartbesaitete Zuschauer sollten doch eher Abstand davon nehmen.
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