Montag, 30. August 2010

An Englishman in New York

"An Englishman in New York" ist ein Film von Richard Laxton aus dem Jahr 2009 über den britischen Exzentriker Quentin Crisp und seine Jahre in New York.

Quentin Crisp wird hier von John Hurt verkörpert, wie auch schon in dem Film von 1975 "The Naked Civil Servant", der auf einer frühen Biografie von Crisp basiert. Er war der erste offen homosexuell lebende Engländer, hatte eine Vorliebe für Make-Up und war ein Dandy, immer wie aus dem Ei gepellt aussehend. Crisp zog 1981 nach New York, schrieb dort unter anderem Filmkritiken, bekam eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung, er war also ein "Legal Alien" und hatte eine One-Man-Bühnenshow mit dem Titel "How to be Happy", in der er sich mit seinem Publikum unterhielt und Fragen beantwortete. Die Show war ein großer Erfolg, bis Crisp eines Tages mit einer unbedachten Aussage über Aids sein Publikum verärgerte und die Show eingestellt wurde. Er hatte gesagt, Aids sei nur eine Modeerscheinung, ohne das wirklich gemeint zu haben, aber aus Prinzip nahm er diese Aussage nie zurück.

Viele Jahre ist es ruhig um Crisp, als er eines Tages einen jungen Maler kennenlernt, mit dem er sich anfreundet und ihm nach einigen Schwierigkeiten eine Ausstellung seiner Bilder ermöglicht. Der junge Künstler stirbt aber bald darauf an Aids. Eine junge Performancekünstlerin bittet Crisp, mit ihr zusammen ein Bühnenprogramm zu entwerfen und dort mit ihr aufzutreten, was er auch tut. Ein neues und junges Publikum findet sich ein und Crisp, schon sehr betagt zu diesem Zeitpunkt, hat wieder Erfolg und bekommt sogar eine Filmrolle in den Film "Orlando" aus dem Jahr 1992, als "Königin Elizabeth I.". Während einer Reise durch England stirbt er schließlich im Jahr 1999.

Den bekannten Song "An Englishman in New York" schrieb Sting 1987 übrigens für Quentin Crisp.

Die Darstellung von John Hurt als Quentin Crisp kann man nur mit einem Wort beschreiben: Genial! Ich habe auch Aufnahmen von Crisp gesehen und die Art, wie John Hurt ihn verkörpert ist absolut brillant. Das muss man unbedingt gesehen haben. Selbst im hohen Alter immer noch würdevoll und herrlich zynisch und schlagfertig, einfach toll. Leider ist der Film auf Deutsch nicht zu haben, da bleibt nur der Griff zur UK-Version, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Ganz große Empfehlung.

Sonntag, 29. August 2010

The Celluloid Closet

"The Celluloid Closet" ist eine Dokumentation aus dem Jahr 1995 und beschäftigt sich mit der Rolle bzw. der Darstellung von Schwulen und Lesben in hundert Jahren Filmgeschichte seit 1895. Regie führten hier Rob Epstein und Jeffrey Friedman. Grundlage für diesen Film war das gleichnamige Buch von Vito Russo, das im Jahr 1981 erschienen ist und noch heute in seiner Art einzigartig und beliebt ist.

In verschiedenen Interviews mit Filmschaffenden aller Art und Filmausschnitten wird hier gezeigt, wie schwierig es war, Homosexualität im Film zu zeigen, besonders in Hollywood. Einst ein totales Tabu und noch als Geisteskrankheit bezeichnet, später dann durch viele Auflagen und Richtlinien zensiert, den sogenannten Hays-Code, zeigt dieser Film die Entwicklung des schwulen Kinos bis in die heutige Zeit, das heißt in diesem Fall bis 1995, als diese Dokumentation entstand.

Interessant ist die Darstellung der Homosexuellen in den Filmen. War es früher die lustige Tunte, die Sissy, die aber irgendwie immer ziemlich asexuell wirkte, wurden Schwule dann später eine Zeit lang als böse und gefährlich gezeichnet, bevor sich dieses Bild auch wieder änderte. Außerdem gab es immer ziemliche Unterschiede in der Wahrnehmung von Liebesszenen zwischen Männern oder zwischen Frauen. Schön sind auch die verschiedenen Blickwinkel auf Filme wie "Ben Hur" und "Rebecca" oder auch auf schwule Darsteller wie z. B. Sal Mineo oder Rock Hudson, die aber nicht als solche wirken dürften.

Wie auch immer, wenn davon berichtet wird, dass ein Studioboss im Jahr 1982 beim Ansehen einer Szene, in der sich zwei Männer küssen und lieben, schimpfend rausrennt, dann weiß man heute jedenfalls, da sind wir schon ein Stück weiter. Wobei aber besonders das amerikanische Publikum nervös reagierte, wenn auf der Leinwand oder auf der Bühne Zärtlichkeiten zwischen Männern ausgetauscht wurden. Alles in allem ist das eine sehr sehenswerte Dokumentation, die viele Informationen liefert und gleichzeitig sehr unterhaltsam ist. Schön zu wissen, dass man heute aber schon wesentlich entspannter mit diesem Thema umgeht, wenn auch noch nicht überall und nicht so, wie es eigentlich sein sollte.

Von mir gibt es jedenfalls eine Empfehlung für diese Dokumentation, es lohnt sich auf jeden Fall. In den Interviews kommen unter anderem Quentin Crisp, Armistead Maupin, Gore Vidal, Susan Sarandon und viele andere zu Wort. Sehr sehenswert.

Vito Russo hat diesen Film nicht mehr erleben können, da er leider schon im Jahr 1990 an den Folgen von Aids starb. Er hat viele Jahre an seinem Buch gearbeitet und unzählige Vorträge dazu gehalten. Einer dieser Auftritte, der im März 1990 aufgezeichnet wurde, ist als Audiokommentar auf der DVD enthalten und es ist ein Vergnügen, seinen Ausführungen zu lauschen. Nicht untertitelt, aber sehr gut verständlich. Kann ich ebenfalls sehr empfehlen.

Freitag, 27. August 2010

Die Zeit die bleibt

"Die Zeit die bleibt" ist ein Film von Francois Ozon (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2005.

Es geht um den Modefotografen Romain (Melvil Poupaud), einen jungen Mann Anfang Dreißig, der während eines Shootings zusammenbricht und schließlich erfährt, unheilbar an Krebs erkrankt zu sein. Da eine Behandlung in seinem Fall kaum eine Hoffnung auf Heilung bietet, entschließt sich Romain, sein Leben zunächst unverändert fortzuführen und sich auf seine eigene Art und Weise auf seinen Tod vorzubereiten.

Hatte er eigentlich vor, seinen Eltern und seiner Schwester von seinem Schicksal zu berichten, verwirft er diesen Gedanken jedoch bald, wohl auch um sie zu schützen. Er trennt sich von seinem jungen Freund Sasha (Christian Sengewald), indem er behauptet ihn nicht mehr zu lieben, gefolgt von einem unhörbaren "Es tut mir leid". Einzig seiner Großmutter Laura (Jeanne Moreau) vertraut er sich an. "Du bist wie ich - Du stirbst auch bald". Bei ihr lässt er auch seine Traurigkeit und seine Tränen zu.

So vergehen die letzten Wochen im Leben von Romain. Er ist allein mit sich und begegnet immer wieder dem kleinen Jungen, der er einmal war. Er zieht sich in sich selbst zurück und es scheint, als würde er genau dort seinen Frieden finden. Als ihn eine Kellnerin (Valeria Bruni-Tedeschi) unvermutet anspricht, ob er vielleicht bereit sei, mit ihr zusammen ein Kind zu zeugen, da ihr Mann unfruchtbar sei, sich aber beide so sehr ein Kind wünschten, lehnt Romain zunächst ab mit den Worten: "Nein, ich mag keine Kinder." Etwas später geht er aber dann doch darauf ein und verhilft somit dem Paar zu einem Kind.

Zum Schluß fährt er an den Strand seiner Kindheit und verbringt dort seinen letzten Tag, ausgesöhnt mit sich und seinem Leben und bereit für seinen Tod.

Ich finde diesen Film einfach wunderschön, trotz des traurigen Themas und er fasziniert und bewegt mich bei jedem Anschauen wieder. Besonders die Entschlossenheit von Romain, einem Menschen der von sich selbst sagt "Ich bin nicht jemand der nett ist", sein Leben und Sterben allein und selbstbestimmt in die Hand zu nehmen, ist bewundernswert und glaubhaft, auch wenn viele Zuschauer das sicher nicht verstehen können. Francois Ozon verzichtet auch aus gutem Grund darauf, hier gefühlsduselige Familienbilder zu zeigen, in denen der arme Kranke dann noch von allen in den Arm genommen wird. Seine Hauptfigur Romain passt nicht in dieses Schema, gottseidank. Er ist kein Familienmensch, nicht im Leben und auch nicht im Sterben. Alles andere wäre nur verlogen.

Hauptdarsteller Melvil Poupaud ist eine wahre Offenbarung als Romain, zum Ende des Films hat er für die Rolle enorm an Gewicht verloren, um den körperlichen Zustand Romains darzustellen. Sein Romain ist ein junger und gutaussehender Mann, der Mitten im Leben steht, ein bisschen arrogant wirkt und sich anscheinend nicht sehr um andere Menschen sorgt. Melvil Poupaud schafft es aber, einen anderen Blickwinkel auf Romain zu werfen und die Verletzlichkeit unter der nur scheinbar harten Schale zu zeigen. Das zeichnet diesen Film aus, denn Francois Ozon weiß genau, was er hier erzählen wollte.

In den Nebenrollen glänzen Jeanne Moreau und Valeria Bruni-Tedeschi, die beide ganz wundervoll sind und den Film mit ihrer Anwesenheit nur noch zusätzlich veredeln. Klitzekleiner Kritikpunkt von mir ist die Besetzung des Freundes Sasha. Francois Ozon wollte kein typisches schwules Paar zeigen und suchte deshalb nach einer etwas anderen Besetzung für die Rolle von Romains Freund. Leider funktioniert Christian Sengewald aber meiner Meinung nach hier überhaupt nicht. Zwischen den beiden Männern gibt es so gar keine Übereinstimmung, ihr Verhältnis ist unklar und völlig rätselhaft und die Naivität von Sasha nervt gewaltig. Das ist aber auch schon alles, was ich hier auszusetzen habe, der Film an sich ist absolut großartig und überaus empfehlenswert. Unbedingt anschauen!

Francois Ozon selbst bezeichnet diesen Film als zweiten Teil seiner "Trilogie der Trauer", nach dem wunderbaren "Unter dem Sand", der vom Tod eines geliebten Menschen handelt. Der Abschluss der Trilogie sollte möglicherweise ein Film über den Tod eines Kindes sein, weshalb ich persönlich "Ricky" als solchen einstufen würde. Ozon hat jedoch in jüngsten Interviews seinen neuen Film "Rückkehr ans Meer" - "Le Refuge" als Ende der Trilogie bezeichnet.

