"Opening Night" ist ein Film von John Cassavetes (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1977. Die Hauptrolle spielt Cassavetes' Ehefrau Gena Rowlands.
Bevor ein Theaterstück am Broadway Premiere hat, wird es in der Provinz vor Publikum gespielt, um zu sehen, wie es ankommt. Die Proben dauern in der Zeit noch an und es wird hier und da noch etwas geändert. Der Star des Stückes, die gefeierte Schauspielerin Myrtle (Gena Rowlands) hat Schwierigkeiten, sich mit ihrer Rolle zu identifizieren. Das Stück handelt von einer Frau, die mit dem Älterwerden Probleme hat, genau wie Myrtle selbst, was sie sich jedoch noch nicht eingestehen will. Sie widersetzt sich den Anweisungen des Regisseurs Manny (Ben Gazzara), will auf der Bühne nicht geschlagen werden und ändert eigenmächtig ihren Text. So treibt sie langsam aber sicher den Regisseur, die Autorin Sarah (Joan Blondell), den Produzenten David (Paul Stewart) und ihren Schauspielkollegen Maurice (John Cassavetes) in den Wahnsinn. Manny versucht es mit Zuckerbrot und Peitsche, aber Myrtle verschließt sich immer mehr und betäubt sich mit Alkohol. Sie ist einsam, hat keine Beziehung und keine Kinder und sie altert, damit kommt sie nicht klar. Bald ist nicht mehr zu unterscheiden, was Spiel und was Realität ist, beides verschwimmt immer mehr. Die Autorin Sarah versucht Myrtle die Rolle näherzubringen, aber auch sie schafft es nicht. In dem Stück heißt es, die Frau sei zu alt, um sich noch einmal zu Verlieben und Myrtle weigert sich, eine alternde Frau zu spielen, auch aus Angst, künftig auf diese Rolle festgelegt zu sein.
Als eines Abends ein siebzehnjähriges Mädchen, das ein Autogramm von Myrtle haben wollte, anschließend von einem Auto überfahren wird, dreht Myrtle fast durch. Sie hat fortan immer öfter Halluzinationen, sieht die junge Frau, die sich als ihr Alter Ego entpuppt und an ihre eigene Jugend erinnert. Allein in ihrem großen, leeren Hotelzimmer glaubt sie sogar von dieser Fantasiefigur angegriffen zu werden und tötet diese in einer verzweifelten und atemberaubenden Sequenz.
Als die Premiere in New York ansteht, ist Myrtle verschwunden und taucht erst in letzter Sekunde, dafür aber völlig betrunken auf. Auf allen vieren kriecht sie zu ihrer Garderobe, muss fast auf die Bühne getragen werden und meistert ihren Auftritt trotz allem in beeindruckender Art und Weise. Das ist fast schmerzhaft mitanzusehen, aber Gena Rowlands ist so fantastisch und glaubhaft in dieser Rolle, dass man ihr Spiel atemlos und mit Gänsehaut verfolgt.
Der Film ist mit ca. 140 Minuten Laufzeit vielleicht einen Tick zu lang, aber dabei niemals langweilig. Die fantastischen Schauspieler, allen voran natürlich Gena Rowlands, machen dieses Stück zu einem echten Erlebnis. Das darf man auf keinen Fall verpassen.
Kleiner Hinweis noch von mir auf zwei Filme mit ähnlicher Thematik, die sich ebenfalls mit dem Theater befassen und von nicht mehr ganz jungen Schauspielerinnen in Lebenskrisen handeln. Das wären z. B. "All about Eve" mit einer großartigen Bette Davis und der französische Film "Actrices" von und mit der wunderbaren Valeria Bruni-Tedeschi. Beide ebenfalls sehr sehenswert. Also, Vorhang auf!
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