"Boxcar Bertha" ist der zweite Spielfilm von Martin Scorsese und stammt aus dem Jahr 1972. Es ist Scorseses erster richtiger Hollywood-Film und er wurde von Roger Corman produziert, der die Mittel und den Mut hatte und vielen jungen Regisseuren den Weg ebnete, darunter z. B. Francis Ford Coppola, George Lucas, Dennis Hopper und viele andere.
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte und spielt in Arkansas in den 1930er Jahren. Die junge Bertha (Barbara Hershey) verliert ihren Vater und ist nun auf sich allein gestellt. Sie lernt den idealistischen Gewerkschafter Big Bill Shelly (David Carradine) kennen und verliebt sich in ihn. Nach einer gemeinsamen Nacht verlieren sie sich erst mal aus den Augen. Bertha macht Bekanntschaft mit dem kleinen Betrüger Rake Brown (Barry Primus) und dem Farbigen Von Morton (Bernie Casey). Zufällig treffen alle vier aufeinander und beginnen in moderner Robin-Hood-Manier die Reichen zu berauben und das Geld den Armen zu geben. Mit der Zeit werden sie unvernünftig, weil alles zu glatt gelaufen ist. Sie tappen in eine Falle, denn die Häscher sind schon lange hinter ihnen her.
Man kann wohl getrost sagen, dass Martin Scorsese hier noch ein wenig geübt hat, seine Klasse ist zwar schon ansatzweise zu erkennen, manche Einstellungen wirken jedoch etwas dilettantisch. Aber sei es drum, auch ein großer Regisseur muss einmal klein anfangen. Das ist keine Schande.
Barbara Hersheys Darstellung ist eine überaus gelungene Mixtur aus unschuldigem Mädchen und gerissener Frau. Man kann nie so ganz hinter ihre Fassade blicken, im Grunde ist Bertha aber ein verirrtes kleines Kind. David Carradine ist ebenfalls großartig in seiner Rolle als Idealist, der an seine Pläne glaubt und kein Unrechtsbewusstsein hat.
Barbara Hershey und David Carradine waren übrigens einige Jahre ein Paar und haben einen gemeinsamen Sohn.
Insgesamt gesehen ein guter Film mit durchaus positiven Ansätzen, der zum Schluss hin etwas zu sehr in Brutalität abgleitet. Das wird aber wieder abgemildert durch den Einsatz des Kunstblutes, das hier wirklich sehr künstlich aussieht und eher wirkt, als hätten die Protagonisten mit Farbkanonen aufeinander geschossen. Als Frühwerk von Scorsese dennoch sehr empfehlenswert.
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