Donnerstag, 26. August 2010

Zimmer 401 - Rückkehr aus der Vergangenheit

"Zimmer 401 - Rückkehr aus der Vergangenheit" - "La disparue de Deauville" ist ein Film von Sophie Marceau (Regie und Mitarbeit am Drehbuch) aus dem Jahr 2007.

Ganz kurz und bündig, der Film ist Schrott. Sophie Marceau spielt hier neben Christopher Lambert auch eine der Hauptrollen, aber das rettet diesen Schund leider überhaupt nicht. Christopher Lambert spielt genau so wirr wie alle anderen Schauspieler in diesem Schmarrn und scheint irgendwie im falschen Film gelandet zu sein. Da schließt sich der Zuschauer aber gerne an.

Auf die "Handlung" gehe ich hier auch nicht weiter ein, das wäre reine Zeitverschwendung. Das ist alles nur bedeutungsschwangerer Unsinn. Die Darsteller zeichnen sich hier nur durch ganz schlimmes Overacting aus, bis auf Nicolas Briancon, der eine sehr gute Leistung zeigt, leider verschenkt in diesem Murks. Schade.

Den Gipfel erreichen dann noch die deutschen Untertitel, die voller Fehler sind. Aua!

Der "Highlander" ist müde geworden, anders kann man das nicht sagen. Christopher Lambert sieht unglaublich alt aus, jedenfalls älter als er eigentlich ist. Seit 2007 sind er und Sophie Marceau ein Paar, somit hatten wenigstens die beiden etwas von dieser Zusammenarbeit.

Ich finde Sophie Marceau sonst ganz großartig, sie ist eine tolle Schauspielerin und eine wunderschöne Frau, aber dieser Film ist einfach nur schlecht. Ganz klar keine Empfehlung von mir für diesen Mist.

Mittwoch, 25. August 2010

Prinz in Hölleland

"Prinz in Hölleland" ist der Debütfilm von Michael Stock (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1993.

Der Film spielt Anfang der Neunziger Jahre in Berlin, genauer gesagt in der Kreuzberger Drogenszene. Jockel und Stefan sind ein Paar, haben aber zunehmend Probleme durch Jockels Drogensucht. Die beiden wohnen in einer Bauwagenkommune und deren Bewohner treten ebenfalls als Mitspieler auf. Der Narr Firlefanz erzählt in seinem Puppentheater das Märchen vom schönen und schwulen Prinzen, der sich in den Müllersburschen verliebt und mit ihm leben will. Doch der böse Zauberer Ätschibätschi verführt ihn mit seinem geheimnisvollen Pulver und entfremdet den Prinzen seinem Liebsten.

Das Märchen spiegelt die Geschichte von Jockel und Stefan wieder, aber das Ende ist in beiden Versionen verschieden. Nur in einem Fall gibt es ein Happy-End, die andere Geschichte endet tragisch.

Die Darsteller, unter anderem Regisseur Michael Stock selbst als Prinz zum Verlieben, sind größtenteils Laien, bis auf wenige Ausnahmen, wie z. B. Fassbinder-Star Harry Baer als Dealer. Die Bildqualität ist teilweise etwas schlecht, aber irgendwie passt das zum Film, der eben eine kleine Independent-Produktion ist und als solche sehr gut funktioniert. Die Bilder sind schonungslos und ungeschönt, hier dreht sich fast alles um Drogen und Sex.

Mir hat der Film gut gefallen, auch wenn er bestimmt für einige gewöhnungsbedürftig ist und viele Zuschauer eher abschrecken wird. Insgesamt aber ist das ein ganz großartiges kleines Projekt, das es verdient hat, angesehen zu werden. Von mir gibt es deshalb eine besondere Empfehlung, aber nur für Liebhaber kleiner Filmexperimente, die sich nicht gleich abschrecken lassen, wenn der "Look" nicht so ganz professionell ist.

Sonntag, 22. August 2010

The Devil's Backbone

"The Devil's Backbone" - "Das Rückgrat des Teufels" ist ein Film von Guillermo del Toro (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2001. Produzent war hier unter anderem Pedro Almodovar.

Der Film spielt im Jahr 1939 während des spanischen Bürgerkrieges in einem abgelegenen Waisenhaus. Der junge Carlos wird in dem Haus, das von der Leiterin Carmen (Marisa Paredes) und dem gutmütigen Dr. Casares (Federico Luppi) geführt wird, aufgenommen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten mit dem jungen Jaime und den anderen Kindern, wird Carlos in die Gruppe aufgenommen. Immer öfter erscheint ihm allerdings der Geist eines kleinen Jungen und bald findet er heraus, dass es sich hierbei um den jungen Santi handelt, der vor einiger Zeit spurlos verschwunden ist. Am Abend seines Verschwindens ist eine große Fliegerbombe im Hof des Waisenhauses gelandet, aber nicht detoniert. Diese Bombe steht nun immer noch als Mahnmal dort und es geht eine ständige Bedrohung von ihr aus, auch wenn sie angeblich entschärft wurde.

Carmen und Dr. Casares haben in einem Versteck Gold gelagert, mit dem sie die Rebellen unterstützen wollen. Der zwielichtige Handlanger Jacinto (Eduardo Noriega), der selbst als Kind in dem Waisenhaus aufgewachsen ist, weiß davon und will das Gold stehlen. Als Dr. Casares das Haus evakuieren will, muss Jacinto handeln und legt Feuer. Es kommt zu einer Katastrophe, bei der einige ihr Leben lassen müssen und die Kinder weitgehend auf sich gestellt sind, bevor dann schließlich auch noch der Geist von Santi sich an seinem Mörder rächen kann.

Das ist ein sehr ruhiger und beängstigend schöner kleiner Film, der nach einigem Anlauf sehr gefangen nimmt. Die Bilder sind großartig und packend, die Darsteller sind ausnahmslos gut besetzt, vor allen Dingen die Kinder. Die Geistermaske des kleinen Santi ist sehr außergewöhnlich, er sieht aus wie eine zerbrochene Porzellanpuppe, wirklich unglaublich gut gelungen. Aber auch Marisa Paredes, Federico Luppi und Eduardo Noriega überzeugen absolut in ihren Rollen. Besonders Eduardo Noriega ist wieder einmal hinreißend, mit dem Aussehen eines Engels und der Seele eines Teufels.

Wer hier einen reinen Horrorfilm erwartet, der wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Vielmehr ist hier eine kleine Perle entstanden, ein Film der berührt und bewegt. Keine leichte Kost, aber sehr gelungen und überaus empfehlenswert.

Samstag, 21. August 2010

Spanish Movie

"Spanish Movie" ist ein Film von Javier Ruiz Caldera aus dem Jahr 2009. Es ist eine Parodie der erfolgreichsten spanischen Filme der letzten Jahre von so bekannten Regisseuren wie Alejandro Amenábar, Pedro Almodovar, Juan Antonio Bayona und Guillermo del Toro.

Die junge Ramira tritt ihre neue Stelle als Kindermädchen in einer alten Villa an. Die Hausherrin Laura lebt dort mit ihren Kindern Ofendia und Simeón und ihrem gelähmten Bruder Pedro. Simeón ist stark lichtempfindlich und darf nicht in die Sonne, allerdings merkt Ramira das erst zu spät. Ofendia hält sich ein paar merkwürdige "Haustiere", wie z. B. einen Schlumpf, eine Fee und neuerdings auch einen Faun. Und der gelähmte Pedro ist möglicherweise gar nicht so gelähmt, wie es scheint.

Hier werden ein paar Filme, die nun wirklich eher nicht lustig waren, herrlich veralbert. "Das Waisenhaus", "The Others", "Pans Labyrinth", "Volver", "Das Meer in mir", "Öffne die Augen", "Montags in der Sonne". Und da der gelähmte Pedro hier ja die Rolle von Javier Bardem wiederspiegelt, gibt es auch noch einen Querverweis auf Bardems Rolle in "No Country for Old Men", samt gleicher Frisur, herrlich.

Gut, die Witze sind teilweise unter der Gürtellinie und etwas kindisch geraten, aber das ist halt eine Komödie und als solche funktioniert sie ganz gut, auch wenn nicht alle Gags zünden. In den Extras finden sich noch einige lustige Interviews und runden die Sache ab.

Also kein Film, den man unbedingt gesehen haben muss, aber als Spaß zwischendurch genau richtig. Wenn man die Filme, die hier verarbeitet werden gesehen hat, macht es durchaus Vergnügen. Manchmal reicht das doch schon, oder? Hierzulande wird der Film übrigens unter dem Titel "Super Drama Movie" präsentiert. Das kommentiere ich jetzt nicht!

Dienstag, 17. August 2010

Nine

"Nine" ist ein Film von Rob Marshall aus dem Jahr 2009.

Erzählt wird die Geschichte des erfolgreichen italienischen Regisseurs Guido Contini (Daniel Day-Lewis), die Handlung spielt in den sechziger Jahren in Italien und soll eine Art Hommage an Fellini sein. Der gute Guido steckt in einer schweren Schaffenskrise, sein neuer Film "Italia" soll schon bald gedreht werden und es gibt noch nicht einmal ein Drehbuch. Gefangen in seiner Midlife-Crisis begegnet er in seinen Träumen den Frauen, die für ihn im Leben wichtig waren. Und da das ganze hier ein Musical ist, wird natürlich auch viel gesungen und getanzt. Wer, wie ich, mit Musicals nicht so viel anfangen kann, der sei schon mal gewarnt, es wird ziemlich kitschig und bunt. 

So haben also alle Frauen aus Guidos Leben nach und nach ihren Auftritt, sei es nun seine Mamma (Sophia Loren), seine Ehefrau Luisa (Marion Cotillard), seine Geliebte Carla (Penélope Cruz), sein Star Claudia ("Plastikpüppchen" Nicole Kidman), seine enge Vertraute Lilli (Judi Dench) und noch einige andere. Für die Musicalnummern wurden die Frauen zum Teil in ziemlich nuttige Kostüme gepresst und scheinen nur aus Brüsten zu bestehen, das ist wohl ein Zugeständnis an das männliche Publikum, sich diesen Film anzuschauen. Sehr fragwürdig, meiner Meinung nach.

Daniel Day-Lewis spricht seine Rolle mit lustigem italienischen Akzent und ist wie üblich hervorragend, aber doch in einem Musical irgendwie fehl am Platz. Seine Rolle verlangt von ihm, die ganze Zeit nur zu jammern und sich um sich selbst zu drehen, das nervt dann auch schnell. Dann ist man schon versucht, ihm wie die anderen Frauen ein lautes "Oh, Guido" zuzurufen. Die Damen meistern ihre Gesangs- und Tanznummern insgesamt ganz beachtlich, hier sei aber besonders Kate Hudson erwähnt. Sie hat den wohl besten Auftritt mit einem mitreißenden Song und einer wirklich sensationellen Darstellung. Hut ab!

