Donnerstag, 12. August 2010

Harry meint es gut mit Dir

"Harry meint es gut mit Dir" ist ein Film von Dominik Moll aus dem Jahr 2000. Das Drehbuch schrieb Moll zusammen mit Gilles Marchand.

Michel (Laurent Lucas) und seine Frau Claire (Mathilde Seigner) sind zusammen mit ihren drei kleinen Töchtern auf dem Weg in ihr Ferienhaus auf dem Land. Es ist unerträglich heiß, das Auto hat keine Klimaanlage und die Kinder quengeln und nerven auf dem Rücksitz. Die Nerven der Eltern liegen bald blank. Bei einem Zwischenstopp an einer Autobahnraststätte triftt Michel im Waschraum auf Harry (Sergi López), der sich ihm als früherer Schulkamerad vorstellt. Michel kann sich zwar nicht mehr an ihn erinnern, aber Harry dafür um so mehr. Harry, der mit seiner hübschen, aber naiv-doofen Freundin Prune eigentlich auf dem Weg in die Schweiz ist, lädt sich irgendwie selbst ins Ferienhaus von Michel und Claire ein. Die Mädchen und Claire können bei ihm im klimatisierten Wagen mitfahren und ab geht die Fahrt.

Das "Ferienhaus" entpuppt sich als baufällige Ruine, da Michel und Claire nur in den Ferien dort sind und das Haus selbst instandsetzen wollen, was nun schon einige Jahre dauert und natürlich nicht wirklich vorangeht. Michels Eltern haben ohne zu fragen das Badezimmer herrichten lassen und zwar in schreiendem Rosa, pardon, Fuchsia. Michel und Claire sind entsetzt, einerseits wegen der Farbe und andererseits wegen der ständigen Einmischungen und Bevormundungen von Michels Eltern, denen Michel nichts entgegenzusetzen hat.

Harry und Prune bleiben über Nacht und beim gemeinsamen Abendessen erzählt Harry Anekdoten aus der Schulzeit. Unter anderem berichtet er, dass Michel früher in der Schulzeitung Gedichte und den Anfang eines Romans veröffentlicht hat. Zur Verblüffung aller Anwesenden, Claire wusste von den frühen schriftstellerischen Ausflügen ihres Mannes gar nichts, kann Harry ein Gedicht auswendig vortragen, weil es ihm so gut gefällt und er es nie vergessen hat. Harry ist von nun an ganz besessen von dem Gedanken, Michel wieder zum Schreiben zu bewegen, koste es was es wolle und das ist wörtlich gemeint.

Um Michel den Rücken freizuhalten und ihm die nötige Ruhe zum Schreiben zu verschaffen, macht Harry sich in seiner scheinbar so freundlichen Art langsam unentbehrlich. Das alte Auto wird schnell gegen einen flotten und klimatisierten Geländewagen ausgetauscht, auch wenn Michel und Claire sich sehr sträuben, das anzunehmen. Nichts soll Michel ablenken und beeinflussen, Harry hat für jedes Problem eine Lösung. Tja, und ein Problem sind eben auch Michels Eltern, da muss Harry aktiv werden und das "Übel" aus der Welt schaffen.

Nach der Beerdigung nimmt Harry Michels chaotischen Bruder im Auto mit, der sich über das Gedicht von Michel nur lustig macht. Das hätte er besser nicht tun sollen und so verschwindet er leider spurlos. Michel fängt tatsächlich wieder an zu schreiben und zwar heimlich im Badezimmer. In seiner Naivität erkennt er nicht, was für ein teuflisches Spiel Harry treibt, bis er auch Prune beseitigt und Michel ihm dabei helfen soll. Und das ist noch nicht der letzte Plan von Harry...

Das ist ein großartiger und spannender Film, sehr makaber und böse, aber extrem gut gemacht und gespielt. Man könnte meinen, Hitchcock selbst hätte dem Regisseur hier über die Schulter geschaut. Der Film ist zwar nur in der deutschen Synchronfassung zu haben, aber die ist hier wirklich sehr gut gelungen, die Stimmen sind passend und glaubwürdig, so etwas würde ich mir öfter wünschen. Von Dominik Moll kann ich noch den Film "Lemming" aus dem Jahr 2005 empfehlen, der ist ebenfalls sehr sehenswert.

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