"Das weiße Band" ist ein Film von Michael Haneke (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.
Die Geschichte spielt in einem kleinen Dorf in Norddeutschland kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und beschäftigt sich in erster Linie mit der Frage nach der Entstehung von Gewalt, hier exemplarisch gezeigt anhand der Dorfgemeinschaft und der einzelnen Familien. Alle Macht und wenn man so will auch alle Gewalt geht hier von den Männern des Dorfes aus, sei es der Baron, der Arzt, der Pfarrer oder auch nur der Bauer. Frauen und Kinder haben keine Rechte und sind den Männern untergeben. Gezeigt wird hier ein System aus permanenten Demütigungen und Bestrafungen.
Der ehemalige Lehrer erzählt die Geschichte rückblickend aus dem Off. Das scheinbar so friedliche Dorfleben wird durch merkwürdige Ereignisse jäh gestört. Es gibt Unfälle und auch Todesfälle, sowie Verletzungen, für die kein Täter gefunden werden kann. Haneke wirft viele Fragezeichen auf, weigert sich jedoch konsequent, auch nur eine Frage zu beantworten. So war ich nach dem Ansehen des Films erst einmal ziemlich ratlos, aber die Geschichte wirkt lange nach und geht nicht aus dem Kopf. Gewaltszenen sind hier übrigens nicht zu sehen, die entstehen nur im Kopf des Zuschauers, da Haneke die Kamera stets abwendet wenn es die Situation erfordert. Da hat man bei Haneke schon ganz andere Dinge gesehen.
Die Idee, gerade den Lehrer als Erzähler auszuwählen scheint genial, denn dieser ist anders als die meisten Charaktere im Film, eine eher weiche und sanfte Figur, eben eher modern, als den alten Sitten nacheifernd. Die zarte Liebesgeschichte soll diesen Aspekt wohl noch unterstreichen, ist aber auch schon fast überflüssig.
Trotz einer Laufzeit von ca. 140 Minuten hat der Film keine Längen und fesselt von Anfang bis Ende. Eingefangen ist das alles in betörend schönen schwarz-weiß Bildern, die eine ganz besondere Atmosphäre schaffen. Die Darsteller sind allesamt großartig, hier vor allem Ulrich Tukur, Burghart Klaußner, Josef Bierbichler und Susanne Lothar. Auch die Kinderrollen sind sehr gut besetzt. Ein sehenswerter Film, der sich wohltuend vom heute so üblichen Mainstream abhebt. Sehr empfehlenswert.
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