Nach erneutem Anhören des Soundtracks muss ich zugeben, dass einige Lieder doch im Ohr bleiben. Neben der bereits erwähnten Kate Hudson überzeugen hier auch noch Marion Cotillard und selbst Nicole Kidman mit schönen Songs.

Insgesamt ein Film, den man nicht unbedingt gesehen haben muss, außer man hat eine Vorliebe für Musicals. Ich hatte ihn mir aber schlimmer vorgestellt, von daher bin ich noch ganz milde in meinem Urteil und würde sagen, er ist doch anschaubar.

Montag, 16. August 2010

Das Kloster zum heiligen Wahnsinn

"Das Kloster zum heiligen Wahnsinn" - "Entre tinieblas" ist ein Film von Pedro Almodovar, der hier Regie geführt und das Drehbuch geschrieben hat, aus dem Jahr 1983.

Der Film erschien ein Jahr nach "Labyrinth der Leidenschaften" und ein Jahr vor "Womit habe ich das verdient" und ist ebenso wie die beiden eben genannten herrlich unkorrekt und mit viel schwarzem Humor versehen. Wer auf guten Geschmack Wert legt, der ist bei Almodovar generell nicht an der richtigen Adresse. Alle anderen werden sich auch hier wieder köstlich amüsieren, über die Figuren und Geschichten, die uns Almodovar hier auftischt. Wie immer ist auch die Liebe zu seinen Figuren spürbar, die er niemals der Lächerlichkeit aussetzen würde und stets respektvoll behandelt.

Hier geht es um die Sängerin Yolanda, die nach dem Drogentod ihres Freundes Zuflucht in einem Kloster sucht. Sie landet bei dem Orden der "Gedemütigten Retterinnen". Doch hinter diesen Klostermauern ist alles etwas anders als erwartet. Die fünf Nonnen, die alle sehr ungewöhnliche Namen haben, gehen merkwürdigen Tätigkeiten nach und haben sonderbare Vorlieben. So hält sich eine der Nonnen einen Tiger namens "Eros" als Haustier, eine andere verfasst unter einem Pseudonym Schundromane, eine weitere ist in den ständig rauchenden Kaplan verliebt und die Mutter Oberin selbst ist drogenabhängig und lesbisch. Nachdem der langjährige Gönner des Ordens verstorben ist, wird den Nonnen der Geldhahn zugedreht und es droht das Aus für das Kloster. Die Mutter Oberin beschließt daraufhin, als Drogenkurier tätig zu werden.

Almodovar zeigt hier ein Geflecht aus Abhängigkeiten der verschiedenen Art auf und den oftmals hilflosen Versuch, sich daraus zu befreien. Wie gesagt, ein herrlich unkorrekter Spaß und absolut sehenswert. Ein frühes Werk des Meisters und wie immer etwas speziell, aber sehr unterhaltsam. Große Empfehlung.

Sprich mit ihr

"Hable con ella" - "Sprich mit ihr" ist ein Fim von Pedro Almodovar (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2002.

In diesem Film geht es in erster Linie um eine ungewöhnliche Männerfreundschaft, die Frauen spielen hier, anders als in anderen Almodovar-Filmen, eine eher untergeordnete Rolle, auch wenn sie nicht unwichtig sind.

Der Krankenpfleger Benigno kümmert sich seit Jahren um die im Koma liegende Alicia, die er heimlich liebt und der er sein Leben widmet. Die Stierkämpferin Lydia wird mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und liegt ebenfalls im Koma. Ihr Freund, der Journalist Marco, kann mit ihrem Zustand nicht umgehen. Durch die Bekanntschaft mit Benigno und dem Umgang mit dessen Patientin Alicia, versucht er, einen Zugang zu Lydia zu finden. Als er jedoch erfahren muss, dass Lydia sich eigentlich von ihm trennen wollte, widmet er sich wieder seiner Arbeit und reist nach Jordanien, wo er einen Reiseführer schreiben will. Lydia, die nicht wieder aus dem Koma erwacht, verstirbt und Marco liest davon in der Zeitung. Als er im Krankenhaus anruft, teilt man ihm mit, das Benigno nicht mehr dort arbeitet, sondern im Gefängnis sitzt. Er soll sich an Alicia vergangen haben. Marco kehrt zurück nach Spanien und zieht in die Wohnung von Benigno.

Mehr will ich an dieser Stelle nicht erzählen, wie immer gilt, selbst ansehen, es lohnt sich. Das ist eine wunderbare, traurige und berührende Geschichte, sehr still erzählt und mit schöner Musik unterlegt. Es geht um Kommunikation, Einsamkeit, Liebe, Vertrauen, Trauer, Tod und Verlust, eben um die ganz großen Gefühle. Aber trotz allem ist dieser Film nicht deprimierend, das schafft nur jemand wie Almodovar. Er hat eine ganz eigene Art und Weise Gefühle zu wecken, ohne einen hilflos damit zu überfordern. Ganz große Empfehlung.

Kika

"Kika" ist ein Film von Pedro Almodovar aus dem Jahr 1993.

Das ist ein wirklich wundervoller, sehr böser Film, der die Medien und den allgegenwärtigen Voyeurismus anprangert und aufdeckt. "Kika" wurde nach seinem Erscheinen sehr verrissen, von den... Medien. Die mögen es nämlich gar nicht, wenn man sich über sie lustig macht. Egal, denn "Kika" ist heute fast noch aktueller, als zur Zeit seiner Entstehung.

Die Handlung eines Almodovar-Films wiederzugeben ist sinnlos, ich betone auch hier wieder, bitte selbst ansehen. Allerdings auf eigene Gefahr, denn dieser Film ist bitterböse und der schwarze Humor ist hier wirklich rabenschwarz. Ansonsten ist es wie bei Almodovar so üblich grell, bunt, voller schräger Charaktere, überzeichnet und absolut hinreissend.

Kika, die redselige Hauptperson, versucht alles in ihrem Leben irgendwie ins Positive zu drehen, egal wie. Ihr Freund, der Modefotograf Ramon, ist ein Voyeur. Sein Stiefvater Nicholas, mit dem Kika auch schläft, hat anscheinend einige dunkle Geheimnisse. Dann wäre da noch ein lesbisches Hausmädchen mit einem debilen Bruder, der als Pornodarsteller gearbeitet hat und gerade aus dem Gefängnis geflohen ist. Die schrägste Figur allerdings ist die TV-Moderatorin Andrea, das Narbengesicht, die eine Reality-TV-Sendung hat mit dem Titel "Das Schlimmste des Tages", im wahrsten Sinne des Wortes. Andrea, ständig mit Kamera und Mikrofon ausgestattet, sehr sehenswert übrigens, ist unterwegs auf der Suche nach schockierenden Bildern für ihre Sendung. Dabei macht sie auch vor nichts halt. So schlimm das auch klingen mag, es ist keine Fiktion, leider.

Ist dieser Film empfehlenswert? Na klar, unbedingt. Ansehen, Nachdenken und Weitererzählen.

Lulu on the Bridge

"Lulu on the Bridge" ist ein Film von Paul Auster aus dem Jahr 1998. Nachdem Auster bei "Smoke" und dem anschließenden "Blue in the Face" die Drehbücher geschrieben hatte, übernahm er hier sowohl das Drehbuch als auch die Regie, für die ursprünglich Wim Wenders vorgesehen war, der den Part dann aber Auster selbst nahelegte.

Es geht um den New Yorker Jazzmusiker Izzy (Harvey Keitel), der eines Abends bei einem Auftritt von einem Verrückten angeschossen wird. Seine Verletzungen hindern ihn daran, weiterhin Saxophon spielen zu können und er wird depressiv. Durch Zufall gerät er an die Aktentasche eines Toten und entdeckt darin einen geheimnisvollen Stein, der ihn zu der jungen Schauspielerin Celia (Mira Sorvino) führt. Die beiden verlieben sich ineinander und Izzy ist endlich wieder glücklich. Als Celia für eine Rolle engagiert wird und nach Dublin reist, soll Izzy ihr wenige Tage später folgen. Doch merkwürdige Umstände und Begebenheiten verhindern ein Wiedersehen der beiden. Den weiteren Verlauf der Geschichte zu erzählen macht keinen Sinn, das muss man sowieso selbst gesehen haben, um die wirkliche Story zu verstehen.

"Lulu on the Bridge" ist ein Film, der von der Kritik zwiespältig aufgenommen wurde und vom Publikum weitgehend unbeachtet blieb. Völlig zu Unrecht, wie ich finde. Der Film spielt auf mehreren Ebenen, wer unbedingt für alles eine Erklärung braucht, muss sich schon bis zum Schluss gedulden und dann das Puzzle selbst zusammensetzen. Ich kann nur empfehlen, sich auf die Geschichte einzulassen und die Bilder wirken zu lassen. Das ist ein Film, über den man lange nachdenken kann, so etwas ist immer zu begrüßen.

Die Magie der Bilder ist sehr stark und faszinierend. Ich liebe diesen Film und habe mich sehr gefreut, ihn nach vielen Jahren endlich wiederzusehen. Die Besetzung ist exzellent, allen voran natürlich der wie immer großartige Harvey Keitel und die bezaubernde Mira Sorvino. Aber auch die Nebenrollen sind fantastisch besetzt mit Willem Dafoe, Gina Gershon, Vanessa Redgrave und Mandy Patinkin. In einer ganz kleinen Rolle ist Lou Reed zu sehen, als ein Mann der nicht Lou Reed ist, sondern ihm nur ähnlich sieht, köstlich.

Schön, dass es solche Filme gibt. Ich möchte deshalb eine ganz große Empfehlung aussprechen. Unbedingt sehenswert.

Hotel

"Hotel" ist ein Film der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner, die hier auch das Drehbuch geschrieben hat, und ist meiner Meinung nach eine gelungene Mischung aus Horror-, Mystery- und Psychothriller.

Die junge Irene (Franziska Weisz) tritt eine Stelle als Rezeptionistin in einem einsam gelegenen Waldhotel an. Sie erfährt, dass ihre Vorgängerin Eva auf mysteriöse Weise verschwunden ist, aber niemand weiß etwas und niemand sagt etwas. Irene, die jetzt das Zimmer der Verschwundenen bewohnt, entdeckt in einer Schublade Evas Brille. Nachdem ihre eigene Brille auf merkwürdige Art und Weise kaputt gegangen ist, setzt sie Evas Brille auf und es scheint, als tauche sie in ein fremdes Leben ab. Irene hat kaum Kontakt zu den anderen Hotelangestellten, die allesamt aber auch nicht sehr freundlich sind. Ihre Kollegin Petra (Birgit Minichmayr) ist ebenfalls sehr spröde und unfreundlich. Irenes Vorgesetzte Frau Maschek (Marlene Streeruwitz) möchte man auch nicht gerne um sich haben. Ihr Verhalten eiskalt und herzlos zu nennen, wäre noch geschmeichelt. Irene ist umgeben von Einsamkeit und Kälte in diesem herzlosen Hotel, mit seinen leeren, kalten Fluren, die ins Nichts zu führen scheinen. Vor dem Hotel lauert der Wald, mit einer Grotte und der Legende von einer Waldhexe. Aber an welchem Ort ist das größere Grauen zu erwarten?

