"Die verlorene Ehre der Katharina Blum" ist ein Film von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta aus dem Jahr 1975 und basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Heinrich Böll aus dem Jahr 1974.
Es geht um die junge Katharina Blum (Angela Winkler), die auf einer privaten Karnevalsfeier bei ihrer Tante den jungen Ludwig Götten (Jürgen Prochnow) kennenlernt und sich in ihn verliebt. Die beiden verbringen die Nacht in Katharinas Wohnung. Am nächsten Morgen, Ludwig ist bereits fort, stürmt ein Sondereinsatzkommando der Polizei die Wohnung, nimmt alles auseinander und Katharina mit zum Verhör ins Polizeipräsidium. Nach Götten wurde bereits längere Zeit gefahndet und er wurde observiert, konnte aber im Trubel des Karnevals untertauchen. Katharina hat keine Chance sich zu verteidigen, sie wird automatisch verdächtigt, eine Mittäterin zu sein und ist der Willkür von Kommissar (Mario Adorf) und Staatsanwalt (Rolf Becker) hilflos ausgesetzt. Das Leben der jungen Frau wird systematisch auseinander genommen und jede noch so kleine Begebenheit und jedes kleinste Detail wird gegen sie ausgelegt. Auch wenn sie immer wieder beteuert, Ludwig erst am Abend zuvor kennengelernt zu haben, niemand glaubt ihr.
Die Boulevardpresse fällt über sie her und bezeichnet sie als "Terroristenliebchen" und ähnliches und der schmierige Sensationsreporter Tötges (Dieter Laser) versorgt seine Redaktion mit selbst ausgeschmückten Geschichten aus dem Umfeld Katharinas. Wieder zu Hause erhält Katharina anonyme Drohanrufe und wird öffentlich angefeindet. Das Leben der jungen Frau ist binnen weniger Stunden durch Presse und Polizei total zerstört worden. Am Ende wird sie tatsächlich zu einer Täterin, denn in ihrer Verzweiflung entschließt sie sich, sich zu wehren.
"Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann", so der Untertitel von Bölls Erzählung, zeigt sich hier ganz deutlich. Eine unschuldige junge Frau, die plötzlich in die Mühlen des Staatsapparates gerät, von der Presse verleumdet wird und schließlich keinen anderen Ausweg mehr für sich sieht. Das ist ein Film, der schmerzhaft ist und unter die Haut geht. Die Zusammenarbeit von Polizei und Presse wird hier gnadenlos angeprangert. Heinrich Böll hat diese Vorgehensweise am eigenen Leib erfahren müssen, was den Ausschlag für seine Erzählung gab. Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta, die beide eng mit Heinrich Böll zusammen an diesem Projekt gearbeitet haben, erzählen in dem anschließenden Extra von der Entstehung des Films, von den Dreharbeiten und den Arbeiten an der Besetzung. Das ist ausgesprochen interessant und sehr sehenswert, hier erfährt man noch so einiges über die damaligen Befindlichkeiten, was den Film noch besser verstehen lässt. Und trotz allem ist der Film heute noch so aktuell wie damals und unglaublich packend. Unbedingt sehenswert.
Erwähnen muss ich natürlich auch noch die fantastischen Schauspieler, die allesamt wunderbar sind. Angefangen bei Angela Winkler als Katharina Blum. Ursprünglich war geplant, dass Margarethe von Trotta diesen Part übernimmt, die sich jedoch entschlossen hatte, lieber hinter der Kamera zu arbeiten. Heinrich Böll selbst brachte dann Angela Winkler ins Gespräch und hat damit die Idealbesetzung gefunden. Sie ist so bezaubernd und verletzlich, diese Darstellung vergisst man nicht mehr. Ebenso Mario Adorf, Dieter Laser, Rolf Becker, Heinz Bennent und Hannelore Hoger, alles hervorragende Darsteller, die den Film unvergesslich machen.
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