Freitag, 13. August 2010

Tagebuch eines Skandals

"Tagebuch eines Skandals" - "Notes on a Scandal" ist ein Film von Richard Eyer aus dem Jahr 2006 und beruht auf dem Roman von Zoe Heller.


Die alleinstehende Barbara (Judi Dench), eine Frau um die Sechzig, unterrichtet an einer Londoner Schule. Als sie die neue Kunstlehrerin Sheba (Cate Blanchett) kennenlernt, ist sie sofort fasziniert von der jungen und schönen Frau. Die beiden Frauen freunden sich an. Barbara, die ein sehr einsames und zurückgezogenes Leben lebt und all ihre Gedanken und Empfindungen nur ihrem Tagebuch anvertraut, lebt in Shebas Nähe merklich auf und ist bald schon wie besessen von ihrer neuen Freundin. Sie lernt Shebas Familie kennen, den wesentlich älteren Ehemann Richard (Bill Nighy) und die beiden Kinder.

Sheba scheint ein glückliches Leben zu führen, in Wahrheit jedoch ist sie trotz ihrer Familie einsam und sehnt sich nach etwas, dass sie selbst nicht in Worte fassen kann. Als ihr der fünfzehnjährige Schüler Steven eindeutige Avancen macht, lässt sie sich nach einigem Zögern auf eine leidenschaftliche Affäre mit ihm ein. Zufällig wird sie dabei von Barbara beobachtet, die aus ihrer Entdeckung für sich Kapital schlagen will. Barbara redet auf Sheba ein, die Affäre zu beenden und verspricht, niemandem etwas davon zu erzählen. Sheba willigt ein, froh über Barbaras Unterstützung und Freundschaft. Sie schafft es jedoch nicht, den Kontakt zu Steven zu beenden, was Barbara bald mitbekommt.

Als Barbaras Katze eingeschläfert werden muss und sie Sheba darum bittet, sie zu begleiten, lässt diese sie im Stich, weil sie zu einer Schulaufführung ihres Sohnes fahren will. Barbaras Zuneigung schlägt daraufhin in Wut um und sie erzählt einem Kollegen wie beiläufig von Shebas Vorliebe für sehr viel jüngere Männer und erwähnt auch noch Stevens Namen. Der Skandal bricht daraufhin los. Die Öffentlichkeit erfährt von dem Verhältnis und die Presse wirft sich auf die Geschichte und belagert das Haus von Shebas Familie. Richard will Abstand von seiner Frau haben und Sheba zieht vorläufig zu Barbara, von der sie nicht ahnt, den Skandal öffentlich gemacht zu haben. Barbara genießt das Zusammensein mit Sheba und plant bereits ihr weiteres Leben miteinander. Doch eines Tages entdeckt Sheba Barbaras Tagebuch und muss fassungslos lesen, was diese über sie und ihre Familie geschrieben hat und wer für den Verrat verantwortlich war.

Sheba kehrt schließlich zu ihrer Familie zurück und wird für die Affäre mit ihrem Schüler verurteilt. Barbara geht in Rente und kehrt nicht mehr an die Schule zurück.

Das ist gleichzeitig ein sehr spannender und auch sehr trauriger Film, über Menschen die auf der Suche nach etwas Halt und Liebe in ihrem Leben sind. Barbara, die niemals wirkliche Liebe erfahren hat, klammert sich an Sheba und möchte sie besitzen. Sheba hingegen, die zwar ihre Familie hat und der trotzdem etwas fehlt, lässt sich auf die Affäre mit Steven ein, gegen jedes bessere Wissen. Glücklich wird niemand von ihnen, denn eine Obsession kann keine Grundlage für Glück und Zufriedenheit sein. Es ist immer nur eine Scheinwelt, wie eine Seifenblase, die irgendwann platzen muss. Beide Frauen klammern sich an etwas, das sie nicht haben können und schaffen es doch nicht, das zu erkennen.

Judi Dench und Cate Blanchett sind beide großartig in ihren Rollen, absolut bewundernswert. Judi Dench spielt die Rolle der einsamen und sich nach Liebe sehnenden Barbara mit einer Verletzlichkeit, dass einem die Worte fehlen. Cate Blanchett als Sheba ist eine Offenbarung. Sie ist so ein zauberhaftes Wesen und doch gleichzeitig so selbstzerstörerisch, man muss einfach Mitleid mit ihr haben, trotz ihres Vergehens. Barbara und Sheba sind beide auf der Suche nach Liebe, jede auf ihre Art und beide sind gleichzeitig Täter und Opfer dieser Suche. Die Einsamkeit, die beide in ihrem Leben fühlen, ist kein seltenes Phänomen, sondern nur zu allgegenwärtig. Das macht die Geschichte so ehrlich und glaubwürdig. Das ist ein wunderbarer und sehr empfehlenswerter Film mit zwei absolut hochklassigen Darstellerinnen, den ich nur jedem sehr ans Herz legen kann.

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