Von Beginn an spürt man als Zuschauer eine merkwürdige, beklemmende und nicht sehr einladende Atmosphäre, die einem langsam aber sicher die Kehle zuschnürt. Alles hier scheint unheimlich zu sein und doch kann man sich diesem Film nicht entziehen. Es passiert nicht viel, es gibt kaum Dialoge, die Stille dominiert. Man sieht die menschenleeren Gänge, Hotelgäste bekommt man kaum zu Gesicht. Das ganze wirkt wie ein böses Märchen, dessen Botschaft man sich aber selbst erarbeiten muss, denn eine Auflösung gibt es nicht.

Das ist ein ungewöhnlicher Film und das in aller Konsequenz, aber wer sich darauf einlassen kann, der wird mit einem sehr speziellen Kunstwerk belohnt. Ich finde ihn sehr empfehlenswert und mutig.

Das Mädchen am Ende der Straße

"Das Mädchen am Ende der Straße" - "The little Girl who lives down the Lane" ist ein Film von Nicolas Gessner aus dem Jahr 1976.

In diesem feinen kleinen Psychothriller spielt die junge Jodie Foster die Rolle der dreizehnjährigen Rynn, die zusammen mit ihrem Vater in einem kleinen Ort sehr abgeschieden lebt. Da niemand diesen Vater je zu Gesicht bekommt, werden einige Leute neugierig und fangen an, Rynn zu bedrängen. Die neugierige Vermieterin Mrs. Hallet (Alexis Smith) platzt immer öfter unangemeldet ins Haus und stellt unbequeme Fragen. Ihr pädophil veranlagter Sohn Frank (Martin Sheen) ist gar eine tickende Zeitbombe. Der freundliche Polizist ist da noch das geringste Problem und in dem jungen Zauberer Mario (Scott Jacoby) findet Rynn endlich einen wahren Freund und Verbündeten.

Mehr will ich hier zur Handlung gar nicht sagen, diesen Film muss man einfach gesehen haben. Ein intelligenter kleiner Film mit einer erstklassigen Besetzung und einer Geschichte, die ungewöhnlich und äußerst spannend ist.

Jodie Foster hat hier bereits in jungen Jahren mehr Talent im kleinen Finger, als andere hochbezahlte Hollywoodstars es sich je erträumen können. Sie überzeugt als junges Mädchen, das ihrer Umgebung allein schon wegen ihrer Intelligenz weit überlegen ist. Martin Sheen als Perverser ist absolut zum Fürchten. Unterlegt ist das alles mit sehr zurückhaltender und zauberhafter Musik, eingefangen in traumhaft schönen Bildern, die die Kälte und Einsamkeit sehr gut ausdrücken. Ich kann mich schwach daran erinnern, diesen Film vor vielen Jahren schon einmal gesehen zu haben und habe mich jetzt sehr gefreut, ihn in dieser DVD-Veröffentlichung wiedersehen zu können. Ganz große Empfehlung von mir für dieses absolut sehenswerte kleine Meisterwerk. Leider werden solche Perlen viel zu wenig gewürdigt.

Bitter Moon

"Bitter Moon" ist ein Film von Roman Polanski aus dem Jahr 1992 und basiert auf dem Roman "Lunes de fiel" von Pascal Bruckner.

Auf einer Kreuzfahrt lernt das britische Ehepaar Nigel (Hugh Grant) und Fiona (Kristin Scott Thomas) den im Rollstuhl sitzenden Amerikaner Oscar (Peter Coyote) und seine wesentlich jüngere Frau Mimi (Emmanuelle Seigner) kennen. Nigel ist augenblicklich fasziniert von der aufreizenden Mimi und so erzählt ihm Oscar nach und nach die gemeinsame Beziehungsgeschichte der beiden. Nigel ist schockiert von den teilweise sehr drastischen Schilderungen Oscars der einstigen sexuellen Exzesse und doch taucht er immer wieder bei ihm auf, um den weiteren Verlauf der Geschichte zu hören. Die Ehe von Nigel und Fiona ist von Langeweile bestimmt, der Alltag hat alles aufregende verdrängt. Nigel begehrt Mimi, aber zu einem Ehebruch fehlt ihm dann doch der Mut. Ganz anders Fiona, sie lässt sich auf eine Liebesnacht mit Mimi ein. Es stellt sich heraus, dass Oscar alles geplant hatte, bis hin zum schockierenden Finale.

Roman Polanski zeigt hier die schonungslose Geschichte der Beziehung eines Paares von anfangs übergroßer Liebe und Leidenschaft bis hin zu abgrundtiefem Hass und Verachtung. Er schildert in schmerzhaften Bildern das Erlöschen der Leidenschaft, den Einzug der Langeweile und der Routine. Das Prickeln bleibt aus, die Liebe schlägt um in Grausamkeiten und Perversionen. Bei Oscar und Mimi ist es erst er, der sie quält und erniedrigt, da sie von ihm abhängig ist. Nach seinem Unfall dreht sie den Spieß um, denn jetzt ist er von ihr abhängig und ihren Demütigungen ausgeliefert. Beide sind in einer Art Hassliebe miteinander verbunden, können jedoch auch nicht ohne den anderen leben.

Die Schauspieler sind fantastisch, allen voran der großartige Peter Coyote, der locker den ganzen Film beherrscht. Emmanuelle Seigner und Kristin Scott Thomas sind ebenfalls sehr sehenswert und sogar Hugh Grant kann überzeugen. Man beachte bitte seinen Gesichtsausdruck, als er die beiden Frauen zusammen tanzen sieht, köstlich.

Ganz große Empfehlung von mir für diesen überaus sehenswerten Film über die Grausamkeiten, zu denen Menschen in Beziehungen fähig sind.

Die neun Pforten

"Die neun Pforten" - "The Ninth Gate" ist ein Film von Roman Polanski aus dem Jahr 1999.

Der Experte für antiquarische Bücher Dean Corso (Johnny Depp) wird von dem reichen Sammler Boris Balkan (Frank Langella) beauftragt, ein in seinem Besitz befindliches okkultes Buch mit dem Titel "Die neun Pforten ins Reich der Schatten" mit den zwei weiteren existierenden Exemplaren zu vergleichen und die Echtheit zu prüfen. Das Buch stammt aus dem 17. Jahrhundert und angeblich soll der Teufel selbst daran mitgearbeitet haben. Corso reist daraufhin nach Europa, wo er sich auf die Suche nach den Büchern macht.

Sehr bald schon muss Corso erkennen, dass sein Auftrag ihn immer wieder in Gefahr bringt. Scheinbar wird er verfolgt, man versucht ihm sein Buch zu entwenden und es gibt mysteriöse Todesfälle. Immer öfter bemerkt er auch eine geheimnisvolle junge Frau in seiner Nähe, die als Schutzengel über ihn wacht und ihn beschützt. Sein dubioser Auftraggeber Balkan weiß merkwürdigerweise immer genau, wo sich Corso gerade aufhält. Doch woher und was bezweckt er eigentlich mit dem Buch?

Corso gelingt es nach einigen Verwicklungen, die beiden anderen Bücher studieren zu können. Dabei bemerkt er bei den Abbildungen der neun Holzschnitte jeweils kleine Veränderungen. Diese neun Holzschnitte enthalten versteckte Botschaften, wie eine Art Bilderrätsel. Je näher er der Lösung des Rätsels kommt, umso größer wird die Gefahr für Corso und der Teufel wartet auch schon...

Roman Polanski hat hier einen außergewöhnlichen Mystery-Thriller geschaffen, der sich mit der Teufelsanbetung beschäftigt, aber trotzdem von Humor und Ironie durchzogen ist. Die Atmosphäre des Films ist überaus fesselnd, das Böse lauert scheinbar überall. Festgehalten ist das alles in wunderbaren und faszinierenden Bildern, eingefangen in schönen Farben und unterlegt mit der grandiosen Musik von Wojciech Kilar. Trotz zwei Stunden Laufzeit finde ich den Film durchgehend spannend und unterhaltsam. Die Besetzung ist natürlich sehr erlesen, allen voran Johnny Depp, der in seiner Rolle absolut aufgeht. Aber auch Frank Langella, Lena Olin und Emmanuelle Seigner überzeugen in ihrer Darstellung total.

Es wurde übrigens stark kritisiert, dass in diesem Film so viel geraucht wird. Also wenn einige Leute keine anderen Probleme haben, dann sollen sie sich eben darüber aufregen. Mehr sage ich dazu nicht.

Das ist ein großartiger Film, den ich mir bestimmt noch mehrfach ansehen werde und mir bleibt nichts anderes übrig, als eine ganz große Empfehlung auszusprechen. Sehr sehenswert!

Mary Shelleys Frankenstein

"Mary Shelleys Frankenstein" entstand 1994 unter der Regie von Kenneth Branagh, der sich hier auch gleich die Hauptrolle gesichert hat.

So, damit wäre eigentlich alles gesagt, denn die Diskussionen um die Handlung (Wie weit darf die Wissenschaft gehen?) oder die werkgetreue Umsetzung der Romanvorlage interessieren hier wirklich niemanden. Hier geht es nur um eine Person, nämlich um Kenneth Branagh.

Ich habe den Film damals im Kino gesehen, da wirkt er natürlich viel stärker, ganz klar. Besonders die Szenen im Familienschloß in Genf mit der übergroßen Freitreppe sind genial. Einiges ist jedoch auch unfreiwillig komisch, auch wenn das sicher nicht beabsichtigt war. Dieses zusammengenähte Wesen beispielsweise, das aussieht wie ein Flickenteppich. Oder die arme Familie, die in dem kleinen Häuschen im Wald lebt, Typ "arm, aber glücklich" und alle haben sich ganz furchtbar lieb, samt Flöte spielendem blinden Opa, also bitte. Das hatte ich gar nicht mehr so gruselig in Erinnerung, ist aber wirklich schauderhaft.

Robert De Niro als Kreatur ist für mich weder mitleid- noch grauenerrregend, sondern einfach nur grotesk. Die Tatsache, dass dieses Wesen Blockflöte spielt, ist ja allein schon ein Grund es zu vernichten. Ich habe mich auch schon immer gefragt, womit man Robert De Niro erpresst haben könnte, hier mitzuspielen.

