"Liebe auf den zweiten Blick" - "Last Chance Harvey" ist ein Film von Joel Hopkins (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2008.
Eines gleich vorweg, mir hat der Film nicht gefallen, für mich ist das eine schnulzige Romanze für die (wie heißt es immer so schön?) Generation 50+, die allen älteren Zuschauern klar machen will, dass sie sich noch nicht gleich aus dem Fenster stürzen müssen, vielleicht kommt ja noch ein Dustin Hoffman oder eine Emma Thompson vorbei. Tröstlicher Gedanke, oder?
Zur Handlung, der Werbejingleschreiber Harvey (Dustin Hoffman) kommt aus New York angeflogen, um in London bei der Hochzeit seiner Tochter dabei zu sein. Er steht seiner Familie nicht besonders nahe, wie man schnell bemerkt und er scheint auch ein Pechvogel zu sein. Als er merkt, dass er nicht so gerne bei der Feier gesehen ist, will er zurück nach New York fliegen, wo er gerade seinen Job an einen Jüngeren verloren hat. Er verpasst das Flugzeug und landet in der Bar, wo er auf die Flughafenangestellte Kate (Emma Thompson) trifft. Kate ist Single, Ende Vierzig und hat Bindungsängste. Wenn ihr Handy klingelt, dann ist höchstens ihre Mutter am anderen Ende und das gefühlte hundert Mal am Tag. Nun, Harvey und Kate kommen ins Gespräch und verbringen den Tag zusammen. Letztendlich überredet Kate Harvey, zur Hochzeitsfeier zurückzukehren und bei seiner Tochter zu sein. Harvey bittet Kate, ihn zu begleiten. Da sie natürlich nicht passend angezogen ist, wird erstmal ein Kleid gekauft. Diese Szene ist so überflüssig wie ein Kropf und absolut albern, aber das nur so am Rande.
Harvey und Kate erscheinen also auf der Feier, werden an einen kleinen Tisch gesetzt und plötzlich haben sich alle lieb und jeder freut sich, dass Harvey nun da ist, während dieser zur Stimmungskanone mutiert. Kate lächelt still vor sich hin als sie ihr gutes Werk betrachtet und beschließt, leise zu verschwinden. Ha, das wird natürlich von Harvey bemerkt, der sie gerade noch vor dem Fahrstuhl abfangen kann und ihr in einem Nebenraum schnell was auf dem Piano vorklimpert. Süß, nicht? Also wieder zurück zur Hochzeitsgesellschaft und schön weiter feiern.
Harvey und Kate nähern sich an, laufen bis zum Morgen durch London und verabreden sich zu einem erneuten Treffen. Hier muss jetzt natürlich ein bisschen Dramatik eingebaut werden, bevor auch noch der letzte Zuschauer eingeschlafen ist. Der arme Harvey kann die Verabredung nicht einhalten, weil er seine Herztabletten in New York vergessen hat und ins Krankenhaus muss. Kate wartet vergebens auf ihn und ihr Gesichtsausdruck zeigt deutlich, was sie denkt. Wieder nur eine Enttäuschung, wie so oft.
Aber damit ist der Film noch nicht vorbei, das Publikum verlangt schließlich nach einem Happy-End. Also macht sich Harvey auf, das Herz von Kate zu erobern, was diese jedoch erst nur zögerlich zulässt. Wenn Kate versucht, Harvey ihre Ängste vor Enttäuschungen und Verlust zu schildern, dann ist das der erste ehrliche Moment in diesem Film. Das hält aber auch nur kurz an, denn Harvey setzt sofort einen allerliebsten Hundeblick auf, lächelt lieb und vermittelt damit seine Botschaft: Wird schon werden, Kleines. So schlendern die beiden Arm in Arm durch das sonnendurchflutete London einer glücklichen Zukunft entgegen, unterlegt mit oberschnulziger Musik. Amen.
Joel Hopkins hat seinen beiden Stars die Rollen auf den Leib geschrieben, was ja im Prinzip sehr lobenswert ist, aber eben leider nicht ausreicht, um einen ganzen Film zu tragen. Ein intelligenteres Drehbuch wäre hier sinnvoll gewesen. So konzentriert sich der ganze Film zu sehr auf die beiden Hauptdarsteller und vernachlässigt dabei die eigentliche Handlung.
Der einzige Grund, diesen Schmalz zu ertragen ist die wunderbare Emma Thompson, die einfach hinreissend ist. Dustin Hoffman spielt das, was er immer spielt, den liebenswerten kleinen Loser mit dem großen Herzen. Beide für sich sind fabelhafte Schauspieler, aber als Paar einfach grandios fehlbesetzt. Schade.
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