Für die selbstverliebte Inszenierung, die Branagh hier hinlegt, müsste das Wort "Eitelkeit" eigentlich neu erfunden werden. Wenn er während der Erschaffung der Kreatur mit nacktem Oberkörper und verschwitzt in seinem Labor herumrennt, finde ich das aber trotzdem sehr lecker anzusehen, sorry. Mögen die Bauchmuskeln auch aufgemalt sein oder nicht, egal ich mag ihn und sehr ansehnlich ist er hier auch. Basta.

Ach ja, neben Kenneth Branagh spielen auch noch wie erwähnt Robert De Niro, sowie Helena Bonham Carter, Tom Hulce, Aidan Quinn und John Cleese mit, aber das nur nebenbei.

Insgesamt schon empfehlenswert, aber bitte nicht alles so ernst nehmen.

Scoop

"Scoop" ist ein Woody-Allen-Film von 2006 mit Scarlett Johansson, Hugh Jackman und Woody Allen in den Hauptrollen.

Wie schon "Match Point", der ein Jahr zuvor entstand, spielt auch "Scoop" in London.

Der verstorbene Journalist Joe Strombel (Ian McShane) befindet sich auf einem Totenschiff in der Unterwelt, mit anderen kürzlich Verstorbenen und dem Sensenmann höchstpersönlich, der allerdings sehr schweigsam ist. Das nehmen wir jetzt mal so hin, ist zwar etwas skurril, aber ein interessanter Einstieg in die Geschichte. Joe lernt die ehemalige Privatsekretärin von Peter Lyman (Hugh Jackman) kennen, die vorgibt von diesem vergiftet worden zu sein, da sie angeblich Beweise dafür hatte, dass Lyman der gefürchtete Tarotkarten-Serienkiller ist. Joe erkennt sofort, dass diese Geschichte ein echter Knüller ist, nur leider kann er in seiner "Situation" nichts mehr damit anfangen. Als echter Vollblut-Journalist, der selbst aus dem Grab heraus noch an einer Story arbeitet, nimmt er Kontakt zu einer anderen Journalistin auf. Dabei trifft er jedoch auf die junge Amerikanerin Sondra (Scarlett Johansson), die in ihrem Beruf total unerfahren ist. Während einer Vorstellung des Magiers Splendini (Woody Allen) gibt er ihr erste Informationen.

Sondra und Splendini beginnen auf eigene Faust zu recherchieren, da sie sich darüber klar sind, dass weder die Polizei noch die Presse ihnen glauben würden. Sie legen es darauf an, mit Peter Lyman Bekanntschaft zu machen und geben sich als Vater und Tochter aus. Sondra und Peter verlieben sich ineinander, das ist hübsch anzusehen, aber total unglaubwürdig. Spätestens ab diesem Zeitpunkt läuft der Film völlig aus dem Ruder und nervt nur noch. Ich verzichte an dieser Stelle auch darauf, den weiteren Handlungsverlauf wiederzugeben.

Woody Allen als Magier ist in erster Linie neurotisch, zappelig und verschroben. Scarlett Johannson als übereifrige Möchtegern-Journalistin ist in ihrer Rolle einfach nur albern und zu sehr auf Klamauk aus. Die Szenen zwischen Allen und Johansson sind reiner Slapstick und zu keiner Zeit glaubwürdig. Schon gut, schließlich ist das hier eine Komödie, ich höre schon auf zu nörgeln. Es ist nur so, dass "Match Point" ein so großartiger Film war und "Scoop" dagegen einfach abfällt. Zudem hat das Zusammenspiel von Scarlett Johansson mit Jonathan Rhys Meyers so perfekt funktioniert, es hat einfach geknistert und beide waren sehr sexy, davon ist hier mit Hugh Jackman als Partner leider überhaupt nichts zu spüren.

Vielleicht bin ich momentan auch einfach nicht in der Stimmung für Komödien, aber mir geht dieser aufgesetzte und hysterische Humor irgendwie auf die Nerven. Und die Sache mit der Brille haben wir alle bei Marilyn Monroe schon besser gesehen und das reicht dann auch irgendwann einmal.

Eine Handvoll Staub

"Eine Handvoll Staub" ist ein Film von Charles Sturridge aus dem Jahr 1988 und basiert auf dem gleichnamigen Roman des britischen Schriftstellers Evelyn Waugh.

Die Handlung spielt in England in den 1930er Jahren. Tony Last (James Wilby) und seine Frau Brenda (Kristin Scott Thomas) leben auf dem gewaltigen Familienlandsitz Hetton Manor. Tony ist vernarrt in das riesige alte Gebäude und ist mit seinem Leben dort zufrieden. Seine Frau hingegen langweilt sich und nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um nach London zu fahren und das Leben dort zu genießen. Aus einer Laune heraus fängt sie eine Affäre mit dem jungen John Beaver (Rupert Graves) an, einem jungen Mann, der zwar nicht zur Oberschicht gehört, aber alles daran setzt, dort hinzugelangen. Seine Mutter (Judi Dench) ist ihm dabei behilflich, wo sie nur kann. Brenda nimmt sich eine kleine Wohnung in London und fährt immer seltener zu ihrem Mann nach Hause. Die Affäre mit Beaver dauert an, beide leben von Brendas Geld. Nach einem tragischen Todesfall in der Familie trennt sich Brenda von ihrem Mann und verlangt die Scheidung. Tony, ganz Gentleman, ist bereit, die Schuld dafür auf sich zu nehmen und Brenda Unterhalt zu leisten. Nachdem Brenda jedoch, angestachelt von Beaver, mehr Geld verlangt, wendet sich Tony verbittert von ihr ab. Er schliesst sich einer Expedition in den brasilianischen Urwald an, um auf andere Gedanken zu kommen. Dort trifft er auf den Exzentriker Todd (Sir Alec Guinness), der ihn nach schwerer Krankheit pflegt und dem er als Dank, auf Todds Wunsch hin, aus den Büchern von Charles Dickens vorliest. In London hat Brenda damit zu kämpfen, dass ihr das Geld ausgeht und damit auch ihr Liebhaber verschwindet. Sie kehrt nach Hetton Manor zurück, aber Tony bleibt verschollen.

Dieser wunderbare Film befasst sich mit dem Ende der Upper-Class, dem Scheitern einer Ehe, Lebenslügen und unerfüllten Träumen. Niemand findet hier sein Glück, es geht nur darum, sich zu arrangieren.

Es wurde bereits mehrfach erwähnt, die Bildqualität ist mehr als bescheiden, aber der Film kann trotzdem überzeugen. Die Schauspieler sind allesamt brillant. In einer kleinen Nebenrolle ist übrigens noch die fabelhafte Anjelica Huston zu bewundern. Ich kann diesen Film nur sehr empfehlen, er ist wirklich absolut sehenswert und das Ende ist beängstigend.

Todfreunde

"Todfreunde - Bad Influence" ist ein Thriller von Curtis Hanson aus dem Jahr 1990. Das Drehbuch stammt von David Koepp.

Michael (James Spader) ist in der Finanzbranche tätig, ein typischer Yuppie mit einer braven Verlobten (Marcia Cross), einer schicken Wohnung und der Hoffnung auf eine Beförderung. Sein Kollege Patterson versucht allerdings ihn zu übertrumpfen und stiehlt ihm eine Computerdatei. Michael merkt das, ist aber unfähig, sich dagegen zu wehren. Zufällig macht er die Bekanntschaft mit dem überaus smarten Alex (Rob Lowe), der sich von da an immer stärker in Michaels Leben einmischt und diesem zu mehr Selbstbewusstsein verhilft. So gelingt es Michael, sich gegenüber seinem Rivalen Patterson zur Wehr zu setzen. Alex ist eine faszinierende Persönlichkeit und Michael fasst immer mehr Vertrauen zu ihm. Er gesteht ihm, Angst vor der bevorstehenden Heirat mit seiner Verlobten zu haben und Alex löst das Problem auf seine Weise. Er bringt Michael mit der schönen Claire (Lisa Zane) zusammen. Allerdings zeigt Alex nach und nach immer mehr psychopathische Züge, die Michael erst zu spät zu deuten weiß. Erst als es Verletzte und sogar Tote gibt, wird Michael langsam wach und begreift, dass mit seinem neuen besten Freund etwas nicht stimmt. Aber kann er den Teufel noch aufhalten oder hat er seine Seele bereits verkauft?

Das ist ein sehr spannender und sehenswerter Psychothriller, der mit James Spader und Rob Lowe zudem exzellent besetzt ist. Selten war der Teufel attraktiver und diabolischer als hier, denn Rob Lowe kann mit seinem Lächeln alles erreichen, wer könnte da widerstehen. Sehr gut und sehr empfehlenswert.

Dangerous Game

"Ein Film, der einem den Atem raubt" - steht auf der DVD-Hülle. Ja, aber aus den völlig falschen Gründen.

Ich würde diesen Film mal ganz fröhlich in die Rubrik: "Filme, die die Welt nicht braucht" einordnen. Aber der Reihe nach...

"Dangerous Game" ist ein Film von Abel Ferrara aus dem Jahr 1993. Filme von Ferrara schwanken zwischen sehr gut und grottenschlecht, wobei dieser hier erwartungsgemäß in letztere Gattung gehört.

Es handelt sich um einen Film im Film, genauer gesagt um ein B-Movie, das von der Entstehungsgeschichte eines B-Movies erzählt. Besetzt mit ebensolchen Darstellern. Harvey Keitel lasse ich jetzt mal außen vor, der Mann ist ein begnadeter Schauspieler, verirrt sich aber auch schon mal in schlechte Filme. James Russo ist meiner Meinung nach hier gut besetzt, er passt zu diesem Film. Madonna hat von Schauspielerei keine Ahnung, das ist ja wohl hinlänglich bekannt und hier auch wieder zur Genüge bewiesen. Bei dem Versuch, ihre Leistung zu beschreiben ringe ich noch nach Worten.

Der Film handelt, wie bereits erwähnt, von der Entstehung eines Films. Der Regisseur (Keitel) gibt seine Regieanweisungen und versucht alles unter Kontrolle zu haben, während ihm sein eigenes Leben aus dem Ruder läuft und dabei fast die Handlung des Filmes widerspiegelt. Die Schauspieler (Russo und Madonna) betäuben sich mit Alkohol und Drogen, es wird über die handelnden Figuren philosophiert, jeder ist verdammt wichtig oder glaubt es zumindest zu sein.

Auf der DVD ist nur die deutsche Synchronfassung enthalten und die Synchronstimmen sind grauenvoll. Das soll alles betont cool klingen, geht aber leider nur total nach hinten los, gruselig. Die Bildqualität ist teilweise sehr schlecht, was aber wohl beabsichtigt ist, um authentisch zu wirken, kein Kommentar dazu von mir.

Insgesamt kann ich diesen Film natürlich nicht empfehlen, aber wer sich 100 Minuten langweilen will, der kann ja mal reinsehen.

Stormy Monday

"Stormy Monday" ist ein Film von Mike Figgis (u. a. "Leaving Las Vegas"), der hier sein Regiedebüt gab, aus dem Jahr 1988.

Der Film spielt in der englischen Stadt Newcastle. Hier wird gerade eine amerikanische Woche gefeiert und der skrupellose amerikanische Investor Cosmo (Tommy Lee Jones) lässt sich als Retter und Wohltäter feiern. Allerdings hat er mit den von ihm erworbenen Grundstücken im maroden Hafenviertel andere Dinge vor, als die Allgemeinheit glaubt. Einzig der Betreiber des Jazz-Clubs "The Key-Club" Finney (Sting) stellt sich quer und will seinen Club nicht verkaufen. Damit würde er aber Cosmos Pläne ruinieren und so plant dieser ihn auszuschalten. Das wird aber vereitelt, weil Brendan (Sean Bean), der für Finney arbeitet, zufällig ein Gespräch der beiden Attentäter belauscht. Brendan lernt Kate (Melanie Griffith) kennen, die früher einmal Cosmos Geliebte war, und die beiden verlieben sich ineinander. Finney, der nun gewarnt ist, weiß sich zu wehren und kann die Attentäter abwehren. Doch Cosmo gibt noch nicht auf und schreckt auch weiterhin nicht vor Gewalt zurück. Wer wird diesen scheinbar so aussichtslosen Kampf am Ende gewinnen?

Wie die Geschichte weitergeht und was noch passiert, möchte ich hier nicht erzählen, bitte selbst ansehen. Das ist ein feiner kleiner, atmosphärisch sehr dichter Film, der überaus sehenswert ist. Die Musik ist größtenteils zwar nicht mein Fall, aber das macht gar nichts. Die Story überzeugt, auch wenn einige Klischees bedient werden, und die Darsteller auch. Neben Sting, Tommy Lee Jones und Melanie Griffith möchte ich hier besonders Sean Bean hervorheben, der extrem sehenswert ist.

Leider gibt es keine deutschen Untertitel und die Synchronstimme von Sting finde ich persönlich überhaupt nicht passend, die anderen sind einigermaßen erträglich. Insgesamt möchte ich aber doch eine große Empfehlung für diesen Film aussprechen.

25 Stunden

"25th Hour" ist ein Film von Spike Lee aus dem Jahr 2002. Der Titel wurde für die deutsche Fassung wirklich genial übersetzt in "25 Stunden", was natürlich ausgemachter Schwachsinn ist, denn es geht nicht um 25 Stunden, sondern um die 25. Stunde, aber das nur nebenbei bemerkt.

Es geht um den Drogendealer Monty (Edward Norton), der für sieben Jahre ins Gefängnis muss. Der Film beleuchtet seinen letzten freien Tag in New York. Er trifft sich mit seinen alten Freunden Jacob (Philip Seymour Hoffman) und Frank (Barry Pepper), verabschiedet sich von seinem Vater (Brian Cox) und von seiner Freundin Naturelle (Rosario Dawson). Sie alle werden in diesen letzten Stunden mit ihrem eigenen Leben und den entsprechenden Lebenslügen konfrontiert und das ist für niemanden eine einfache Erfahrung. Es geht um Freundschaft, Liebe, Vertrauen und Verrat. Und um die Vorstellung von einem Leben, wie es hätte sein können. Aber niemand kann die Zeit zurückdrehen, wir leben im hier und jetzt und müssen uns unseren Taten und Entscheidungen stellen, beziehungsweise mit ihnen leben. Wir alle haben Situationen im Leben, an denen wir uns anders hätten entscheiden können, es aber nicht getan haben. Rückblickend kann niemand sagen, ob diese oder jene Entscheidung besser oder schlechter gewesen wäre. Der Moment war da und ist vergangen.

In einer sehr packenden Szene hält Monty eine Zwiesprache mit seinem Spiegelbild. Das ist gleichzeitig eine Hassrede und eine Liebeserklärung an New York, an deren Ende nur die Erkenntnis steht, dass er sein Leben selbst verpfuscht hat und niemand außer ihm daran schuld hat.

Edward Norton ist ein großartiger Schauspieler, das beweist er in diesem Film mal wieder grandios. Den Drogendealer nimmt man ihm allerdings nicht so wirklich ab, dafür ist er eigentlich viel zu sympathisch. Auch die anderen Rollen sind perfekt besetzt, man fühlt mit ihnen, egal was sie tun. Die Stadt New York ist in wunderbaren Bildern ein schöner Hintergrund für diese Geschichte.

Insgesamt gesehen ein sehr schöner, ruhiger Film ohne Action, der aber sehr berührt. Sehr empfehlenswert.

Tödlicher Einsatz

"Even Money" ist ein Film von Mark Rydell aus dem Jahr 2006. Der Film erschien hier 2009 als DVD-Premiere. Nun, das ist immer schon ein schlechtes Zeichen, wenn ein Film gar nicht erst den Weg ins Kino schafft. Und angesichts des Staraufgebots, das hier versammelt ist, stellt sich die Frage nach dem warum, die sich allerdings nach dem Ansehen des Films von selbst beantwortet. Aber der Reihe nach.

Es geht um die Schriftstellerin Carolyn (Kim Basinger), die ihrem Mann Tom (Ray Liotta) und ihrer Tochter vormacht tagsüber in Coffeeshops zu sitzen und an ihrem neuen Roman zu arbeiten. Da sie jedoch an einer Schreibblockade leidet, verbringt sie ihre Zeit in Spielcasinos und hat bereits fast alle Ersparnisse der Familie durchgebracht. Eines Tages trifft sie dort auf Walter (Danny De Vito), ein gescheiterter Zauberkünstler, der vorgibt, ihr helfen zu können, das verlorene Geld wiederzubeschaffen.

Dann gibt es da noch den Handwerker Clyde (Forest Whitaker), der hohe Spielschulden hat und hofft, diese mit Hilfe seines Bruders Godfrey, der ein großes Basketballtalent ist, tilgen zu können.

Der zwielichtige Buchmacher Victor (Tim Roth), spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Sein ominöser Auftraggeber Ivan, von dem niemand weiß, ob es ihn wirklich gibt, ist so etwas wie ein Phantom. Die Aufklärung gibt es erst am Schluss. Ist aber auch nicht weiter interessant.

Insgesamt will dieser Film zu viel auf einmal. Es geht um mehrere Geschichten, die nicht wirklich zusammen passen und auch leider nicht wirklich nahe gehen. Basketball, Sportwetten, Glücksspiel, Eheprobleme, es wirkt leider alles etwas zusammengewürfelt. Das ist ein Film, den man nicht unbedingt gesehen haben muss, aber es gibt weitaus schlimmere.

Die Schauspieler sind durchaus sehenswert. Kim Basinger gehört zu den Frauen, die mit zunehmendem Alter immer schöner werden, Ray Liotta ist hier in einer sehr zurückhaltenden Rolle zu sehen, Danny De Vito ist toll, Forest Whitaker ist gewohnt großartig und Tim Roth hat mir persönlich am besten gefallen, als widerlicher Fiesling.

Righteous Kill

"Righteous Kill" ist ein Film von Jon Avnet aus dem Jahr 2008.

Es handelt sich hier um einen Thriller mit Robert De Niro und Al Pacino in den Hauptrollen als Cops in New York. Das sollte dann auch als Beschreibung schon reichen, denn viel mehr ist nicht zu sagen. Beide spielen langjährige New Yorker Polizisten, ziemlich desillusioniert von ihrem Job, denn die Bösen landen nicht immer im Gefängnis, sondern oft wieder auf der Straße und das macht beiden zu schaffen. Da erscheint plötzlich offenbar ein Serienkiller, der sich genau diese Bösewichte vornimmt und bei ihren Leichen jeweils ein Gedicht zurücklässt. Bald wird vermutet, das der Täter ein Polizist ist. Aber was passiert genau und wer ist der wahre Täter? Ohne hier zu viel verraten zu wollen, die Frage ist spannender als die Antwort.

Wir alle wissen, was für großartige Schauspieler Robert De Niro und Al Pacino sind und was für tolle Rollen beide schon gespielt haben. Jeder für sich hat ganz eigene und wirklich große Spuren hinterlassen und das ist auch gut so. Dann ihr erster gemeinsamer Auftritt in "Heat" 1995, unvergesslich. Hier allerdings wirken sie ein bisschen wie "Waldorf und Statler" aus der Muppet-Show. Das wirkt so ein wenig wie ein Beschäftigungsprogramm für altgediente Darsteller. Sehr schade, denn wirklich packend ist hier nichts. Die beiden hätten einen besseren Film verdient.

Sonntag, 15. August 2010

Fright Night (Original)

"Fright Night" ist eine Gruselkomödie aus dem Jahr 1985 von Tom Holland, der hier für Regie und Drehbuch verantwortlich ist.

Wenn man sich diesen Film ansieht, muss man ein paar Dinge wissen:

1. Es gibt keine Vampire
2. Es gibt keine Vampire
3. Es gibt doch keine Vampire, oder?

Der Teenager und Vampirfilmfan Charley hat ein Problem. Er und seine Freundin Amy wollen endlich ihren ersten Sex haben, doch Charley bemerkt plötzlich im Nachbarhaus merkwürdige Begebenheiten, die sofort seine volle Aufmerksamkeit haben. Amy haut daraufhin frustriert ab. Die Ereignisse im Nachbarhaus lassen Charley keine Ruhe. Er ist der festen Überzeugung, dort sei ein Vampir eingezogen. Dummerweise glaubt ihm das aber niemand und alle halten ihn nur für verrückt.

Der neue Nachbar ist der extrem charmante Jerry Dandrige (Chris Sarandon), der sogleich von Charleys Mutter zu einem Begrüßungsdrink eingeladen wird, die natürlich von ihm hingerissen ist. Charley ist verzweifelt, denn sein Verdacht scheint sich zu bestätigen. Weil die Polizei ihm nicht glaubt, wendet er sich in seiner Not an den abgehalfterten Moderator einer gerade abgesetzten TV-Vampirsendung. Dieser Peter Vincent (Roddy McDowall) ist eigentlich nur ein total überforderter Schauspieler, der eigentlich nicht wirklich an Vampire glaubt. Die beiden machen sich zusammen auf, den Vampir zu bekämpfen und dabei müssen sie sich beeilen, hat es Jerry doch schon auf Amy abgesehen. Der Showdown ist jedenfalls sensationell.

Der Vampir, das fremde Wesen, die verbotene Frucht. Sexuell attraktiv und schon deshalb für die meisten verwerflich, aber extrem anziehend. Chris Sarandon ist unglaublich sexy in seiner Rolle, wer würde ihm da einen Pfahl durch sein Herz bohren wollen, wo er doch so viel mit seinem Auftreten verspricht? Er ist verführerisch, selbstbewusst und heiß. Ist es nicht immer das Böse, das uns lockt? Die Disco-Szene ist besonders erwähnenswert, ist hier doch sehr deutlich zu erkennen, dass Amy sich der Anziehung des Bösen nicht entziehen kann. Die Musik ist dazu ganz besonders gelungen und passend.

Das ist wirklich herrlicher Gruselspaß der allerfeinsten Sorte. Wunderbar verrückt und liebenswert, mit durchweg fabelhaften und sehr sympathischen Darstellern. Ein echtes Vergnügen. Ganz große Empfehlung.

Das unvermeidliche Remake aus dem Jahr 2011 "Fright Night" (Remake) ist zwar nicht so schlecht, aber trotzdem irgendwie überflüssig und unterscheidet sich in einigen Punkten vom Original. Kann man gerne verpassen.

Der vierte Engel

"The Fourth Angel" ist ein Film des britischen Regisseurs John Irvin aus dem Jahr 2001.

Wenn man an so einen weitgehend unbekannten Film gerät, noch dazu mit so einer Top-Besetzung, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ist das eine kleine Filmperle, die unbedingt ans Licht der Öffentlichkeit gehört oder es ist eine totale Gurke. In diesem Fall handelt es sich aber tatsächlich um einen recht guten Thriller, der zwar einige fragwürdige Aussagen hat, aber trotzdem spannend ist und gut unterhält.

Der Journalist Jack Elgin (Jeremy Irons) ist mit seiner Familie auf dem Flug nach Indien, um an einer Story zu arbeiten. Das Flugzeug muss wegen angeblicher technischer Mängel in Zypern landen, wo es von Terroristen gekapert wird. Das geforderte Lösegeld wird zwar gezahlt, allerdings gerät bei einem fehlgeschlagenen Befreiungsversuch die Situation ausser Kontrolle. Es gibt ein furchtbares Gemetzel auf dem Flugfeld und jede Menge Tote, unter anderem Jack Elgins Frau und seine zwei Töchter. Jack und sein kleiner Sohn überleben und kehren nach London zurück. Bald darauf muss Jack erfahren, dass die Attentäter wieder freigelassen wurden. Er beginnt auf eigene Faust zu recherchieren, nachdem ihm offizielle Stellen nicht weiterhelfen wollen. Spätestens hier beginnt der Film etwas unglaubwürdig zu werden. Jack gerät zwischen die einzelnen Geheimdienste, die alle nicht mit offenen Karten spielen. Er bekommt einen Hinweis auf eine verlassene Lagerhalle, in der er auf ein paar der Attentäter trifft. Die Wandlung zum eiskalten und abgebrühten Racheengel, der sich mal eben aus einigen herumliegenden Gegenständen eine Waffe bastelt, vollzieht sich ziemlich schnell. Zugegeben, Jeremy Irons macht wie immer eine sehr gute Figur, doch sein plötzliches Handeln, als hätte er nie etwas anderes getan als Terroristen zu jagen, ist ein wenig befremdlich. Er tötet die Männer, beseitigt Beweise und besorgt sich Alibis, ganz wie ein Profi.

Zwischendurch gibt es einen Sprung nach Paris, was man sofort daran erkennt, dass die verdächtige Person ein Baguette mit sich herumträgt, naja.

Die Besetzung ist schon ziemlich gut, neben Jeremy Irons sehen wir unter anderem noch Forest Whitaker und Charlotte Rampling. Insgesamt ist das ein gut gemachter politischer Thriller, der recht spannend inszeniert ist und mit passender Musik unterlegt ist. Ich finde ihn durchaus empfehlenswert, auch wenn die Handlung (Thema Selbstjustiz) teilweise etwas fragwürdig ist.

The Others

"The Others" ist ein Film des spanischen Regisseurs Alejandro Amenábar aus dem Jahr 2001 mit Nicole Kidman in der Hauptrolle. Amenábar hat 2004 übrigens auch den wunderbaren und sehr empfehlenswerten Film "Das Meer in mir" mit Javier Bardem gedreht.

"The Others" ist ein sehr ruhiger und trotzdem gruseliger Film, der vor allen Dingen wunderbare Bilder hat. Er spielt 1945 auf der Kanalinsel Jersey (obwohl in Spanien gedreht) und überzeugt durch eine konstante unheilvolle Atmosphäre. Grace (Nicole Kidman) lebt mit ihren beiden Kindern in einem großen, herrschaftlichen Haus, aber in ständiger Dunkelheit, da ihre Kinder an einer Lichtempfindlichkeit leiden. Die Vorhänge müssen immer verschlossen bleiben. Die Bediensteten haben das Haus verlassen, aber eines Tages stehen drei neue Angestellte vor der Tür, die das Haus anscheinend von früher kennen. Es tun sich rätselhafte Begebenheiten auf, merkwürdige Geräusche sind zu hören und wer nimmt plötzlich die Vorhänge ab?

Der Nebel wird sehr effektvoll eingesetzt, die drei Bediensteten mit ihrer Vergangenheit tun ein übriges. Was hat es mit dem "Buch der Toten" auf sich und warum taucht der im Krieg angeblich verschollene Ehemann auf und verschwindet so schnell wieder? Wer sind die "Anderen", die sich plötzlich im Haus bewegen?

Nicole Kidman kann in ihrer Rolle durchaus überzeugen, ihre vornehme Blässe passt hier sehr gut. Ansatzweise kann sie sogar mimische Fähigkeiten zeigen, ich sage extra "ansatzweise", aus bekannten Gründen funktioniert das ja heute nicht mehr. Warum sich so eine schöne Frau bereits in ihrem Alter dem Botox-Wahn unterwirft ist mir völlig rätselhaft. Nötig hatte sie das nicht.

Der Film erzeugt eine Spannung, der man sich nicht entziehen kann. Auch wenn man anfangs noch nicht weiß, was eigentlich passiert, so sind doch die bleichen Kindergesichter allein schon schreckenerregend. Was geht in diesem Haus vor? Die Auflösung jagt einem gleich die nächste Gänsehaut über den Körper. Absolut empfehlenswert.

Peter's Friends

"Peter's Friends" ist eine wunderbare Tragikomödie von Kenneth Branagh aus dem Jahr 1992.

Zehn Jahre nach ihrem Collegeabschluß treffen sich Peter und seine Freunde von damals auf Peter's Landsitz zur gemeinsamen Silvesterfeier. Es wird ein skurriles Treffen. Auch wenn jeder vorgibt, ein tolles Leben zu haben, so brechen doch die verschiedenen Lebenslügen recht schnell hervor.

Andrew ist nach Hollywood gezogen und ist mit der Sitcom-Darstellerin Carol verheiratet, einer billigen Joan-Collins-Imitation. Die Ehe ist auch nicht sehr glücklich. Maggie ist im Verlagswesen tätig und auf der Suche nach dem Mann ihres Lebens. Roger und Mary haben Zwillinge bekommen, von denen einer gestorben ist, was die Ehe der beiden fast ruiniert hätte, weil beide sich die Schuld am Tod des Kindes geben. Sarah taucht mit ihrem neuen Freund Brian auf, der verheiratet ist und schließlich wieder zu seiner Frau zurückkehrt. Am Ende des Silvesterabends gibt Peter dann sein trauriges Geheimnis preis und die Freunde finden wieder zueinander.

Der Film ist unterlegt mit großartiger Musik und besticht durch seine hervorragende Besetzung. Kenneth Branagh, Emma Thompson, Stephen Fry, Hugh Laurie und Imelda Staunton liefern alle eine tolle Leistung ab.

Für mich ist das einer der schönsten Filme der Neunziger, den man sich immer wieder ansehen kann. Sehr empfehlenswert.

The Untouchables

"The Untouchables" ist ein Film von Brian De Palma aus dem Jahr 1987 und eine Hommage an den frühen Gangsterfilm, das Drehbuch stammt von David Mamet.

Chicago 1930, zur Zeit der Prohibition. Der Gangsterboss Al Capone (Robert De Niro) hat mit seinen Alkoholgeschäften die Stadt unter Kontrolle. Der Agent Eliot Ness (Kevin Costner) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Capone das Handwerk zu legen und ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Das erweist sich aber schnell als schwieriges Unterfangen, zumal er anscheinend aus den eigenen Reihen heraus sabotiert wird. Zusammen mit dem älteren Streifenpolizisten Jim Malone (Sean Connery), dem jungen Polizisten George Stone (Andy Garcia) und dem Buchprüfer Oscar Wallace (Charles Martin Smith) bildet Ness ein kleines Team, das sich voll und ganz der Bekämpfung Capones widmet. Die Jagd ist eröffnet.

Dieser Film ist ein kleines Kunstwerk und extrem schön anzusehen. Die Ausstattung ist exzellent, die Kostüme stammen übrigens von Giorgio Armani. Die Musik von Ennio Morricone ist ebenfalls sehr schön und rundet den Film ab.

Brian De Palma scheint ja eine Vorliebe für spannende Finalszenen in Bahnhöfen zu haben, bei dieser Szene hier stockt einem schon der Atem vor Spannung. Großartig gemacht.

Robert De Niro als Al Capone ist zwar nur in wenigen Szenen zu sehen, aber dann spielt er umso intensiver, er ist perfekt in dieser Rolle. Die kleine Gruppe um Kevin Costner ist ebenfalls wunderbar besetzt und bietet allerfeinstes Schauspielerkino.

Insgesamt ein sehr sehenswerter, teilweise auch recht augenzwinkernder Film, der bestens unterhält. Absolut empfehlenswert.

Another Country

"Another Country" entstand 1984 unter der Regie von Marek Kanievska und basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück.

Die Handlung spielt in England, 1930er Jahre, an einem Elite-Internat. Mit dem Titel "Another Country" ist genau dieses Internatsleben gemeint, denn die jungen Männer die hier leben, unterscheiden sich doch sehr vom gemeinen Volk, das in dieser Zeit schwierige wirtschaftliche Verhältnisse zu überstehen hatte.

Das Internatsleben an sich, wie es hier gezeigt wird, ist gerade aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbar und nicht leicht zu verstehen. Dieser ganze Zirkus, wer nun welche Stellung in der Hierarchie hat und wer über wen bestimmt oder auch nicht, ist sehr gewöhnungsbedürftig. Das macht den Film an manchen Stellen etwas schnarchig, wenn ewig darüber diskutiert wird, wer denn demnächst welchen Posten besetzen wird und was das für Auswirkungen hat. Gähn.

Das wirkliche Thema des Films ist allerdings Homosexualität, die zwar innerhalb des Internats durchaus geläufig ist, aber doch auf jeden Fall diskret behandelt werden sollte. Diskretion ist hier ganz wichtig, gleich danach folgt aber Heuchelei und das in viel größerem Ausmaß.

Guy möchte seine Homosexualität nicht länger verheimlichen und verhält sich auch sonst eher unangepasst. Das führt allerdings dazu, dass ihm der erhoffte gesellschaftliche "Aufstieg" innerhalb der Schule versagt bleibt. Er verbittert und wird Jahre später in die Sowjetunion emigrieren.

Der Film ist mit Rupert Everett, Colin Firth und Cary Elwes exzellent besetzt, denn sie sind alle jung und zauberhaft. Meine Leih-DVD hatte leider keine deutschen Untertitel, deswegen musste ich die Synchronfassung ertragen, sehr schade.

Hundstage - Dog Day Afternoon

"Dog Day Afternoon" - "Hundstage" ist ein Film von Sidney Lumet aus dem Jahr 1975 und die zweite Zusammenarbeit von Lumet mit Al Pacino nach "Serpico" aus dem Jahr 1973.

Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Drei Männer überfallen eine Bank in New York, wobei einer der drei ziemlich schnell die Nerven verliert und verschwindet. Das ist aber nur der Anfang der Pannenserie, denn bei diesem Überfall läuft so ziemlich alles schief. Sonny (Al Pacino) erklärt den Geiseln, dass die ganze Sache in nur einer halben Stunde ausgestanden wäre, tatsächlich wird sich die Angelegenheit über viele quälende Stunden hinziehen. Sein Partner Sal (John Cazale) scheint auch nicht gerade das beste Nervenkostüm zu haben. Als sie mit Hilfe der Bankangestellten den Tresor ausräumen müssen sie feststellen, dass sich dort nur 1.100 Dollar befinden. Die Bankangestellten erweisen sich dann auch noch als ziemlich renitent und sind nicht im geringsten eingeschüchtert, sondern meckern über den miserablen Plan der Bankräuber.

Vor der Bank hat sich inzwischen ein Riesenaufgebot der Polizei versammelt, aber ebenso ein Haufen Reporter und Schaulustige. Die Polizei hat die Situation nicht unter Kontrolle und die Medien berichten live im Fernsehen über den Banküberfall. Der Wahnsinn eskaliert und die Bankräuber werden beinahe als Helden gefeiert. Die Lage in der Bank ist auch ziemlich irrational.

Sonny, der in ständigem Kontakt mit der Polizei steht, verlangt mit seinem transsexuellen Freund Leon (Chris Sarandon) zu sprechen. Er will mit dem Geld aus dem Überfall diesem eine Geschlechtsumwandlung finanzieren. Leon aber erweist sich als wankelmütig und beendet die Beziehung zu Sonny.

Al Pacino wollte übrigens sämtliche Szenen, die auf eine mögliche Homosexualität hindeuten aus dem Film gestrichen haben und drohte damit, aus dem Projekt auszusteigen. So bleibt das nur eine Geschichte am Rande, die keinerlei Bedeutung zu haben scheint.

Nach vielen Stunden fährt der Bus vor, der die Bankräuber und die Geiseln zum Flughafen bringen soll, wo ein Jet auf sie wartet. Doch auch das verläuft nicht so wie geplant.

Das ist ein sehr spannender und atmosphärisch dichter Film, der einen wirklich packt und unter die Haut geht. Absolut empfehlenswert.

Grifters

"Grifters" ist ein Film von Stephen Frears aus dem Jahr 1990. Zwei Jahre zuvor hatte Frears den wunderbaren Film "Gefährliche Liebschaften" mit Glenn Close, Michelle Pfeiffer und John Malkovich in den Hauptrollen gedreht, der ist ebenfalls sehr empfehlenswert, aber das nur nebenbei.

"Grifters" ist ein Drama, das seine Spannung aus dem Verhältnis der drei Hauptfiguren zueinander bezieht. Da wäre zuerst Roy (John Cusack), der sich mit kleinen Trickbetrügereien durchs Leben schlägt. Dann ist da noch Lilly (Anjelica Huston), Roys Mutter, die für die Mafia Wettquoten auf der Pferderennbahn manipuliert und dabei auch in die eigene Tasche wirtschaftet. Beide sehen sich nach vielen Jahren erstmals wieder. Das Trio wird komplettiert durch Myra (Annette Bening), Roys Geliebte. Myra ist ein durchtriebenes Flittchen, sie hat früher mit ihrem damaligen Partner einige große Betrügereien durchgezogen, bis dieser den Verstand verlor. Seitdem ist sie auf der Suche nach einem neuen Partner, um an die alten Erfolge anzuknüpfen.

Roy hat bei einem Betrugsversuch einen ziemlichen Schlag in den Magen abbekommen und Lilly, die zufällig bei ihm vorbeikommt, sorgt dafür, dass er ins Krankenhaus gebracht wird, da er innere Blutungen hat und fast gestorben wäre. Im Krankenhaus treffen Lilly und Myra erstmals aufeinander und sind sich sofort spinnefeind. Die beiden Frauen buhlen um Roys Gunst und wissen genau, wen sie vor sich haben, da beide vom gleichen Schlag sind. Zwei wunderschöne Frauen, die allerdings brandgefährlich sind, wenn es um die Durchführung ihrer Pläne geht. Wobei Lilly durch ihre Erfahrung und Skrupellosigkeit Myra noch bei weitem überragt.

Alle drei sind von krimineller Energie durchzogen und jeder ist nur auf seinen Vorteil aus. Myra möchte Roy als ihren neuen Partner gewinnen, aber der will nur alleine arbeiten. Es kommt zum Streit zwischen den beiden, bei dem es auch um Lilly geht. Myra ist daraufhin so wütend, dass sie Lillys Boss von deren Unterschlagungen berichtet. Lilly erfährt davon und muss untertauchen. Myra folgt ihr heimlich bis in ein Motel und will Lilly töten und ihr Geld an sich nehmen. Den weiteren Verlauf der Geschichte will ich hier nicht verraten, aber es gibt noch einige Wendungen und die Tragödie hat gerade erst begonnen. Einige werden ihr Leben verlieren, ihre Seelen haben sie bereits verkauft.

Das Drama ist mit John Cusack, Annette Bening und Anjelica Huston hervorragend besetzt. John Cusack ist als Roy der eindeutig schwächere Part gegenüber den beiden starken Frauenfiguren. Annette Bening ist in ihrer Rolle sehr sexy und durchtrieben, aber überaus glaubwürdig. Nun zu Anjelica Huston, ich habe selten so eine großartige Darstellung gesehen. Ihre Verkörperung der Lilly ist atemberaubend. Sie ist wunderschön, stark und dabei doch verletzlich.

Dieser Film ist absolut empfehlenswert, auch wenn die Handlung teilweise sehr tragisch ist und hier von Humor kaum eine Spur zu sehen ist. Die Darsteller sind genial.

Kleine Morde unter Freunden

"Shallow Grave - Kleine Morde unter Freunden" ist das Regiedebüt von Danny Boyle aus dem Jahr 1994.

Juliet (Kerry Fox), David (Christopher Eccleston) und Alex (Ewan McGregor) leben in einer schönen großen Altbauwohnung und suchen einen neuen Mitbewohner. Sie machen sich einen Spaß daraus, die Bewerber für das Zimmer gründlich unter die Lupe zu nehmen und zu verschaukeln. Erst der scheinbar seriöse Hugo kann sie für sich einnehmen und zieht bei ihnen ein. Allerdings währt die Freude nicht lange, denn Hugo wird von den drei anderen bald darauf tot in seinem Zimmer aufgefunden. Unter seinem Bett finden die Freunde einen Koffer voller Geld. Um das Geld behalten zu können, muss die Leiche entsorgt werden und zwar so, dass niemand seine wahre Identität mehr herausfinden kann. Ausgerechnet der sensible David wird auserkoren, dem Leichnam Hände und Füße abzusägen, die Zähne zu ziehen und das Gesicht zu zertrümmern...

Als nächstes tauchen zwei Killer in der Wohnung auf, die auf der Suche nach dem Geld sind und nicht gerade zimperlich sind. Und schon wieder müssen Leichen entsorgt werden...

Schließlich erscheinen auch noch zwei Polizisten und stellen unangenehme Fragen, aber die Freunde (sind sie das noch?) stehen das tapfer durch. Nach all diesen Begebenheiten stellen sich allerdings gegenseitiges Misstrauen und stetig wachsende Paranoia ein. Die Situation eskaliert so langsam aber sicher.

Mehr soll hier nicht verraten werden, bitte selbst ansehen. Das ist eine pechschwarze und sehr makabere Thriller-Komödie, die überaus sehenswert und kurzweilig ist. Leider liegt sie hier nur in der deutschen Synchronfassung vor, aber das ist bei dem Preis durchaus zu verschmerzen. Sehr empfehlenswert.

Dogfight

"Dogfight" ist ein Film von Nancy Savoca aus dem Jahr 1991.

Die Handlung spielt in San Francisco im November 1963. Ein paar junge Männer verbringen ihren letzten Abend in der Stadt, am nächsten Tag geht es für sie nach Vietnam. Sie wollen eine Party veranstalten und schließen eine Wette ab. Wer das hässlichste Date mitbringt, der gewinnt. Eddie (River Phoenix) trifft auf der Suche nach dem "passenden" Mädchen auf Rose (Lili Taylor), eine schüchterne junge Frau, die zusammen mit ihrer Mutter und Großmutter ein kleines Cafe betreibt. Eddie kann sie schließlich überreden, ihn zu der Party zu begleiten. Nach einiger Zeit kommt Rose jedoch dahinter, worum es bei der Verabredung eigentlich ging und sie stürmt wütend davon. Eddie, der inzwischen Gefallen an der jungen Frau gefunden hat, läuft ihr nach. Schließlich verbringen sie den restlichen Abend und die Nacht zusammen. Eddie ist immer mehr verzaubert von Rose, die nach und nach aufblüht. Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen, Eddie muss fort.

Jahre später kehrt er verwundet aus Vietnam zurück nach San Francisco, wo inzwischen die Hippies Einzug gehalten haben. Verstört von seinen Kriegserlebnissen, viele seiner Freunde sind gefallen, weiß er nicht so recht, wo er hin soll und landet schließlich im Cafe von Rose, die ihn sofort in die Arme nimmt.

Dieser Film behandelt eine etwas andere Liebesgeschichte und ist sehr warmherzig und sensibel erzählt und gespielt. Der leider viel zu früh verstorbene River Phoenix und die wunderbare Lili Taylor sind in ihren Rollen als ungleiches Paar perfekt besetzt. Absolut empfehlenswert.

Da die englische Fassung leider nicht über deutsche Untertitel verfügt, habe ich mich für die deutsche Synchronfassung entschieden und ich habe ausnahmsweise mal nichts an den Synchronstimmen auszusetzen, die sind sehr gut gewählt. Es geht doch.